Eine Ode an den Herbst
Der Herbst mit seinen schönen Formen und Farben verschenkt seine Fülle, ohne dem Gärtner viel abzuverlangen, denn jetzt erwacht eine Riege besonderer Blütenpflanzen zum Leben.
Möglicherweise ist der Herbst eine von vielen Grünfingern immer noch unterschätzte Jahreszeit. Wie schade, denn gerade in den späten Monaten des Jahres darf der Garten noch einmal zu einem Rausch an Farben und Lichtspielen aufblühen, gesetzt den Fall, die richtigen Pflanzen wuchern darin.
In den gedeckten Farben des Herbstes liegt tatsächlich ein besonderer Zauber, vielleicht weil ihr Anblick stets auch mit einem kleinen nostalgischen Abschiedsschmerz gewürzt ist. Doch den vertreiben wir sofort wieder, denn bei kluger Planung kann der Garten in jeder Saison vergnüglich anzuschauen sein, auch im Winter.
Vorerst bleiben wir jedoch noch im Hier und Jetzt. Die Saison war lang, viele Blütenpflanzen sind müde geworden und bereit für die winterliche Ruhephase. Die Tage werden spürbar kürzer und die ersten Nebel legen sich über die Lande. Gerade in dieser Zeit erwacht eine ganze Riege besonderer Blütenpflanzen zum Leben, und diese späten Stauden – alle sind mehrjährig und brauchen kaum Pflege – spenden in der dunkler werdenden Phase des Jahres besonders kräftige Farben. Der Herbst verschenkt seine Fülle, ohne dem Gärtner viel abzuverlangen. Die Nächte sind kühl, der Boden bleibt feucht, es muss kaum gegossen werden, und die Unkräuter wachsen nur noch langsam.
Eine kleine Liste der schönsten Herbstfarben liest sich beispielsweise so: Knallorange bringt die gute alte Lampionblume in die Beete, und sie gehört mit ihren filigranen Papierlampions auch zu jenen Pflanzen, deren Samenstände im Winter fantastisch anzuschauen sind. Auch das Helenium und der Sonnenhut bringen mit Gelb, Orange und Rot Sonnenfarben in den Herbst. Pink und Rosa blühen die hohen Herbstanemonen, und auch die Fetthennen konzentrieren jetzt ihre Kraft in teils unglaublich intensive Blütenfarben quer über das Spektrum, von silbrig Weiß bis Purpurrot.
Jeweils eine Klasse für sich sind Herbstastern sowie Chrysanthemen, und vor allem diese beiden sollten in keinem Garten fehlen. Doch in ihrem Fall muss der Gartenmensch gut überlegen, welche Arten und Sorten ins Beet geholt werden. Die Chrysantheme ist die späteste aller Herbstblumen, ihre Blüten vertragen sogar ein paar Grad unter null. Seit über 2000 Jahren wird sie in China verehrt, und es gibt sie in zahllosen, teils sehr alten Sorten und Spielarten. Diese Gartenchrysanthemen sind jedoch nicht zu verwechseln mit den bunten kugeligen Hybriden, die im Herbst überall zu kaufen und oft nicht frosthart sind.
Im Fall der Astern kommen alle Blau-, Lila- und Purpurspielarten in den Garten. Hier fällt die Wahl meist auf die vier bekannten Arten, die da sind: Berg-Aster, A. amellus, Kissen-Aster, A. dumosus, Raublatt-Aster, A. novae-angliae, und Glattblatt-Aster, A. novae-belgiae. Allesamt empfehlenswert, keine Frage, und immer eine Zier für jede gut überwucherte Zone. Doch neben diesen etablierten Schönheiten gibt es die wilderen, zerzausteren Vertreterinnen der Gattung. Beispielsweise die ganz unterschiedlichen Sorten der unvergleichlichen Myrten-Astern, etwa A. ericoides und A. pringlei, sind sensationell, gern weit über einen Meter hoch. Die Blüten sind kleiner als die der vorhin genannten zivilisierteren Damen, doch sie sind so zahlreich und dicht, dass sie die gesamte Pflanze wie eine duftige Woge einzuhüllen scheinen, und die Wilden unter den Astern haben den unschätzbaren Vorzug, im unteren Bereich nicht zu verkahlen. Die idealen Partner für Astern, aber auch für all die anderen hohen Schönheiten, sind Gräser – womit wir uns dem Wintergarten nähern.