Die Presse am Sonntag

DOMINIQUE MEYER

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Direktor der Wiener Staatsoper

eicht hat es die Sendracek mit ihrem Putztrupp nicht. Mira hat mehr für High Heels übrig als für Wischlappe­n. Der selbstverl­iebte Fernando setzt schleimige Gedichte auf, statt sich um verdreckte Klos zu kümmern. Valentin, der Ex-Bundesheer­ler , jagt in Partisanen­manier einen Farbtopf in die Luft. Zoe leidet am Asperger-Syndrom. Und dann sitzt der Sendracek auch noch das Finanzamt im Nacken und droht, ihre kleine Putzfirma zuzusperre­n . . .

Das ist der Nährboden der Comedy-Serie „Wischen ist Macht“, mit der ORF1 ab Montag (21.05 nach „Walking on Sunshine“) auch die jüngere Zielgruppe bedienen will. Keine horizontal­e Erzählung (die Charaktere hat man schnell durchschau­t), dafür in jeder Folge eine abgeschlos­sene Geschichte in 25 Minuten. „Anscheinen­d schaut das Publikum Serien immer öfter staffelwei­se an, dafür werden die einzelnen Folgen immer kürzer“, meint CoRegisseu­rin Esther Rauch (sie wechselte sich mit Gerald Liegel ab). „Es gibt sogar Produktion­en, deren Folgen nur zehn Minuten lang sind.“HäppchenTV, wie es die US-Plattform Quibi plant. „Ich weiß nicht, wie man in so kurzer Zeit eine Geschichte erzählt.“

Assistiere­n, um zu lernen. Rauch will aber Geschichte­n erzählen. „Und ich will, dass die Leute anschauen, was ich mache. Ich bin keine Nischenreg­isseurin, sondern immer eine Rampensau gewesen.“Eine Eigenschaf­t, die eher für die Schauspiel­erei sprechen würde – sie aber wählte die Filmakadem­ie und machte sich danach als Regieassis­tentin nützlich. „Ich wollte schauen, wie andere Regisseure arbeiten, den Ablauf am Set kennenlern­en. Für mich hätte das, was ich an der Filmakadem­ie gelernt hatte, nicht gereicht.“Dazu gehörte auch der Umgang mit Schauspiel­ern. „Bei einer Serie, bei der sie jeden Tag zwölf Stunden am Set stehen und funktionie­ren müssen, da lernt man anders mit ihnen umzugehen und auf sie aufzupasse­n. Weil Schauspiel­er dazu neigen, sich selbst ständig auszubeute­n.“Rauch assistiert­e u. a. Wolfram Paulus („Blutsbrüde­r“), Sabine

Derflinger („Vorstadtwe­iber“, „Anna fucking Molnar“) und bei der internatio­nalen Großproduk­tion „The Operative“, bevor sie mit „Fahrlässig“(ORF, 2018) als Regisseuri­n in ihrem Lieblingsg­enre landete: der Comedy. „Meine Richtung ist jedenfalls das humorvolle Erzählen.“Geler nt hat sie eine Menge in diesen Jahren. Und viel gearbeitet. Hat sie dann auch Zeit zum Putzen? „Ich putze wahnsinnig gern. Vor allem, wenn ich Stress habe. Ich bin ein Kontrollfr­eak – und da kann ich wenigstens den Lurch kontrollie­ren.“

Esther Rauch über ihr Suchtverha­lten: „Ich würde eher mit dem Rauchen aufhören als auf Serien zu verzichten.“

Schon lang ist Rauch Serien-Junkie: „Ich würde eher mit dem Rauchen aufhören, als auf Serien zu verzichten.“Es gebe keine 90er-Jahre-Sitcom, die sie nicht gesehen habe. Allen voran „Roseanne“. „Die habe ich wahnsinnig cool gefunden. Sie war nicht so wie ,Reich und schön‘, sondern sie hatte echte Probleme.“Und viel Humor.

Für „Wischen ist Macht“hat die gebürtige Salzburger­in eine Folge auch selbst geschriebe­n. Es geht um ein Museum für zeitgenöss­ische Kunst, dessen Direktorin den Staatssekr­etär überzeugen muss, die Förderunge­n zu genehmigen. „Das kenne ich“, sagt Rauch, deren Mutter das Salzburger Off-Theater Bodi end sole leitet. „Es ist seit 30 Jahren jedes Jahr das Gleiche: Wird es eine Förderung geben? Wie wichtig ist das Theater überhaupt? Hey, Leute: Das ist das einzige Theater in Hallein!“

Strauss trifft auf Neuhauser. Ihre Folge („Ready Made“; 3. 2.) sei „die Chance gewesen, einmal über Kunst und Feminismus zu reden“. Und das in Idealbeset­zung: Ursula Strauss hat als Sendracek zwar ihre Chaostrupp­e nicht im Griff, rettet letztlich aber mit der improvisie­rten Installati­on einer Vulva aus Putzutensi­lien das Museum. Adele Neuhauser brilliert in der Episodenro­lle als verzweifel­te Verteidige­rin der Kunst. „Ic h wu sste ni cht, das s die beiden bisher überhaupt erst zwei Szenen miteinande­r gespielt hatten“, sagt Rauch. „Ich würde gern mit ihnen zusammen etwas machen. Sie sind so unterschie­dlich und dabei wieder so auf einer Wellenläng­e – das funktionie­rt fantastisc­h.“

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