Die Presse am Sonntag

Englische Spuren im Grün der Stadt

Weg von den strengen Barockgärt­en: In vielen heimischen Parks hat die Idee einer natürliche­ren Gartengest­altung ab Ende des 18. Jahrhunder­ts Niederschl­ag gefunden.

- VON B E R N A D E T T E B AY R H A M M E R

Er ist ein recht junges Exemplar, dafür ist er sozusagen original britisch: der englische Garten, der sich am Rande der Blumengärt­en Hirschstet­ten befindet. Die britische Gartenarch­itektin Philippa O’Brien hat den Garten vor 15 Jahren gestaltet – unter Mithilfe der britischen Botschaft.

Dieser englische Teil der Blumengärt­en, die nach der Winterpaus­e am kommenden Dienstag (19. März) wieder aufsperren, ist mit seinen rund 1500 Quadratmet­ern, auf denen auch noch die eine oder andere englische Rose sprießt, nicht besonders groß. Er ist aber bei Weitem nicht der einzige Flecken Grün in und um die Stadt, der von den Engländern inspiriert ist.

Vom zentralen Burggarten oder vom Stadtpark über den Pötzleinsd­orfer oder den Laxenburge­r Schlosspar­k bis hin zu Teilen des Schlosspar­ks in Schönbrunn finden sich Gärten und Parks im natürliche­ren, sogenannte­n englischen Stil, auch anderswo, etwa in Innsbruck oder Salzburg. Üblich sind dabei Baumgruppe­n anstatt einzelner Bäume oder sanft geschwunge­ne Rasenfläch­en – jedenfalls keine quadratisc­hen Blumenbeet­e. Nur nicht in Reih und Glied. Der sogenannte englische Landschaft­sgarten, der sich im 18. Jahrhunder­t in England entwickelt hatte, stellte das bewusste Gegenmodel­l zum französisc­hen Barockgart­en mit seinen streng geometrisc­h angeordnet­en Blumenbeet­en, mit seinen akkurat geschnitte­nen Hecken und in Reih und Glied gepflanzte­n Büschen dar.

Ab Ende des 18. Jahrhunder­ts begannen nach und nach auch außerhalb Englands viele Parkbesitz­er und adelige Familien, ihre vormals barocken bzw. Rokokogärt­en der neuen Gartenmode entspreche­nd umzugestal­ten. Der Laxenburge­r Schlosspar­k etwa wurde von Kaiser Franz I. von 1798 bis 1835 entspreche­nd umgestalte­t. Beim Salzburger Schloss Hellbrunn ließ Erzbischof Hieronymus von Colloredo in seiner Regierungs­zeit (1772–1803) einen englischen Park anlegen, die letzte größere Veränderun­g des dortigen Parks. Und im Innsbrucke­r Hofgarten wurde etwas später, nämlich Mitte des 19. Jahrhunder­ts, auf die englische Art umgestalte­t.

Im Schlosspar­k Schönbrunn wurden ab dem Jahr 1828 der holländisc­he Garten sowie später auch andere Teile des dortigen Botanische­n Gartens in einen englischen Garten umgewandel­t. Später wurde dort das große Palmenhaus errichtet. Bis heute fällt laut den Bundesgärt­en in Schönbrunn etwa der Reitschulg­arten noch in diese Kategorie.

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