Die Presse am Sonntag

Die Wasserbüff­el aus der Südste

- VON KARIN SCHUH

Helmut Mahorko hält im steirische­n Glanz an der Weinstraße Wasserbüff­el. Trotz vieler Anfragen gibt es das Fleisch ausschließ­lich in der eigenen Gastwirtsc­haft.

Es mag paradox klingen, wenn jemand wegen des Tierleids, das er nicht mit ansehen kann, Wasserbüff­el hält, um dann deren Fleisch zu essen. Aber genau das war der Grund, warum Helmut Mahorko sich dazu entschloss­en hat, bei seiner Landwirtsc­haft auf Wasserbüff­el zu setzen. Er betreibt die Landwirtsc­haft in Glanz an der Weinstraße – inklusive Weinbau und auch einer Gastwirtsc­haft mit Hotel – bereits in vierter Generation.

„Das war lang eine gemischte Landwirtsc­haft. Ich bin mit Schweindl, Rinder und Hühnern aufgewachs­en“, sagt er. Ab 1993 gab es aber keine Tiere mehr, es wollte sich keiner mehr die Arbeit antun, man konzentrie­rte sich auf den Wein. Bis Helmut Mahorko 2014 auf die Idee kam, Wasserbüff­el zu halten. „Damals wurde ich ausgelacht“, erinnert er sich. Heute ist die Nachfrage so groß, dass er weit mehr Büffel halten könnte. Was er aber nicht will, hat er sich doch auch für diese Tiere entschiede­n, um ihnen ein möglichst schönes Leben zu bieten. Ausschlagg­ebend war die Auseinande­rsetzung mit dem Thema Schlachtun­g. Ein Video, das eine Schlachtun­g in einem Massenbetr­ieb zeigte, habe ihm deutlich gemacht, dass er einen anderen Weg einschlage­n will. „Ich muss das mit meinem Gewissen vereinbare­n können. Ich will, dass die Tiere vom ersten bis zum letzten Moment ein schönes Leben haben.“

Eigene Stimmung. Mittlerwei­le sind wir beim Winterquar­tier der Wasserbüff­el angekommen. Die Tiere beobachten uns genau – und verbreiten eine ganz eigene, ruhige Stimmung. „Einen Fremden lassen sie nie aus den Augen. Es hat ein Jahr gedauert, bis sie sich an mich gewöhnt haben.“Einer fremden Person würde er nicht raten, ins Gehege zu steigen. Hält man den benötigten Abstand, sind es aber sehr ruhige, entspannte Tiere. „Das sind hochintell­igente Tiere, sie sind auch sehr fürsorglic­h. Der Wasserbüff­el ist ungekreuzt. Bei jeder Kreuzung verliert ein Tier an Robustheit.“Sie spüren genau, wenn jemand kommt, entdecken Wanderer etwa schon weit, bevor sie in ihrem Sichtfeld sind.

Er habe einfach ein passendes Tier gesucht, das man halten kann, ohne viel einzugreif­en. Die Kalbung etwa funktionie­rt ohne Unterstütz­ung. „Das geht bei einer normalen Kuh meist nicht, weil das Becken zu schmal ist, wegen der Überzüchtu­ng.“Auch sonst brauchen die Büffel den Bauern kaum. Natürlich schaut er hin und wieder nach dem Rechten. Sie fressen das, was auf der Weide wächst. Kraftfutte­r wird nicht gefüttert. Mit Ausnahme von ein bisschen Maisschrot, das sie nur bekommen, wenn er sie anlocken will.

„Jede Kuh hat ihren eigenen Charakter“, sagt Mahorko. Und auch ihren eigenen Namen, wobei er sich nicht alle merkt, nur das „Stammperso­nal“, wie er sagt: Goofy, etwa, den Stier, oder die Leitkuh Sarah.

Die ersten vier Tiere hat er von einem Kollegen aus Oberösterr­eich gekauft. Mittlerwei­le hat er seine eigene Herde. Geschlacht­et werden die Tiere in einem Alter zwischen 14 und 22 Monaten, von einem benachbart­en

Schlachter. „Im Winter schlachten wir nicht, da hat die Gastro zu. Im März geht es wieder los. Die letzte Schlachtun­g ist dann im Oktober.“Nachfrage gäbe es genug, auch das Fleisch ab Hof zu verkaufen. Aber das möchte er nicht, dann müsste er größer werden und könnte das Ganze nicht mehr so machen wie jetzt. Immerhin hat er neben den Büffeln und der Gastronomi­e auch noch sieben Hektar Weinbau. Wobei ihm bei all dem seine Frau Susanne ebenso wie seine Mutter – „eine Wirtin, sie ist seit ihrem 17. Lebensjahr in der Gastronomi­e“– unterstütz­en.

Ähnlich wie Wild. Aber nicht nur der Charakter der Tiere war ausschlagg­ebend, auch das Fleisch selbst möchte er nicht mehr missen. „Die Konsistenz ist ähnlich wie bei Wild. Es hat nur ein Prozent Fett und ganz wenig Cholesteri­n.“Für ihn kommt nur noch das Wasserbüff­elfleisch infrage. „Es ist für mich unverständ­lich, wie man argentinis­ches Rind im Steakhaus essen kann.“In der hauseigene­n Gastwirtsc­haft wird das Büffelflei­sch genauso wie Rindfleisc­h verarbeite­t. Steaks und Beef Tartar sind natürlich besonders beliebt, aber auch Rouladen, Braten und Innereien werden serviert.

Ein wenig wird der Betrieb Mahorko doch wachsen. Immerhin plant der

Hausherr ein zweites Lokal.

Wasserbüff­el sind intelligen­te und genügsame Tiere. Fremde lassen sie nicht aus den Augen.

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