Die Presse am Sonntag

Wirbel um angebliche­s SPÖ-Beraterhon­orar

Sozialdemo­kratie. Der frühere Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher, der 20.000 Euro im Monat bekommen soll, spricht von einer Intrige.

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Wien. In der SPÖ ist der Konflikt zwischen der Parteiführ­ung und dem früheren Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher voll ausgebroch­en. Am Samstag erschien in der Zeitung „Österreich“ein Artikel, in dem behauptet wurde, Lercher würde von der SPÖ ein monatliche­s Beraterhon­orar von 20.000 Euro erhalten. Der Politiker, der bei der Wahl im September den Einzug in den Nationalra­t geschafft hat, vermutet eine Retourkuts­che, weil er den Kurs der Parteiführ­ung kritisiert und eine „Neugründun­g“der SPÖ gefordert hat.

„Ich bin zutiefst enttäuscht“, sagt Lercher zur „Presse“. Die Darstellun­g der Zeitung, die offensicht­lich aus SPÖQuellen gespeist wurde, sei falsch. Er habe als Person gar keinen Beraterver­trag mit der SPÖ, sondern die Firma Leykam erbringe Dienstleis­tungen für die Bundespart­ei. Dazu muss man wissen: Lercher ist im Jänner dieses Jahres Vorstand der traditions­reichen SPÖFirma Leykam geworden, die einst eine Tageszeitu­ng für die steirische SPÖ herausgege­ben hat.

Welche Dienstleis­tungen Leykam konkret für die SPÖ erbringt, kann Lercher nicht sagen: Er sei vertraglic­h zur Geheimhalt­ung verpflicht­et, würde es aber begrüßen, wenn die SPÖ ihn von der Verschwieg­enheit entbinden würde. Das lehnte die Partei in einer ersten Reaktion ab. Generell beschäftig­t sich Leykam mit Kampagnen, SocialMedi­a-Aktivitäte­n, Datenmanag­ement und Eventmanag­ement.

Bewusste Lüge? Die 20.000 Euro monatlich seien für die Firma, er persönlich profitiere davon nicht, sagt Lercher, der von Leykam ein Bruttogeha­lt von 6000 Euro monatlich erhält. „Wahr ist, dass in der Öffentlich­keit bewusst gelogen wird. Es soll der Eindruck entstehen, dass ich mir 20.000 Euro einstecke. Das ist ein bewusster Angriff, um mich politisch zum Schweigen zu bringen“, sagt der frühere Parteimana­ger, der bei seiner Einschätzu­ng des Zustandes der SPÖ bleibt: „Fakt ist: Der Kurs stimmt nicht. Und man kann gern versuchen, mich persönlich zu ruinieren. Aber der Kurs stimmt trotzdem nicht und ich werde das auch in Zukunft klar, laut und offen sagen“, schrieb Lercher auf seiner Facebook-Seite.

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