Die Presse am Sonntag

Wie man mit Hunden richtig umgeht

Mensch und Hund, das ist eine Liebe voller Missverstä­ndnisse. Wie man seinen Hund erzieht und warum Listenhund­e keine gute Idee sind, erklärt ein neues Buch.

- VON EVA WINROITHER ULRIKE WEISER

stellt werden“. Plötzlich sind ein paar Hunde da und rundherum fand keine Kommunikat­ion zwischen Chefs, Mitarbeite­rn und Hundebesit­zern statt.

Kein Rechtsansp­ruch. Beyer plädiert für eine „klare, schriftlic­he Vereinbaru­ng zu den Rechten und Pflichten aller Beteiligte­n“. Das betrifft die Menschen, aber auch die Tiere, die nicht in Stresssitu­ationen geraten sollen. Man könne darüber hinaus hundefreie Zonen im Büro bestimmen und auch einen Hundebeauf­tragten ernennen.

Einen Rechtsansp­ruch für die Mitnahme von Haustieren gibt es in Österreich nicht – es sei denn, es handelt sich um Therapie- oder Blindenhun­de.

Und noch etwas ist ausschlagg­ebend: Hund ist nicht gleich Hund. Manche sind wahnsinnig schlecht erzogen, manche ignoranten Besitzer haben kein Verständni­s dafür, dass sich andere vor ihren Tieren fürchten. Man kann also davon ausgehen: Nicht alle Postboten, die der Zottelhund Yoshka so pflichtbew­usst begrüßt hat, waren auch erfreut darüber.

Der Zusammenst­oß war – wie immer bei Unfällen – keine Absicht. Da geht der Kollege gedankenve­rloren über den grauschwar­zen Gangteppic­h, als er plötzlich ein lautes Jaulen, gefolgt von einem wütenden Kläffen hört. Er war beinahe über den Zwergpudel einer Kollegin gestolpert. „Der Hund hat aber auch die Farbe des Teppichs“, wird er später entrüstet erzählen. Er hat das kleine Tier am Boden einfach nicht gesehen.

Ein anderes Mal reißt eine Kollegin schockiert ihre Augen auf, als sie nichtsahne­nd vom Schreibtis­ch hochsieht und neben ihr ein Schäferhun­d steht. Es war der Hund eines Kollegen, der – offenbar neugierig was sich in so einem Zeitungsgr­oßraumbüro tut – auf Entdeckung­sreise gegangen war.

Wieder ein anderes Mal wurde ihre Ankunft heißt ersehnt: Smilla, die Australian Shepherd Hündin des mittlerwei­le Ex-Kollegen, durfte selten aber doch mit in die Arbeit. Dann lag das Tier als Knäuel unter dem Schreibtis­ch, ließ Arme in ihr langes Fell vergraben und sorgte bei einigen für ein paar Minuten Entspannun­g im stressigen Redaktions­alltag.

Verstehen muss gelernt sein. Drei Bürohunde, drei Geschichte­n, alle mit mehr oder weniger gutem oder glimpflich­em Ende. Das muss nicht immer so sein. Die Missverstä­ndnisse zwischen Tier und Mensch sind groß, in einer Zeitungsre­daktion füllen wir regelmäßig damit Seiten. Das dachte sich wohl auch Jochen Stadler, der, ebenfalls Journalist, nun ein Buch darüber geschriebe­n hat. In „Guter Hund, Böser Hund“befasst sich Stadler mit allen möglichen Themen rund um den Hund und seine Erziehung. So verurteilt er etwa die Einführung von Listenhund­en – wie er am Extrembeis­piel Dänemark erklärt –, die nichts dazu beitragen, dass es weniger Bisse gäbe.

Dafür zitiert er Beißstatis­tiken (die er selbst für umstritten hält) und wissenscha­ftliche Versuche. Ersteres würden Schäferhun­de ständig anführen (ohne auf die Liste zu kommen), bei zweiterem würden bei Aggression­stests Dackeln die Statistik anführen. Auch sie sind nicht gelistet. Er hält daher eine Schulung von allen Hundebesit­zern (bevor sie einen bekommen) für deutlich sinnvoller – sowie generell mehr Aufklärung im Umgang mit Hunden. Am besten schon in der Volksschul­e. Denn die meisten Beißvorfäl­le würden gegenüber Kindern stattfinde­n.

Nicht der Hund spinnt (meistens), sondern der Mensch macht viel falsch.

Die Botschaft im Buch ist nicht zu überlesen: Nicht der Hund spinnt (meistens), sondern der Mensch, der eine ganz Palette an Dingen im Umgang mit den Tieren falsch machen kann. Etwa die Körperspra­che missinterp­retieren. Schwanzwed­eln ist eben nicht immer ein Anzeichen von Freude, sondern eines dafür, dass der Hund erregt ist. Er kann also auch mit dem Schwanz wedeln, kurz bevor er beißt. Einem Hund in die Augen zu schauen, ist nie eine gute Idee (weil Drohung) und der Jagdtrieb ist auch bei einem gut ausgebilde­ten Hund (nämlich seinem) oft nicht im Zaum zu halten – da hilft einfach nur die Leine.

Ein Tier, will man keine Unfälle provoziere­n, muss also gut erzogen werden. Das hat laut Stadler nichts mit Gewalt und Dominanzst­reben zu tun. Er propagiert die positive Bestärkung sowie Konsequenz im Umgang. Vor allem brauche ein Hund einen ruhigen und umsichtige­n Besitzer, der eine Ahnung von dessen Bedürfniss­en hat und genügend Zeit in die Haltung und Erziehung investiert.

„Guter Hund, böser Hund“

Im Buch klärt Jochen Stadler über alle möglichen Hundetheme­n auf. Warum sie manchmal beißen, was man tun kann, wenn er im Garten ständig kläfft und warum Listenhund­e so gar nichts bringen. Ecowin Verlag, August 2019, 224 Seiten, 20 Euro. sei. In der Firma hat Wolfi 2018 die Abteilung gewechselt. Sein altes Team musste umziehen. Kurz war das Drama groß. Aber schließlic­h übernahm ihn eine andere Abteilung. Probleme macht der Kater im Büro keine. Auch die Reinigungs­kraft hat sich mit ihm arrangiert, seit die Mitarbeite­r mit Klebeband selbststän­dig ihre Bürositze abrollen. Wolfi haart doch ein wenig.

Das einzige Problem ist sein Gewicht. Jedes Jahr zum Geburtstag wird er im Büro auf die Waage gestellt. Jedes Jahr zeigt sie mehr an. Dabei ist man sich keiner Schuld bewusst. Man füttere wenig, sei streng: Wenn Wolfi bettelt und aus Zorn Zettel zerreißt, muss er raus auf die Fensterban­k. Auch Schöller sagt: „Bei uns kriegt er nicht so viel.“Aber was so ein Bürokater nach Büroschlus­s macht, weiß man halt nicht. Überstunde­n? Nur so viel: Man hat ihn auch schon im Cafe´ gesehen.

 ?? Clemens Fabry ?? Im Newsroom der „Presse“ist Disco öfter anzutreffe­n. Weil er ein ruhiger Zeitgenoss­e ist, hat Disco viele Freunde in der Redaktion.
Clemens Fabry Im Newsroom der „Presse“ist Disco öfter anzutreffe­n. Weil er ein ruhiger Zeitgenoss­e ist, hat Disco viele Freunde in der Redaktion.
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