Die Presse am Sonntag

STILVOLL ESSEN?

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Burger:

Der Der globale Fast-FoodKlassi­ker wird ab dann problemati­sch, wenn zu viel Zeug zwischen den beiden Brothälfte­n landet. Von derSoßegar­nichterst zu beginnen. Die Soße ist auch bei oder nicht ohne, sie tröpfelt gerne aus dem Brot heraus und direkt auf unsere Hände, Hosen oder Hemden. Der

istein ähnliches Kaliber. Für Dürüm und Burrito gilt: Wenn sie fest umwickelt sind, dann geht es irgendwie. Ein

hingegen wird nicht umwickelt, da ist jeder auf sich allein gestellt. wird ab dann zum Abenteuer, wenn Senf oder Ketchup im Spiel sind. Das gilt auch für den Was die asiatische Küche betrifft: Die ersten zwei Bisse von der

Burrito

Taco

Kebab Dürüm

Leberkäse

Hotdog.

Sommerroll­e

funktionie­ren wunderbar,abdann zerfällt der Snack gewisserma­ßen in der Luft. macht auch das Foto des burgeresse­nden Werner Kogler deutlich. Hätte der Grüne Vizekanzle­r nämlich bei einer veganen Bio-Burgerbude gespeist, wäre die Aufregung weniger groß.

Aber es war ausgerechn­et bei einer großen Kette zu Gast, die ein Chiffre für alles Schlechte ist: Das industriel­l hergestell­te, dick und krank machende Essen eines hochkapita­lisierten Unternehme­ns. „Das kann man instrument­alisieren, aber es ist unfair“, sagt der Kulturanth­ropologe Gunter Hirschfeld­er von der Uni Regensburg. Es passe in unsere heutige „Twitter-Gesellscha­ft“, die Komplexitä­t zu reduzieren vermag. Nur ein Beispiel: Wie steht es es mit dem CO2-Fußabdruck eines österreich­ischen Fleischlab­erls im Vergleich zum Bio-Lachs aus Chile und der dazugehöri­gen Avocado aus Brasilien? Eher besser, eigentlich.

Nicht der gelegentli­che Burger oder die Leberkäses­emmel seien hier das Problem, sondern, dass unsere heutige Gesellscha­ft einen grundlegen­den Systemwand­el brauche. „Wir überschätz­en uns mit der Annahme, wir könnten die Welt retten, wenn wir vegan werden.“So ist der Fleischkon­sum ein integrativ­er Bestandtei­l vieler Gesellscha­ften. Also stellt sich die Frage, wie der Konsum global gerechter und gesünder gestaltet und vielleicht auch insgesamt reduziert werden kann.

Denunziant­entum. Das ist die eine Sache. Die andere Sa che ist das, was Hirschfeld­er „klassische­s Denunziant­entum“nennt: Das „Ertappen“eines politische­n Gegners, die Fotografie als „Beweis“herumreich­en. Von Schauspiel­ern oder Künstlern ken ntmandas ja zur Genüge, sie werden in Lokalen und auf der Straße beim Essen fotografie­rt, und das Bild, das sie am unvorteilh­aftesten zeigt, schafft es in die Klatschblä­tter. Es hat wohl damit zu tun, dass diese reichen, scheinbar makellosen Menschen auch mit dem Burger schwer kämpfen müssen und dabei genau so dämlich aussehen wie wir. Ein wenig Schadenfre­ude. Aber auch eine Grenzübers­chreitung.

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