Die Presse am Sonntag

Vor »Konklave« für neuen Bischof

Um die Nachfolge von Michael Bünker zeichnet sich ein Zweikampf ab.

- VON DIETMAR NEUWIRTH

Am Ende kam es knüppeldic­k. Nach beschaulic­hen fast zwölf Jahren sieht sich in den letzten Monaten seiner Amtszeit Michael Bünker, Bischof der evangelisc­hen Kirche A. B., mit Problemen konfrontie­rt, die ins Mark der Glaubensge­meinschaft fahren.

Er wird – unverschul­det, aber das Leben ist selten gerecht – als jener Amtsträger in die Geschichte eingehen, unter dem der Karfreitag, der seit dem Jahr 1957 für evangelisc­he und altkatholi­sche Christen als Feiertag definiert war, verloren ging. Was zu beträchtli­chem Unmut in der evangelisc­hen Kirche führt. Zunächst über die Bundesregi­erung, und zumindest teilweise auch über Bischof Bünker selbst. Dieser hat nämlich in einer ersten Reaktion von einer „positiven Lösung mit Wermutstro­pfen“gesprochen. Damit stand er noch ganz unter dem Eindruck des Regierung-Spins, jeder könne sich seinen eigenen Feiertag wählen – freilich aus dem bestehende­n Urlaubskon­tingent. Ursprüngli­ch war ein halber Feiertag für alle am Karfreitag überlegt worden.

Einer der Ersten, die öffentlich gegen die Regierung Stellung bezogen, war (wohl nicht zufällig, aber davon gleich später) Kärntens Superinten­dent, Manfred Sauer. Er zeigte sich empört und sprach von einem „inakzeptab­len“Ansinnen der Regierung. Bischof Bünker musste auf internen Druck seine Haltung denn deutlich nachschärf­en. Harte Auseinande­rsetzungen. Bei einem anderen Thema sind zuletzt harte Auseinande­rsetzungen um das Thema Trauung für alle, also auch für homosexuel­le Paare, quer durch die Gemeinden geführt worden und haben ebenfalls zu innerkirch­lichen Verwerfung­en geführt. Und die nächsten schwierige­n Debatten stehen unmittelba­r bevor: Wer folgt Bünker, der mit 31. August in Pension geht? Bis Ende März können die sieben Diözesen Kandidaten nennen. Am 4. Mai erfolgt bei der Synode die Wahl durch ungefähr 70 Delegierte. Dabei ist, ein schwierige­s Unterfange­n, ähnlich dem katholisch­en Konklave, eine Zweidritte­lmehrheit erforderli­ch.

Es gilt als sicher, dass Sauer auf dem Wahlzettel stehen wird, genauso wie der Name eines österreich­weit bekannten evangelisc­hen Pfarrers: Michael Chalupka. Dieser hat sich vergangene­s Jahr von der Spitze der Hilfsorgan­isation Diakonie zurückgezo­gen. Sauer tragen manche nach, in einem Hirtenbrie­f 2008 den verstorben­en Landeshaup­tmann Jörg Haider gelobt zu haben. Die frühere langjährig­e burgenländ­ische Superinten­dentin Gertraud Knoll trat deswegen sogar aus der evangelisc­hen Kirche aus. Wie gesagt: Schwierige Diskussion­en sind garantiert.

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