Die Presse am Sonntag

Kick and Rush Brexit

Oder: Warum die Zeitumstel­lung einen Jetlag ganz ohne Flugscham bringt.

- VON FLORIAN ASAMER

In London (Achtung, Überleitun­g!) gehen die Uhren ja immer schon anders als auf dem europäisch­en Festland. Um das zu wissen, hätte es aber weder den Brexit noch das ganze Gezerre rundherum gebraucht. Dabei wird gern übersehen, dass es ja einen Bereich gibt, in dem die europäisch­e Integratio­n erst in den vergangene­n Jahren so richtig begonnen hat. Mit riesigem Erfolg. Beim Fußball nämlich.

Da hat das Mutterland dieses Ballsports schon ziemlich geschwäche­lt, und das lag vor allem an den britischen Trainern, britschen Torhütern und diesem blöden Kick and Rush. Das ja politisch beim Brexit auch wieder gespielt wurde, mit einem klugen Verschiebe­n von zwei Viererkett­en, einer Doppelsech­s und einem falschen Neuner im Halbraum vor der Box wäre der Brexit längst gut über die Bühne gegangen.

Im echten Fußball jedenfalls hat die englische Premier League vor ein paar Jahren begonnen, die guten Trainer vom Kontinent abzuwerben (Pep Guardiola, Jürgen Klopp, Ralph Hasenhüttl), jede Menge Nichtbrite­n ins Tor zu stellen und den Ball nicht mehr einfach blind nach vorn zu schlagen, um dann nachzulauf­en, sondern sich ein bisserl etwas Raffiniert­es ausgedacht. Und siehe da: In der Champions League stehen unter den letzten acht Mannschaft­en gleich vier von der britischen Insel. Aber nur eine hat einen englischen Trainer, keine einen Briten im Tor.

Und: Morgen früh wird sich sieben Uhr immer noch wie sechs anfühlen. Aber übermorgen wird es dann schon besser sein. Zumindest ein wenig.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria