110 Jahre und kein bisschen leise
„Mit Mozarts Oper ,Die Entführung aus dem Serail‘, die ich selbst inszenieren werde (siehe Gespräch auf dieser Seite), geben wir gleichzeitig den Startschuss zum Saisonmotto 2019/20, das da lautet: ,Religion und Glaube‘. Es wird die Feierlichkeiten rund um das 110-jährige Bestehen unseres schmucken Stadttheaters eine ganze Spielzeit lang thematisch einrahmen“, so Michael Lakner, Künstlerischer Leiter der Bühne Baden. Und weiter: „Bereits in den 1990er-Jahren hatte der amerikanische Philosoph Samuel P. Huntington in seinem heftig diskutierten Buch den „clash of civilisations“prognostiziert – nun sind wir tatsächlich mitten drin. Deswegen diese meine Stückwahl.“
Abwechslungsreicher Spielplan
Nach „Die Entführung aus dem Serail“steht das neue Familienmusical „Drei Engel auf Erden“auf dem Spielplan, in dem sich allerlei amüsante Zores rund um ein christliches Weihnachtsfest ranken. Beppo Binder (Text) und Pavel Singer (Musik) haben dieses Auftragswerk für die Bühne Baden geschrieben. Mit Franz von Suppés „Fatinitza“, um deren Titelheldin (ein Mann in Frauenkleidung) ein wahres „G’riss“herrscht, feiert die Bühne Baden nicht nur den 200. Geburtstag des Erfinders der Wiener Operette, sondern behandelt auch die – durch die religiös-kulturellen Unterschiede der Kriegsparteien geprägten – Konflikte zwischen Türken und Russen während des Krimkriegs in einem heiter-verrückten Singspiel.
In der Operette „Die Rose von Stambul“(mit Sebastian Reinthaller) von Leo Fall, das in den Wirren des Ersten Weltkriegs als „Türkenoperette im ¾-Takt“zur Uraufführung gelangte, wird der Konflikt zwischen westlicher Kultur und Islam noch deutlicher.
Michael Lakner dazu: „Die Frauen im Morgenland rebellieren gegen Verschleierung und Zwangsverheiratung. Ziemlich heutig, nicht?“Der Buddhismus findet seinen Platz in Rodgers’ und Hammersteins Musical-Meisterwerk „Der König und ich“(mit Patricia Nessy und Darius Merstein-MacLeod): Eine britische Gouvernante lehrt dem despotischen König von Siam gewaltig Mores und führt ihm dadurch die Lebensart der freien westlichen Welt vor Augen.
Als Abschluss der Wintersaison und quasi zur Halbzeit der Spielzeit 2019/20 steht „Drei Walzer“von Oscar Straus auf dem Programm. In der Regie von Ruth Brauer-Kvam lädt diese Operette in zwölf Bildern zu einer höchst musikalisch-poetischen Reise, in der der Glaube an die späte Erfüllung des Schicksals Berge versetzt.