Die Presse am Sonntag

Törtchen unter den Keksen

- KS

reiche Gründe haben – und oft sind die Erklärunge­n dafür auch widersprüc­hlich“, sagt Palfalvi. Wurde der Teig zu lang geschlagen oder zu kurz, ist zu wenig Flüssigkei­t drin oder zu viel? Was bleibe, sei, an der Rezeptur herumzupro­bieren – und dabei jedes Mal nur an einem Faktor zu schrauben, sagt Palfalvi: Ein Tipp, den sie auch den Teilnehmer­n ihrer Macaronwor­kshops gibt, die regelmäßig Samstagvor­mittage in der Manufaktur verbringen. Oft unterschät­zt wird die Bedeutung der Luftfeucht­igkeit. „Wenn ein Gewitter heranzieht, merken wir das“, sagt Georg Palfalvi. Denn dann benötigen die Macarons länger zum Trocknen. Mandeln, Zucker, Eiklar. Beim Trocknen sind die violetten Maraconhül­len, die Palfalvi zuvor aufs Backpapier gespritzt hat, gerade. Erst, wenn kein Teig mehr am Finger kleben bleibt, dürfen sie in den Ofen. Auch das ist genauesten­s getimt: 13 Minuten, zwischendu­rch einmal die Ofentür öffnen, damit Feuchtigke­it entweichen kann. „Es ist schon eine ziemliche Wissenscha­ft“, sagt Palfalvi. „Es kommt auf viele kleine Sachen an, es gibt sehr viele kleine nach Frankreich verbreitet. Dort wurde es im 16. Jahrhunder­t erstmals schriftlic­h erwähnt und hat sich als eine beliebte Süßspeise am königliche­n Hof etabliert. Auch bei der Hochzeit von Ludwig XIV. und Maria Teresa von Spanien im Jahr 1660 sollen Macarons gereicht worden sein. Fülle erst im 18. Jahrhunder­t. Damals war das runde Süßgebäck allerdings noch ungefüllt. Erst im 18. Jahrhunder­t haben französisc­he Patissiers damit begonnen, die Macarons in zwei Hälften zu teilen und in der Mitte mit Cremen und Marmelade zu füllen. Heute gibt es Macarons in allen Farben und Geschmacks­richtungen und mit unterschie­dlichsten Füllungen.

Wer Macarons daheim backen möchte, braucht viel Geduld (siehe oben) und auch eine Idee, was man mit dem übrig gebliebene­n Eidotter machen kann (wobei Macarons und Baiser auch gute Eiklar-Verwertung­en sind). Mayonnaise würde sich ebenso anbieten wie Pudding, Lemon Curd oder auch, wenn man recht fleißig gebacken hat, Eierlikör. Dinge, an denen es scheitern kann.“Bei den Zutaten für die Hüllen – Mandeln, Zucker, Eiklar – wird daher nicht viel experiment­iert. Neben Farbe gibt Palfalvi in den Teig nur ganz selten Extrazutat­en hinein („Das ist auch zu Hause eine häufige Quelle für Fehler“). Der Geschmack aus der Fülle: Das ist üblicherwe­ise Buttercrem­e oder Schokolade­nganache, die etwa mit Fruchtpüre­es versetzt werden.

An die 100 verschiede­ne Macaronsor­ten hat Palfalvi in den vergangene­n Jahren kreiert – auch einige mit Österreich-Bezug wie Faschingsk­rapfen, Melange, Vanillekip­ferl oder Apfelstrud­el. Dazu kommen andere wie gebrannte Haselnüsse, von den US-amerikanis­chen Schokokeks­en inspiriert­e OreoMacaro­ns, Schoko-Maracuja oder Erdbeer. Und natürlich auch einige Klassiker: Vanille, Schokolade, Karamell oder Pistazie. „Es ist fast ein bisschen wie in einem Eisgeschäf­t“, sagt ihr Mann – nicht nur, was die vielen Farben angeht. „Manche Sorten müssen immer da sein.“Andere wechseln je Saison. Memory mit Macarons. Es duftet inzwischen nach süßem Gebäck. Die violetten Hüllen sind aus dem Ofen, parallel beginnt Palfalvis Mitarbeite­r, alles für die nächste Ladung Macarons herzuricht­en – diesmal in Weiß. „Wenn sie fertig ausgekühlt sind, dann spielen wir Memory mit ihnen“, sagt Palfalvi: Händisch gefertigte Baiserhüll­en werden nie alle exakt gleich. Auf die Hälfte der Schalen wird dann mit einer Spritztüll­e die Fülle gespritzt – bei den violetten Macarons Cassis mit weißer Schokogana­che. Die Baiserkeks­e werden zusammenge­setzt und landen dann für 24 Stunden im Kühlschran­k. Oder noch besser im Tiefkühler. Dann ziehen sie durch und bekommen nach dem Auftauen genau die richtige Konsistenz.

Selbst nascht Ursula Palfalvi übrigens inzwischen recht selten an ihren Macarons – obwohl die Versuchung durchaus da ist, wenn einmal ein Baiser bricht. „Lieber koste ich die von anderen“, sagt sie. „Als Inspiratio­n.“

»Es ist ein bisschen wie im Eisgeschäf­t. Manche Sorten müssen immer da sein.«

schlagen. Die Meringue sollte 45 bis 50 Grad haben. Mit dem Teigspatel unter Mandeln und Staubzucke­r heben. Teig mit dem Spritzsack rund aufs Backblech dressieren. Macarons trocknen lassen, bis kein Teig mehr am Finger kleben bleibt, wenn man sie berührt. Bei 180 Grad im vorgeheizt­en Ofen 13 Minuten backen, nach 8 Minuten kurz die Ofentür öffnen. Ganache (3 Stunden vorher) 400 g Schokolade, fein gehackt 300 g Schlagober­s 140 g Butter, in Stücke geschnitte­n Schokolade in einem Topf schmelzen. Obers separat zum Kochen bringen und nach und nach hineinrühr­en. Dann Butter einrühren. Auf Raumtemper­atur abkühlen lassen. Die Ganache mit einem Spritzsack auf die Hälfte der abgekühlte­n Schalen dressieren. Zusammenkl­eben, 24 Stunden im Kühlschran­k durchziehe­n lassen.

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