Shoppingcenter haben wenig Zukunft
Jugendliche zieht es nicht mehr in die großen Shoppingcenter am Stadtrand. Viel lieber genießen sie das
Man kann es ganz unemotional sehen: Ein Geschäft, sei es ein Supermarkt, ein kleiner Buchladen, ein großes Möbelhaus oder ein Store für Sportbekleidung, ist nichts anderes als ein Ort, wo Ware verkauft wird.
Diese Formel galt jedenfalls für die vergangenen Jahrzehnte beziehungsweise Jahrhunderte. E-Commerce hat die Gleichung außer Kraft gesetzt und zu einer Disruption des stationären Handels geführt. Waren werden längst anders verteilt, nämlich den Kunden kurz nach der Bestellung nach Hause geliefert. Das hat die stationären Einzelhändler massiv unter Druck gesetzt. Sie sind auf der Suche, wie der ideale Mix zwischen Online und Offline aussehen soll. In jede Branche ist er anders, ein Rezept gibt es nicht.
Weniger, dafür größere Geschäfte. Eines zeigen die Zahlen jedenfalls: Es werden heute bei Weitem nicht mehr so viele Verkaufsflächen benötigt, wie das noch vor einigen Jahren der Fall war. 2010 hatte beispielsweise Inditex, der größte Textilkonzern der Welt, zu dem Fast-Fashion-Marken wie Zara, Massimo Dutti, Bershka oder Pull & Bear gehören, in Großbritannien über 300 Läden über das Land verstreut. Heute sind es nur mehr fünfzig. Inditex hat nämlich entschieden, sich auf wenigere, aber große Verkaufsflächen in guter Lage zu fokussieren. Dort kann der Konzern seinen Kunden das volle Sortiment präsentieren, das auch der Online-Shop anbietet. Deshalb haben kleine Geschäftseinheiten für Inditex – wie für viele andere Handelsketten – nur mehr wenig Sinn.
„Der Trend geht klar zu FlagshipStores“, sagt Mario Schwaiger, Leiter des Bereichs Retail beim Immobilienunternehmen EHL. „Die Modekette H&M hat etwa zwei Standorte in Wien geschlossen und dafür einen großen Store auf der Mariahilfer Straße aufgezogen. Der Sporthändler Hervis hat das Gleiche getan und die Parfümeriekette Douglas in Berlin auch.“Laut Angaben von Remax, einem international tätigen Franchiseunternehmen für Immobilienmakler, haben sich seit dem Jahr 2013 in Österreich die Gesamtverkaufsflächen um etwa 750.000 Quadratmeter reduziert. Das entspricht vier Mal der Verkaufsfläche der Wiener Mariahilfer Straße.
Auch Shoppingcentern am Stadtrand weht seit geraumer Zeit ein rauer
Wind entgegen, der in den kommenden Jahren noch stärker werden dürfte. „Früher standen interessierte Mieter bei den Betreibern der Shoppingcenter Schlange. Heute können sie zwischen verschiedenen guten Lagen wählen“, sagt Mario Schanda. Und große Textilketten wie H & M stellen in Fachmarktketten und Shoppingcentern heute eine viel strengere betriebswirtschaftliche Rechnung als früher an: „Wenn ihre Filialen nicht gut performen, verhandeln sie sehr aggressiv neue Konditionen aus. Sehr beliebt sind gedeckelte Pauschalmieten, die auch die Betriebskosten inkludieren. Wenn der Vermieter sie nicht gewährt, schließen sie den Standort, ohne zu zögern.“
Mieter verhandeln nach, wenn der Standort nicht gut performt, oder schließen ihn.
Alles muss ohne Auto möglich sein. Die Gründe für die immer geringer werdende Popularität der großen Einkaufzentren sind nicht nur im Konkurrenten Onlinehandel zu suchen. Viele, vor allem junge Menschen stört die schlechte Erreichbarkeit. Sie haben kein Auto und denken auch nicht daran, sich künftig eines anzuschaffen. Lieber fahren sie bequem mit der U-Bahn zum Möbelhändler in zentraler Lage. Es ist nämlich angenehmer, das neue Bett einfach nur auszusuchen. Mitnehmen will man es ohnehin