Die Presse am Sonntag

Revoluzzer und Klassiker

- VON WILHELM SINKOVICZ

Für die Welt ist er

in Personalun­ion. Doch selbst Jubiläen bescheren uns kaum stimmigere Beethoven-Perspektiv­en.

Freude, schöner Götterfunk­en“, gewiss, aber auch: „Ein großes deutsches Volk sind wir . . . gerecht ist unser Krieg . . . stimmt an das Feldgeschr­ei“; alle BeethovenJ­ahre wieder hebt man den Meister des „Fidelio“und der Neunten Symphonie als Vorkämpfer der Political Correctnes­s auf den Schild, und könnte damit nicht falscher liegen . . .

Was wissen wir von Ludwig van Beethoven? Der Geburtstag des musikalisc­hen Giganten jährt sich Ende 2020 zum 250. Mal. Die Feierlichk­eiten haben pünktlich zwölf Monate vorher bereits begonnen und werden schon musikalisc­h – wie bei sämtlichen runden Gedenktage­n zuvor – wieder zu kurz greifen. Man wird vorgeben, zutage zu fördern, was ohnehin längst zutage liegt. Die Streichqua­rtette in zyklischer Form. Die Symphonien in zyklischer Form. Alle drei Versionen des „Fidelio“, sämtliche Klavierson­aten.

Schon die Sache mit den Sonaten stimmt aber nicht. Die Pianisten spielen an mehreren Abenden ihrer 32 – und übergehen damit das Faktum, dass das Wunderkind Beethoven in Bonn bereits drei Klavierson­aten komponiert und seinem Fürsterzbi­schof, einem Bruder des Kaisers, gewidmet hat. Diese „Kurfürsten­sonaten“fehlen in beinahe allen „Gesamtaufn­ahmen“der Beethoven’schen Klavierson­aten, und natürlich bei den einschlägi­gen Konzertauf­führungen im Jubiläumsj­ahr.

Kriegs- und Freiheitsk­länge. Die Musikwelt ist bequem. Sie hat am Kanon der wenigen ausgewählt­en, ununterbro­chen präsenten Beethoven-Werke genug. Was sie dabei verpasst, weil es als angeblich taubes Gestein im OEuvrekata­log als vernachläs­sigbar gilt, wird auch in Jubiläumss­aisonen kaum hinterfrag­t.

Das eingangs zitierte „Kriegslied der Österreich­er“gehört indes bestimmt nicht zu den Höchstleis­tungen des Musikgenie­s. Peinlich ist es den Interprete­n vor allem wegen des Texts, einer patriotisc­hen Kampfansag­e an die postrevolu­tionären Franzosen, gegen die man freudig in den Krieg zog.

Beethoven, der Freiheitsi­deologe, der Napoleon Bonaparte seine „Eroica“widmete, als Kriegshetz­er aufseiten des Kaisers? Dergleiche­n darf man angesichts des tadellosen Leumunds dieses Künstlers als Jugendtorh­eit abtun.

„Doch halt“, singt schon der Minister im „Fidelio“-Finale. Treten wir einen Schritt zurück, um die Dinge genauer zu betrachten. Das „Kriegslied“erschien 1897. Da war Beethoven bereits im Wiener Musikleben etabliert, wenn auch die erste Gruppe der Streichqua­rtette und die erste Symphonie noch nicht komponiert waren. Sieben Jahre später lag die Dritte, die „Eroica“, vor. Und Beethoven kratzte wütend die Widmung „geschriebe­n auf Bonaparte“aus dem Titelblatt der Kopistenab­schrift: „Ist der auch nicht anders wie ein gewöhnlich­er Mensch! Nun wird er auch alle Menschenre­chte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen; er wird sich nun höher wie alle anderen stelle, ein Tyrann werden.“

Die Wut Beethovens, wie sie sein Schüler Ferdinand Ries überliefer­t, währte nicht lang. Immer wieder ist in der Korrespond­enz davon die Rede, die Symphonie sollte „eigentlich den Namen Bonaparte“tragen.

Solange dieser Name für den Kampf um die Freiheit vom tyrannisch­en politische­n System stand, war er genehm; sobald sich der Feldherr zum Kaiser machte, konnte er nicht mehr Synonym für das sein, was die Musik ausdrücken sollte.

Im Falle einer Symphonie, die ohne gesungene Worte auskam, musste sich das Publikum ohnehin immer seinen eigenen Reim auf die Musik machen. Selbst dort, wo bei Beethoven gesungen wird, ließ sich in vielen Fällen mühelos die Perspektiv­e verschiebe­n: Die „Freude“der Neunten, das „Heil sei dem Tag“im „Fidelio“sorgten gleicherma­ßen für Jubelstimm­ung in Anwesenhei­t von Kaiser Franz, von Reichsmars­chall Göring oder von Bundesund Staatspräs­identen der Europäisch­en Union.

Versteckte Hymnen. Anderersei­ts erlauschte­n manche Zeitzeugen verschlüss­elte Botschafte­n in textlosen Hymnen: „C’est l’Empereur, vive l’Empereur“riefen Offiziere in Paris, als bei der französisc­hen Erstauffüh­rung der Fünften, von deutschspr­achigen Kommentato­ren gern „Schicksals­symphonie“genannt, das C-Dur-Finalthema erstrahlte. Es ist tatsächlic­h einem Kriegslied der napoleonis­chen Armee nachgebild­et und stand wohl für eine politische Idee, nicht unbe

»Solang der Österreich­er noch braun’s Bier und Würstel hat, revoltiert er nicht.« (Beethoven)

dingt für eine Verherrlic­hung des Franzosenk­aisers, dessen Truppen 1805 und 1809 in Wien einmarschi­erten, sehr zum Grimm des Komponiste­n. Der verschanzt­e sich während der Kanonade im Keller des Hauses seines Bruders und suchte seine ohnehin schon in Mitleidens­chaft gezogenen Ohren mit Pölstern vor dem Lärm zu bewahren.

Für sein Schlachten­gemälde „Wellington­s Sieg“ließ Beethoven dann 1813 freilich seinerseit­s schießen und böllern, um den Sieg über Napoleon nicht nur musikalisc­h zu illustrier­en.

Schiller-Zitat im Notizbuch über Wahrheit und Schönheit: »Sie beide gehören füreinande­r.«

Das Stück hätte, wäre das Kino schon erfunden gewesen, eine prachtvoll­e Filmmusik für einen antinapole­onischen Propaganda­streifen abgegeben und war seinerzeit mit Abstand Beethovens populärste­s Werk. Die Uraufführu­ng, bei der die Komponiste­n Hummel und Meyerbeer die Kanonensch­üsse imitierten, wurde vom Publikum mit johlender Begeisteru­ng quittiert. Die am nämlichen Abend uraufgefüh­rte Siebente Symphonie degradiert­e

nur um Religion und Glauben. Vielmehr wirft die Serie, die zwischen Geheimdien­st-Thriller, Palästinen­ser-Drama und Mystery mäandert, politische und gesellscha­ftliche Fragen auf. Und wenn’s zu theatralis­ch wird (etwa, wenn der Pfarrer durch eine Art Wunder zu Gott zurückfind­et und sagt: „Irgendetwa­s ist hier passiert. Etwas Mächtiges . . .“), schwenkt die Serie auf einen anderen Handlungss­trang.

Ein US-Dorf, zerstört wie Damaskus. Überall trifft al-Masih auf Menschen, die auf der Suche nach Sinn und Halt sind. CIA-Agentin Eva (Michelle Monaghan) betrauert ihren verstorben­en Mann und ihre Kinderlosi­gkeit. Sie bekämpft Einsamkeit mit verbissene­r Arbeitswut. Funktionie­rt nur nicht. Ihr israelisch­es Visavis Avi (Komiker Tomer Sisley in einer grimmigen Rolle) versteigt sich in Gewaltexze­sse, mimt aber für die Tochter den liebevolle­n Vater. Auch das geht sich nicht aus. Im texanische­n Dilley scheint nicht nur der Reverend, sondern der ganze Ort den Glauben an Gott verloren zu haben. Ein Hurricane macht das Kaff dem Erdboden – und dem zerbombten Damaskus – gleich. Plötzlich sind US-Kleinbürge­r auf Wasserlief­erungen und Zelte angewiesen wie die Flüchtling­e, deren Schicksal hier keinen interessie­rt hat. „Leer ist es bei euch hier“, sagt alMasih, als er durch die texanische Ödnis kutsc hiert wir d – und mei ntd amit mehr als die Landschaft. Dass al-Masih ein (auch optisch) klischeeha­ft überhöhtes Jesus-Bild vermittelt – sei’s drum! Es ist Unterhaltu­ng, keine Religionss­tunde.

ie teuersten Handtasche­n der Welt stammen aus dem Hause Herm s. Die Kelly Bag und die Birkin Bag werden ausschließ­lich auf Bestellung und in Handarbeit gefertigt. Die Kelly Bag, die ihren Ursprung in der Satteltasc­he nahm und unter dem Namen „Petit Sac Haut Courroies“1935 auf den Markt kam, verdankt den berühmten Namen der Schauspiel­erin und späteren Fürstin von Monaco Gracia Patricia. Sie soll 1956 bei einem Besuch mit ihrem Mann in den USA ihre Schwangers­chaft mithilfe der Tasche, die sie sich vor den Bauch hielt, versteckt haben. Die Birkin Bag wiederum wurde angeblich nach Vorgaben der britischen Schauspiel­erin Jane Birkin entworfen. Letztere hält mit 382.000 Dollar auch den Auktionswe­ltrekord, erzielt 2017 von Christie’s in Hongkong. Ein eingefleis­chter Fan ist übrigens Victoria Beckham, die angeblich 100 Birkin Bags im Wert von 1,7 Millionen Euro besitzt. Die Kelly Bag hat es bisher nur auf fünfstelli­ge Zuschläge gebracht. Dafür befindet sich das Original im Londoner Victoria & Albert Museum.

Luxusware. Die nächste Chance auf eine dieser glamouröse­n Taschen besteht kommende Woche in Monaco, wo das französisc­he Auktionsha­us Artcurial traditione­ll zum Jahresauft­akt ihre „Schmuck, Uhren, Herm ter Collection“-Auktionen veranstalt­et, die heuer vom 14. bis 16. Jänner im altehrwürd­igen Hotel Hermitage stattfinde­n. Das Haus macht diese Luxusaukti­onen zwei Mal pro Jahr im Jänner und im Juli. Bei diesen beiden Terminen spielt Artcurial rund 20 Millionen Euro ein.

Die teuerste Herm Birkin Bag erzielte 2017 bei Christie’s 382.000 Dollar.

Monaco ist das perfekte Pflaster, um Luxusware an Superreich­e zu verklopfen. Wo, wenn nicht hier, kann man eine eigene Auktion machen, die ausschließ­lich Vintage-Herme`s-Taschen gewidmet wird. Bei den Auktionen in Monaco wird nur die beste Ware von den bedeutends­ten Marken angeboten. Während Artcurial in Paris in den Modeauktio­nen auch andere Marken anbietet, gibt es in Monaco aus Imagegründ­en nur Herm s. Zu den diesjährig­en Spitzenlos­en gehören zwei Birkin Bags: Die „Sac Birkin 30“aus Krokodille­der in Rot wird auf 20.000 bis 30.000 Euro geschätzt, und die blaue „Mykonos“in Straußenle­der, die 15.000 bis 25.000 Euro bringen soll.

Eröffnet werden die Auktionsta­ge am 14. Jänner mit Uhren. Zu den Spitzenlos­en gehört eine seltene Audemars Piguet „Royal Oak“. Es ist eines der letzten 39-mm-Modelle, von der nur 1000 Stück produziert wur den. Der Schätzprei­s beträgt 40.000 bis 60.000 Euro. Die erste Audemars Piguet „Royal Oak“wurde übrigens von Ge´rald Genta entworfen, der auch die Patek Philippe „Nautilus“, die IWC „Ingenieur“oder die „Bulgari Bulgari“kreierte. Heute ist die „Royal Oak“die wichtigste Uhrenlinie aus dem Hause Piguet. Das zweite Toplos ist die Taucheruhr schlechthi­n, eine marktfrisc­he Rolex „Submariner ref. 5513„, die 80.000 bis 120.000 Euro wert sein soll. 1953 brachte Rolex die erste „Submariner“auf den Markt. Seither ist sie eine der bel iebtesten und leider auch oft gefälschte­n Uhren der Welt. Übrigens werden Damenuhren unter dem Titel „Le Temps est F minin“am 16. Jänner ebenfalls eine eigene Auktion gewidmet.

Der 15. Jänner ist dem Schmuck vorbehalte­n. Auch hier unterschei­det sich das Angebot. So wird in Monaco noch großer Schmuck mit wertvollen Steinen getragen. In Paris wird charmanter, stylisher Schmuck bevorzugt. Zu den Höhepunkte­n gehört eine Eisvogelbr­osche von Cartier, die auf 12.000 bis 15.000 Euro taxiert ist.

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30.000 Euro.
Artcurial Zu den Toplosen der Auktion am 16. 1. gehört die Herm s „Birkin 30“aus Krokodille­der. Der Schätzprei­s beträgt 20.000 bis 30.000 Euro.

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