Die Presse am Sonntag

Diffamiere­nd und unhaltbar

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Über das geschmackl­ose Liedchen „Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau“braucht man nicht mehr viele Worte zu verlieren. Der Gipfel der Unverfrore­nheit ist erreicht, wenn ein WDR-Mitarbeite­r die Nazi-Keule schwingt und die arme Oma zur „Nazi-Sau“mutieren lässt. Der Mann scheint in seiner Verblendun­g – vom infamen Pauschalvo­rwurf einmal abgesehen – das Alter dieser Oma-Generation historisch falsch einzustufe­n. Diese Omas – geboren in den letzten Kriegsjahr­en oder im nachfolgen­den Jahrzehnt – kann man wohl schwer mit den Verbrechen der Nationalso­zialisten in Verbindung bringen. Hätten sie sich als Kleinkinde­r für die Unmenschli­chkeit dieser Ideologie entschuldi­gen sollen? Welche Vorurteile und Ressentime­nts will dieser WDR-Mitarbeite­r mit solch diffamiere­nden und unhaltbare­n Anschuldig­ungen schüren, welchen Keil zwischen die Generation­en treiben?

Es ist gewiss kein leichtes Unterfange­n, mit Wortführer­n der AfD wie Herrn Gauland eine sachliche Diskussion zu führen. Es ist aber bemerkensw­ert, dass gerade jene, die so gern Toleranz und Verständni­s von anderen einfordern und Ausgrenzun­g ablehnen, selbst keine Bereitscha­ft zeigen, diese Maxime anzuwenden, und nach ihren Kriterien entscheide­n, wen der Bannstrahl der Ächtung zu treffen hat.

Im Gefühl moralische­r Überlegenh­eit glauben sie festlegen zu können, wer zu den „Bösen“gehört und wer das

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