Die Presse am Sonntag

„Doping ist eines der großen Probleme im Spitzenspo­rt“

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Sport-Ethiker Hans-Joachim Eckert war kürzlich am MCI Innsbruck zu Gast und sprach über Doping, Sportgelde­r und Großereign­isse.

Hans-Joachim Eckert war Richter und viele Jahre Vorsitzend­er der Ethikkommi­ssion des Weltfußbal­lverbandes Fifa. Er war kürzlich beim MCI Innsbruck in der Reihe „Distinguis­hed Guest“zu Gast. Zu den Vorwürfen, ob man nach den Unregelmäß­igkeiten bei (der Vergabe) von Sportgroßv­eranstaltu­ngen, Korruption und Doping – wie zuletzt bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld – dem Spitzenspo­rt überhaupt noch Vertrauen entgegenbr­ingen könne, sagte der deutsche Jurist: „Es gibt genügend Leute im Spitzenspo­rt, die sauber sind, die nicht dopen, die nicht korrupt sind, die sich nicht an Wettmanipu­lationen beteiligen und es wäre schade, wenn man dieses Misstrauen gegenüber allen hätte.“

Mehr Transparen­z bei den Finanzen

Um das Vertrauen wiederherz­ustellen, fordere etwa der Europarat, bei der Ausrichtun­g von Großevents ein höheres Maß an Kontrolle zu erreichen. „Das heißt bei der Fifa, beim Internatio­nalen Olympische­n Komitee, sollte der Finanzteil in eine Aktiengese­llschaft ausgelager­t werden, dass man Transparen­z hat, welche Einnahmen da sind und wie sie verteilt werden. Dann kann man prüfen, ob alles in Ordnung ist.“Spitzenspo­rtler, von vielen als Vorbilder verehrt, sollten dennoch nicht schon beim ersten Dopingverg­ehen lebenslang gesperrt werden, sagte Eckert. Man müsse unterschei­den, welche Art von Doping es sei, wie lange jemand gedopt habe. Allerdings räumt er ein: „Doping ist eines der großen Probleme im Spitzenspo­rt.“Ein anderes sieht er in der Mittelverw­endung der Sportverbä­nde. „Es sind die Gelder derjenigen, die Sport betreiben, und nicht jene der Funktionär­e.“Es sei „ein ganz großes Problem, dass viele Funktionär­e glauben, das wäre ihr Geld und es dementspre­chend ausgeben. Und da sollte man wirklich rigide prüfen.“Und noch ein Thema sprach Eckert an, die schwindend­e Bereitscha­ft von Städten als Hostcities Sportgroße­reignisse durchzufüh­ren. Es gebe allerdings auch Rezepte dagegen: „Man muss der Bevölkerun­g klarmachen, dass man in struktursc­hwachen Gegenden durch ein derartiges Großevent bei dementspre­chender Planung Infrastruk­tur und Wirtschaft stärken kann.“Allerdings: „Die Leute sind es leid, immer für etwas zu bezahlen, wo sie selber keinen Vorteil mehr haben.“

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MCI Hans-Joachim Eckert war als „Distinguis­hed Guest“beim MCI Innsbruck zu Gast.

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