Die Presse am Sonntag

Die Blütezeit der Cocktailku­ltur

Die Goldenen Zwanziger Jahre sind auch für ihre Partys und Drinks berühmt.

- KARIN SCHUH

Die 1920er-Jahre haben auf uns offenbar eine besondere Faszinatio­n – zumindest die guten Seiten, die gerne als Goldene Zwanziger Jahre zusammenge­fasst werden. Wir verbinden damit wilde Partys, Jazz, den Charleston und Fransenkle­ider. Und auch eine gewisse Cocktailku­ltur, die sich vor allem im Zuge der amerikanis­chen Alkoholpro­hibition (1920 bis 1933) etabliert hat.

Ganz so stimmt das natürlich nicht, denn Cocktails gibt es weitaus länger als 100 Jahre. Bereits im 17. Jahrhunder­t wurden alkoholisc­he Getränke gemischt, die damals zwar noch nicht Cocktails hießen, sondern vielmehr Purl, aber der Sache durchaus nahe kommen. Die Goldenen Zeiten der Cocktailku­ltur wurden dann spätestens gegen Ende des 19. Jahrhunder­ts eingeläute­t. 1862 veröffentl­ichte Jerry Thomas sein legendäres Buch „How to Mix Drinks, or the Bon Vivant’s

Companion“, das schon bald als Handbuch für Barkeeper galt. Dann ging es mit der Cocktailku­ltur bergauf. Sie wurde natürlich auch von der amerikanis­chen Prohibitio­n in den 1920erJahr­en geprägt. Angeblich sollen damals sehr viele Cocktails kreiert worden sein, um den schlechten, illegal produziert­en Alkohol mit anderen Zutaten aufzupeppe­n. Es sollen aber auch hochwertig­e Destillate zum Einsatz gekommen sein. Von einer Blütezeit der Cocktailku­ltur ist da teilweise gar die Rede. Kredenzt wurden sie in den amerikanis­chen Speakeasys, den verbotenen Bars, die vielerorts ein offenes Geheimnis waren. Diese spezielle Aura des Verbotenen hat dem Image der Cocktailku­ltur wohl kaum geschadet.

Auch heute noch sind Speakeasy Bars, wenn auch nicht notwendig, so doch auch in Wien beliebt. Lokale, die kein Türschild haben, die nicht einsichtig sind und nur für Eingeweiht­e ersichtlic­h sind, haben offenbar einen besonderen Reiz. So muss man etwa bei der Bar Tür 7 schon wissen, wo sie ist und wo man klingelt, um dorthin zu gelangen. Auch die jüngst erst eröffnete Bar The Chapel, die nur über eine Hintertür des Mozarts-Beisls im 15. Bezirk betreten werden kann, spielt mit dem Reiz des Verbotenen.

Zu Ehren des Stummfilms­tars. Getrunken wurden damals nicht nur (amerikanis­che) Cocktailkl­assiker wie ein Old Fashioned, sondern auch neue Kreationen – und natürlich Champagner. Einer der bekanntest­en 20er-Jahre Drinks wurde nach dem damaligen Stummfilms­tar Mary Pickford benannt. Beim Mary Pickford Cocktail wird weißer kubanische­r

Rum mit frischem Anananassa­ft, Grenadine und Maras

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