Blattlinie
NACHRICHTEN AUS DER REDAKTIONSKONFERENZ
Schwieriges Gedenken an die Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau vor 75 Jahren. m Donnerstag fand in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem eine große Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau statt, zu der mehr als 40 Staats- und Regierungschefs anreisten. Auch Österreichs Bundespräsident, Alexander Van der Bellen, war dabei. Danach betonte er im Interview mit Lou LorenzDittlbacher in der „Zeit im Bild 2“live aus Jerusalem, wie wichtig es sei, vor allem jungen Menschen, angehenden Erwachsenen, die Möglichkeit zu geben, mit Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs und mit Holocaust-Überlebenden zu sprechen. Denn auf diese Art würden die Gräueltaten und Schrecken dieser Zeit auch für diese Generation greifbar.
Viel Zeit dazu haben wir nicht mehr, das wird beim 75. Gedenktag an die Auschwitz-Befreiung bewusster denn je. Die Jahre vergehen, die Überlebenden werden sehr alt und sterben, das ist der natürliche Lauf der Welt. Umso wichtiger ist es, immer wieder Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, die sich noch erinnern und klar und deutlich von ihrer Zeit im Konzentrationslager erzählen können. Unsere Korrespondenten Paul Flückiger (Polen) und Judith Poppe (Israel) haben zwei AuschwitzÜberlebende gesprochen. Duygu Özkan hatinWien Helga Pollak-Kinsky besucht und ein einfühlsames, sanftes Porträt dieser Frau geschrieben, die mit zwölf Jahren in das KZ Theresienstadt deportiert, von dort im Oktober 1944 nach Auschwitz transportiert wurde, weiter in ein Arbeitslager nach Oederan kam – und überlebte. Sie erzählt auch, wie schwer es zu Beginn war, nach ein paar Jahren des Reisens wieder in Wien Fuß zu fassen und Vertrauen in die Umgebung zu haben.
Auf den Geschichteseiten stellt Günther Haller die wichtige Frage, ob es so etwas wie ein „richtiges“Gedenken überhaupt gibt. Die Texte und Porträts dieser Ausgabe sind zumindest ein Versuch.