Culture Clash
FRONTNACHRICHTEN AUS DEM KULTURKAMPF
»Das Klima ist mir egal.« Ein Sager des Bundespräsidenten zeigt, warum wir nicht die geringste Chance haben, unseren Planeten zu retten.
Was österreichische Politiker mit GrünVergangenheit betrifft, hat mich die Online-„Presse“am Freitag gehörig überrascht. Zweimal. Zuerst mit der Schlagzeile „Pilz rottete 90 Amphibien aus“. Meine erste Assoziation war tatsächlich die eines in der Au Amok laufenden Peter Pilz. Es war aber bloß das Batrachochytrium dendrobatidis, ein Töpfchenpilz (denken Sie dabei nicht an KleinPeter!).
Und dann las ich: „Van der Bellen: ,Das Klima ist mir völlig egal‘“. Noch ein Missverständnis? Mitnichten. Der Präsident hatte am Rande seiner New Yorker Promotion für seine Klimakonferenz erklärt, warum er den Begriff „Klimaschutz“nicht mag: „Das Klima ist mir völlig egal, es geht mir um den Schutz der Menschheit. Nennen wir es doch besser Klimakrise.“
Und da hat er völlig recht. Die WeltuntergangsRhetorik ist kontraproduktiv. Von wegen „den Planeten retten“, wie es etwa in der Präambel zu den Entwicklungszielen der UNO von 2015 heißt. Der Planet hat beste Chancen, weitere vier Milliarden Jahre alt zu werden. Und auch sein Klima wird nicht sterben. Außer vielleicht gegen Ende zu, wenn die Sonne die Erde auf 1000 Grad wird erhitzt haben.
Ich weiß schon, dass viele mit dem „Planeten“letztlich die Lebensbedingungen der Menschheit meinen. Aber manchen geht es tatsächlich darum: um alles außer dem Menschen. Dieser ist die große Belastung und sollte am besten weg. Ein Beispiel ist derzeit etwa die deutsche Lehrerin Verena Brunschweiger mit ihrer These, Kinder seien „das Schlimmste, was man der Umwelt antun kann“.
Das ist semantisch unsinnig, weil der Begriff „Umwelt“die Welt um den Menschen herum meint. Ohne Kinder gäbe es irgendwann einmal auch keine Um-Welt mehr. Aber wäre es nicht tatsächlich für die Welt besser, es gäbe keine Menschen? Das „Bessere“für etwas kann man nur ergründen, wenn man den Zweck dieses Etwas kennt, oder seinen Sinn. Und wenn nicht der Mensch, sondern das bloße Sein der Sinn der Natur wäre, welchen Unterschied macht dann, ob sie heißer oder kälter, trockener oder feuchter ist, bevor sie ohnehin stirbt?
Noch rätseln die Physiker, ob die Erde überhaupt noch von der Sonne gar gekocht werden wird, oder ob nicht ohnehin schon früher die Raumzeit zerreißt. Wer also allen Ernstes Planeten und Klima retten möchte, sollte sich nicht mit Nebensachen wie der Spezies Mensch aufhalten, sondern der Sonne den Kampf ansagen oder die Ausdehnung des Universums bremsen. Ich halte es mit Alexander Van der Bellen für wichtiger und machbarer, die kommenden Menschengenerationen zu schützen.
Der Autor war stv. Chefredakteur der „Presse“und ist nun Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.