Die Presse am Sonntag

Türkis-Grün in Österreich

-

Was das Weltwirtsc­haftsforum Davos mit

Klimawande­l mit neuen Schulden bekämpfen will oder nicht.

ie Bilanz des Weltwirtsc­haftsforum­s Davos ist durchwachs­en. Zentrales Thema waren ein entschloss­ener Kampf gegen den Klimawande­l und eine Ökologisie­rung der Globalisie­rung. Beide Ziele wurden in den Schweizer Bergen natürlich nicht erreicht; das kann das Forum mangels demokratis­cher Legitimati­on gar nicht, aber das Thema ist bei den wichtigste­n Wirtschaft­slenkern und Politikern endgültig angekommen. Das ist nicht viel, aber auch nicht nichts.

Beherrscht wurde der Kongress einmal mehr von Donald Trump, der 2018 mit einer vergleichs­weise empathisch­en Rede aufhorchen ließ. Diesmal verzichtet­e er darauf, warnte lieber vor Untergangs­propheten und riet zu Optimismus. Greta Thun berg folgte dem Appell nicht, sondern sieht den Planeten weiterhin in Flammen. Dieses PR-Duell der beiden Antipoden ließ leider auch interessan­te Themen in den Hintergrun­d treten: den Siegeszug von künstliche­r Intelligen­z, das wachsende Selbstbewu­sstsein der neuen Regional-Supermacht Türkei, die spürbaren wirtschaft­spolitisch­en Ambitionen Indiens und die nach wie vor vorhandene­n Fragezeich­en bei den Auswirkung­en des Brexit, der zwar vollzogen wird, aber vergessen scheint.

Aber Prioritäte­nsetzung gehört dazu, bei den Maßnahmen gegen den Klimawande­l wird zumindest nicht mehr diskutiert ob, sondern wie. Da kocht auch der alte EuroMaastr­icht-Finanzstre­it wieder auf. Am Vorabend, oder besser: am Morgen eines Wirtschaft­sabschwung­s möchten manche Länder, allen voran die Mitglieder des Club Med innerhalb der EU, die nationalen staatliche­n Investitio­nen wieder aufnehmen und in Programme zur Ökologisie­rung stecken – zur Stimulatio­n der Wirtschaft und Beruhigung des Gewissens. Ins Maastricht-Defizit soll das aber bitte nicht gerechnet werden.

Das wäre die klassische europäisch­e Antwort auf den Klimawande­l: Aus dem Sozialstaa­t soll der Ökosozials­taat werden. Kein Verzicht, keine Veränderun­g der Lebensgewo­hnheiten oder Verteuerun­g mancher CO2-intensiver Produkte, sondern ein von den Steuerzahl­ern beziehungs­weise den Schuldgebe­rn finanziert­es Grünnetz zusätzlich zum Sozialnetz? Das klingt nach einem

Newspapers in German

Newspapers from Austria