»Es war abartig, ich habe richtig mit mir gekämpft«
25 Jahre nach seinem ersten Kitzbühel-Sieg erzählte Günther Mader von radikalen Materialtricks auf der Streif, wie er das erste Privatteam der Skiwelt durchsetzte und wie nach seinem Schlaganfall alles wieder von vorn begann.
Schon bevor Sie 1995 den Super-G in Kitzbühel gewonnen haben, war Ihr Trainer Robert Trenkwalder so siegessicher gewesen, dass er gern gewettet hätte. Nur hat er auf die Schnelle kein Wettbüro gefunden. Günther Mader: Das hätte ich mir nicht getraut. Beim Rennen war ein ziemlicher Aufruhr, weil es in Kitzbühel noch keinen Super-G gegeben hatte und sie nicht wussten, wie sie die Tore setzen sollten. Drei haben sie dann in die Traverse hineingesetzt. Beim Rennen sind nicht viele durchgekommen, der Rest ist da oben hinaus (lacht).
Ein Jahr später haben Sie mit dem Abfahrtssieg nachgelegt. Die Bedingungen damals gehörten zu den schwierigsten überhaupt. Schon im Training gab es wilde Stürze.
Da ist es richtig dahingegangen. Brutal. Abartig. Alles nur Kunstschnee, links und rechts war alles braun. Es hat nur ein Training gegeben, da hat es Lasse Kjus ins Netz gehaut, mich haben sie danach am Hausberg abgewunken. Von dort habe ich hinuntergeschaut, wie sie ihn mit dem Hubschrauber weggebracht haben. Lasse war damals der beste Skifahrer, ich habe mit ihm um den Gesamtweltcup gekämpft, so einer fliegt nicht so leicht ab. Ich habe dann ein paar Minuten richtig mit mir gekämpft, ob ich noch einmal herunterfahre oder das Training sein lasse.
Wie entscheidet man so etwas? Irgendwann habe ich mir gesagt, wenn ich nicht ganz runterfahre, kann ich das Rennen nicht gewinnen. Ich bin mit dem Hubschrauber wieder hinauf, aber mein Servicemann war nicht mehr da. Ich habe irgendeinen anderen Servicemann gesucht, der mir schnell die Kanten ein bisserl nachfeilt. Das Ganze war schon eine Challenge.
Wo steht der Siegerski von damals?
Bei mir daheim in der Vitrine. Der ist gar nicht so viel anders als die heutigen Abfahrtsskier. Natürlich mit weniger
Grip und Stabilität, die haben vorn bei der Schaufel ziemlich geschlagen.
Am Material getüftelt wurde schon damals? Ja. Ich habe beim Abfahrtssieg sehr vieles meinen beiden Serviceleuten zu verdanken. Die Schaufel hat zu viel geschlagen, das haben wir auch im Video gesehen. Damals hatten die SalomonSkier ein Plastikkapperl vorn drauf. Das haben sie heruntergenommen, dann ein Stück von der Schaufel weggeschnitten und wieder draufgesetzt.
Die haben Ihren Abfahrtsski einfach abgeschnitten?
Sonst hätte ich Kitzbühel wahrscheinlich nicht gewonnen, die Schaufel war danach viel ruhiger. Ein paar Saisonen später haben alle Skifirmen dann kürzere Schaufeln gemacht.
Kitzbühel hat legendäre Siegesfeiern gesehen. Wie haben Sie gefeiert?
Fast gar nicht. Am nächsten Tag war der Kombislalom mit zwei Durchgängen. Und das mit Startnummer 40 und einer Scheißpiste. Diese Kombi war schon brutal schwierig damals.
Welches Preisgeld gab es? Was haben Sie sich davon geleistet?
400.000 Schilling für den Abfahrtssieg. Und nichts Besonderes.
Nicht die Welt im Vergleich zu heute (100.000 Euro). Aber man muss sich keine Sorgen machen um Günther Mader.
Aber nein. Ich arbeite noch (lacht).
Als Sie dann nach Ihrem Schlaganfall nach Kitzbühel, also den Ort Ihres größten Triumphs, zurückgekehrt sind, mussten Sie sich alle Namen auf einen Zettel notieren. Auch Orte und Zeiten, ich habe gar nichts mehr gewusst. Ich habe mir alles aufgeschrieben, wo ich hin muss, wie das Hotel heißt. Ich habe nicht mehr gewusst, dass es Streif oder Mausefalle heißt. Alles weg.
Wie geht es Ihnen heute?
Es geht mir gut. Ich sage immer, mir kann nichts Besseres passieren. Es hätte viel schlimmer sein können, ich hätte nie mehr Skifahren gehen, nie mehr arbeiten, nie mehr reden können. Wenn es blöd hergeht, nicht mehr gehen. Der Familie geht es gut, im Job kann ich meine Erholungsphasen einhalten und dann passt auch das.
Zurück in die 90er: Als Sie Robert Trenkwalder als Ihren Individualtrainer bei ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel durchgesetzt hatten, begründeten Sie auch einen Trend. Hatten Sie das erste Privatteam im Skizirkus?
Im Prinzip schon. Wobei ich das eigentlich nicht wollte. Mein Problem war, dass ich ständig in einer anderen Disziplin gut war. Deswegen war ich einmal im Riesentorlaufteam, dann wieder bei der Abfahrtsmannschaft, es gab sogar ein Jahr lang ein eigenes Kombiteam, aber das hat nicht funktioniert. Diese Hin- und Herschieberei ist mir auf die Nerven gegangen. Am