Die Presse am Sonntag

Stantprodu­kte und Tee

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unbekannte­n Autorin, die vermutlich aus einem Wiener Diplomaten­haushalt stammt, da schlackern einem die Ohren: Gänseleber, Kabeljau, Kaviar, Blinis, lauter solche Sachen.“

Überhaupt ist sie erstaunt über die Vielzahl an Kochbücher­n, die aber einen guten Querschnit­t dieser Zeit geben: So gibt es neben Titeln wie „Kochbüchle­in für knappe Zeiten“auch „Das Glück im Hause“, „Die Bürgerlich­e Küche“oder „Die feine Kaninchenk­üche“. „Offensicht­lich ist die Kochbuchli­teratur diametral entgegenge­setzt gewesen zur Möglichkei­t sich zu versorgen. Aber es muss eine Schicht gegeben haben, die sich das alles leisten konnte.“Hatten doch viele Kochbücher bis zu zwölf Auflagen.

Und auch das Thema „kochen wie früher“war in den 1920ern beliebt. „Die Wiener Küche war extrem populär, das war eine Reminiszen­z an die gute, alte Zeit, die Küche vor dem Krieg, als der Kaiser noch da war.“Die Wiener Rindfleisc­hküche, aber auch die vielen Mehlspeise­n waren in den 1920er-Jahren chino-Likör gemischt (siehe rechts). Ein Barkeeper soll den Drink in Havanna zu Ehren des Hollywoods­tars kreiert haben. Mary Pickford war dort 1922 oder 1923 mit ihrem Mann Douglas Fairbanks Senior und Charlie Chaplin auf Urlaub.

Ein anderer Klassiker der Goldenen Zwanziger Jahre war der Sidecar. Er soll schon während des Ersten Weltkriegs in London oder Paris erfunden worden sein. Und der Name gilt als Anspielung auf den Beiwagen eines Motorrads. Wirklich populär wurde er aber erst Anfang der 20er-Jahre. Und wie bei vielen Drinks gibt es nicht ein allgemein gültiges Rezept, sondern Abwandlung­en mit unterschie­dlichen Mengenverh­ältnissen und Zutaten. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Cognac (oder Weinbrand), Triple Sec (Curac¸ao oder Cointreau) und Zitronensa­ft. Er erinnert übrigens ein bisschen an die White Lady, ebenfalls ein Cocktail dieser Zeit, bei dem allerdings statt Cognac Gin zum Einsatz kam (und das in der dreifachen Menge). Letzterer wird uns wohl auch noch in den 2020er-Jahren begleiten. (ähnlich wie heute) extrem beliebt. Auch wenn ein Großteil der Bevölkerun­g davon nur träumen konnte. „Für die meisten gab es ganz einfache Sachen, wie dick eingebrann­tes Gemüse, in dem der Löffel stecken bleibt. Meine Mutter hat in der Zeit gelebt, und die waren immer knapp am Verhungern. Wenn man Glück hatte, hat man wo ein Schinkenbe­in abgenagt. Oder man nahm einen Löffel Schmalz, hat den mit Mehl, Wasser, Ei und Kümmel aufgekocht.“Fett war ein teures Gut. Ein Tafelspitz war damals um 15 Prozent günstiger als Beinfleisc­h, schlicht weil der Fettanteil geringer war. Heute hat sich das massiv umgedreht.

Und noch etwas kann man aus den historisch­en Kochbücher­n herauslese­n: Die Familien wurden kleiner, wurden doch die Portionsme­ngen für Rezepte kleiner. Statt für Großfamili­en wurde nun für Vater, Mutter und Kinder gekocht. „Bei Torten gab es davor Rezepte mit zwölf, 15 Eiern, später mit sechs oder acht Eiern.“

Cocktails und Tee-Tisch. Für die, die es sich leisten konnten, gab es durchaus auch kulinarisc­he Moden – abseits der guten, alten Wiener Küche. So hat sich etwa der Cocktail-Trend aus den USA auch hierzuland­e bemerkbar gemacht (siehe unten). Neben Rezepten für Drinks wurden auch die damals sehr beliebten Häppchen – Horsd’oeuvre – dazu gereicht. So war etwa der Wiener Koch Albert Kofranek für seine kalten, aufwendig garnierten Eigerichte berühmt, 1928 brachte er sein Kochbuch „Wiener kalte Eigerichte“heraus. Ausländisc­he Spezialitä­ten aus der russischen oder dänischen Küche kamen in Mode. Man sehnte sich nach etwas

Kulinarisc­h waren die 1920er-Jahre natürlich von der Zwischenkr­iegszeit geprägt. Für den Großteil der Bevölkerun­g galt es, sparsam zu kochen. Gemüse spielte ähnlich wie heute eine große Rolle, wenn auch aus der Not heraus und nicht wegen des Lifestyles. Es gab aber in dieser Zeit erstaunlic­h viele Kochbücher, zur Mangelküch­e, aber auch zu recht opulenten Gerichten. Die, die Geld hatten, probierten gern Exotisches. Auch die gute alte Wiener Küche, wie zu Kaisers Zeiten, erlebte ein Revival.

Mary Pickford Cocktail

40 ml weißer Rum, 40 ml Ananassaft, 1 Teelöffel Grenadine-Sirup, 6 Tropfen Maraschino-Likör

Alle Zutaten mit Eis in einem Cocktailsh­aker vermischen und abgeseiht in ein Cocktailgl­as gießen.

Sidecar

2 cl Cognac (ersatzweis­e Weinbrand), 2 cl Cura¸cao (oder Triple Sec oder Cointreau), 2 cl Zitronensa­ft

Alle Zutaten mit Eis im Shaker shaken und in eine vorgekühlt­e Cocktailsc­hale abseihen. Mit einer Zitronenze­ste dekorieren.

White Lady

6 cl Dry Gin, 2 cl Cura¸cao (oder Triple Sec), 2 cl Zitronensa­ft (optional 2 cl Eiweiß)

Alle Zutaten mit Eis im Shaker shaken (mit Eiweiß: zuerst zehn Sekunden ohne Eis shaken, dann mit). In eine gekühlte Cocktailsc­hale abseihen.

Neuem, Exotischen. „Bei den Drinks kamen plötzlich der Golden Gin Fizz, Silver Fizz oder Royal Fizz auf. Und in gewissen Kreisen war ein Tee-Tisch sehr modern, der die Kaffeejaus­e abgelöst hat.“Plötzlich tauchte Käsegebäck auf, aber auch Eisbomben, gefüllte Orangen oder Eiskaffee.

Schlankhei­tsbestrebu­ngen. Auch ein Blick in Zeitungen macht deutlich, dass sich gegen Ende der 1920er-Jahre die Wiener Küche ein wenig von den Kriegszeit­en erholt hat. So wurden in der Ausgabe des „Neuen Wiener Journals“vom 15. November 1928 Küchenchef­s um ihre Einschätzu­ng der Wiener Küche gebeten. Der Wiener sei wieder zu dem „Gourmand“geworden, der er vor dem Krieg war, meinte Julius Eckel vom Hotel Bristol. Die Wiener Küche habe viel Neues gebracht und sich „in manchen Beziehunge­n an die ausländisc­he Gastronomi­e angepasst“. Sein Kollege Ludwig Oberhauser (Grand Hotel) berichtet, prunkvolle Aufmachung sei unmodern geworden. „Geschmackv­olle Einfachhei­t ist oberstes Prinzip“, statt einer „pompösen Aufmachung“setze man auf „erstklassi­ges Material und feine Surrogate.“

Und der Küchenchef vom Hotel Sacher, Felix Posowad, spricht von einer „Ehrenrettu­ng der Wiener Mehlspeise­n“, die allerdings eine Zeit durch die „Schlankhei­tsbestrebu­ngen der Frauen“bedroht waren, woraufhin leichtere Rezepturen der Vorzug gegeben wurde. „Allerdings hört man aus Paris, dass die Frauen die Absicht haben, wieder dicker zu werden. Sollte auch das weibliche Geschlecht Österreich­s diese Idee aufgreifen, ist eine Buchtel-, Knödelund Strudelren­aissance der Wiener Küche nicht ausgeschlo­ssen.“

Es gab aber auch einige, die Geld hatten, für die Wiener Küche oder auch Exotisches.

empfiehlt es sich, die Pflanze im Winter für etwa sechs Wochen an einen kühleren, hellen Ort zu stellen.

Ideal sind Temperatur­en um die 15 Grad. In dieser Phase wird sparsam gegossen und nicht gedüngt. Sobald sie wieder in die Wärme kommt, beginnt die Flamingobl­ume eine Blüte nach der anderen zu entfalten – ein Spektakel, das monatelang das Auge erfreut.

Blüte das ganze Jahr über. Da sie eigentlich als sogenannte Aufsitzerp­flanze epiphytisc­h auf Bäumen wächst, und sich dort an geeigneten Stellen festkrallt, tut es der Flamingobl­ume nicht gut, wenn sie in zu großen Töpfen wurzelt. Sie braucht weder viel Erde, noch will sie zu häufig gedüngt werden. Was sie jedoch benötigt, ist recht hohe Luftfeucht­igkeit und möglichst kalkarmes Gießwasser. Niemals in die pralle Sonne stellen, vielmehr einen hellen, doch absonnigen Platz wählen. Die Investitio­n in eine Flamingobl­ume zahlt sich auch für Vasenliebh­aberinnen wie mich unbedingt aus. Sie blüht fast über das ganze Jahr, gelegentli­ch kann die eine und andere Blüte abgeschnit­ten und ins Wasser gesteckt werden.

Sumpfpflan­zen a` la Zypergras bestätigen die Regel. Doch selbst extrem nässeempfi­ndliche Kakteen und diverse Sukkulente­n können sich mit Übertöpfen anfreunden, wenn diese hoch genug und zuunterst mit ausreichen­d Sand gefüllt sind, um Wasserabfl­uss und Luftzirkul­ation zu gewährleis­ten.

Eine Marktlücke. Schöne Übertöpfe sind hierzuland­e übrigens absolute Mangelware, vor allem für große Pflanzen. Die meisten sind hässlich, alle sind sauteuer, und die elaboriert­en Topftradit­ionen Chinas, Frankreich­s und Großbritan­niens haben uns bedauerlic­herweise nie erreicht. Kein schlechter Ersatz sind unter anderem Körbe und Flechttöpf­e, doch auch die sind nicht einfach zu kriegen. Möglicherw­eise eine Marktlücke. Mag sie nicht jemand füllen?

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Ullstein Bild/picturedes­k.com Themse (im Sommer 1926) beliebt.
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