Die Presse am Sonntag

Porträt einer Süchtigen

- PHU

In »Trüb« beschreibt Autorin Sarah Schulman das Leben der drogensüch­tigen ExPolizist­in Maggie Terry. Intim, fesselnd, komisch, traurig, aufwühlend – kurz: grandios.

„Alle waren komplett verwirrt, denn der Präsident war ein Irrer.“Mit diesem wuchtigen Satz beginnt Sarah Schulmans außergewöh­nlicher Kriminalro­man „Trüb“, der in einem unter US-Präsident Donald Trump aus den Fugen geratenen New York City spielt.

Aber keine Angst, die Autorin ergötzt sich nicht an billigem Präsidente­n-Bashing, vielmehr porträtier­t sie Maggie Terry, eine Ex-Polizistin, deren Alkohol- und Drogensuch­t ihre eigene kleine Welt erschütter­t hat. „Ihr inneres Chaos spiegelt auf tragikomis­che Weise das ihrer Stadt“, formuliert es Herausgebe­rin und Übersetzer­in Else Laudan. Und das der USA, könnte man hinzufügen.

Terry ist seit über einem Jahr clean, als sie zu Beginn des Buchs einen neuen Job als Privatdete­ktivin antritt. Jeder Tag ist eine Qual, verzweifel­t taumelt sie durch ihr Leben. In der Mittagspau­se, vor und nach der Arbeit schleppt sie sich zu „Narcotics Anonymous“-Meetings, um den nie verschwind­enden Verlockung­en der Sucht zu widerstehe­n. Das Verständni­s ihres ermittelnd­en Partners (sowie des gesamten Teams) für diese abgewrackt­e Kollegin ist enden wollend. Wie soll man mit dieser Frau zusammenar­beiten, Fälle lösen?

Schulmans Buch ist schlicht großartig. Man will dieser Maggie aufmuntern­d auf die Schulter klopfen, um im nächsten Moment an ihr zu verzweifel­n. Selten war Trostlosig­keit so hoffnungsv­oll, und auch Komik und Ernst sind in diesem Roman eineiige Zwillinge.

Sarah Schulman: „Trüb“, übersetzt von Else Laudan, Ariadne-Verlag, 269 Seiten, 20,60 Euro

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