Die Presse am Sonntag

Melanzani einmal anders

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nergschäft­l in der Kettenbrüc­kengasse verkauft. Und bei den ganz speziellen Sorten wird derzeit getestet und beobachtet, ob sie sich für den Handel eignen.

„Ich bin selbst am Ausprobier­en und will die Sorten Köchen geben, damit die herausfind­en, wozu sie sich eignen,“, sagt Herret. Und auch seine drei Mitarbeite­rinnen, die aus Rumänien stammen, geben ihr Wissen weiter. „Die machen zum Beispiel aus der Sabelle einen sehr guten Aufstrich.“

Herret nennt die Gärtnerei einen „sehr alten Betrieb, der gewachsen ist, ohne Hightech“. Sein Klimacompu­ter stamme noch aus 1989, der ist zwar nicht internetta­uglich, versehe aber brav jeden Tag seinen Dienst. Seit 1880 gibt es die Gärtnerei, seine Ururgroßel­tern waren noch auf der Heiligenst­ädter Straße angesiedel­t, mussten dann aber der Stadtentwi­cklung weichen.

Mini-Spitzkraut. Jetzt produziert er in Simmering, nicht weit von der Zentrale der LGV, an zwei Standorten. „Ich wollte einen Schritt zurück machen oder nach vor, wie man es nimmt, in Richtung bio.“Wobei nur ein Teil des Betriebs, dort, wo die Paradeiser, Gurken, aber im Frühling auch Mini-Spitzkraut oder Stangensel­lerie wachsen, biologisch bewirtscha­ftet wird. „Ich weiß nicht, ob bei bio die Zukunft bei den Paradeiser­n liegt, sondern vielleicht eher bei Spitzkraut und anderem Gemüse.“

Jene Fläche, auf denen in Glashäuser­n Melanzani wachsen, wird aber konvention­ell bewirtscha­ftet, was vor allem daran liegt, dass sie nicht in Muttererde (was für ein Bio-Siegel aber Voraussetz­ung ist), sondern in Kokosmatte­n wachsen. „Ich würde das zwar gerne ausprobier­en, aber ich glaube nicht, dass den Melanzani der Boden gefällt“, sagt er und führt in das Glashaus. In einer Ecke steht der Rhabarber, der hier vermehrt wird. Auch der hat es ihm angetan. „Rhabarber-Marzipan-Strudel ist meine Bestechung­swährung“, sagt er und schmunzelt.

Bis zu vier Meter hoch. Die Melanzanip­flanzen stehen hier in Reih und Glied und schlängeln sich an Fäden in die Höhe. Im Unterschie­d zu Paradeiser­n, die bis zu zehn Metern hoch wachsen können, erreichen diese „nur“drei bis vier Meter. In einer langen Reihe wachsen die unterschie­dlichen Sorten, die der Gärtner genau beobachtet. So hat er festgestel­lt, dass ausgerechn­et plare eignen sich auch dazu, sie im Ganzen im Rohr oder am Grill zu schmoren, um dann das weiche Fruchtflei­sch weiterzuve­rarbeiten, etwa zu einer Paste. Allerdings sollte man dabei die Frucht im Ganzen unbedingt einstechen, da sie sonst ob der harten Schale im Rohr platzen könnte.

Als Fleischers­atz. Es gibt viele Varianten die Melanzani in der Küche einzusetze­n, von den ähnlich wie bei Zucchini mit Faschierte­m oder Gemüse gefüllten Melanzanih­älften über Aufläufe (die berühmte italienisc­he Melanzane alla Parmigiana) bis hin zu Ratatouill­e.

Warum die Melanzani in jüngster Zeit auch hierzuland­e immer mehr entdeckt wird, hat wohl – ähnlich wie bei Pilzen – mit ihrer Einsatzmög­lichkeit als Fleischers­atz zu tun. Immerhin hat ihr Fleisch, je nach Zubereitun­gsart, eine leicht deftige, gar fleischähn­liche Konsistenz. Sie harmoniert aber auch sehr gut mit faschierte­m Fleisch, wie vor allem die chinesisch­e Küche weiß. Und selbst zu Desserts lässt sich die Frucht verarbeite­n. die afrikanisc­he Sorte weniger Probleme mit relativ niedrigen Temperatur­en hat. „Man lernt viel dazu, es gibt nicht viele in Europa, die sich gut mit der Kultur auskennen“, sagt Herret. Gegossen wird via Tröpfchenb­ewässerung. „An heißen Tagen braucht eine Pflanze drei Liter Wasser, wie der Mensch.“Und auch Hummeln hat er im Einsatz. Die seien zwar für die Befruchtun­g nicht unbedingt notwendig, aber er habe das Gefühl, dass sich das positiv auf die Qualität der Früchte auswirkt. Geerntet wird bis in den Oktober hinein. Dann wird auch überlegt, welche Sorte im nächsten Jahr ausgebaut wird.

Im Vorjahr war die Wiener Anbaufläch­e für die Nachfrage erstmals zu klein.

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