Die Presse am Sonntag

Markusplat­z, so weit und leer

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Viel Platz und Muße, Venedig als Gesamtkuns­twerk zu betrachten.

Venedig. Die aktuelle Lage sollte Martin S. nicht von seinem jährlichen Kultur-Trip nach Venedig abhalten. Die Piranesi-Ausstellun­g, die Cartier-Bresson-Schau, der Dogenpalas­t, der Palazzo Grassi – bei einigen Kulturadre­ssen war der Wiener mit seiner Frau nahezu allein unterwegs, bei anderen musste er maximal fünf Minuten warten. Manche Kulturstät­ten und Kirchen waren gesperrt. Dass sie geschätzte 30 andere Touristen auf dem Markusplat­z erspähten, genossen die beiden sehr.

Overtouris­m, das war einmal. Dass Venedig bis vor Kurzem noch im Fadenkreuz einer aus dem Ruder gelaufenen Tourismusi­ndustrie gestanden hat, ist kaum vorstellba­r. Keine Kreuzfahrt­schiffe pflügen nun bis ins Innerste dieses Stadt-Kunstwerks hinein, keine internatio­nale Reisegrupp­e drängt sich durch das Labyrinth aus Gassen und Kanälen. „Es dürften an die 50 Prozent weniger Leute da gewesen sein“, sagt S. über seinen Venedig-Urlaub vor drei Wochen. „Und am Lido waren es dann noch weniger. Ich hab den Eindruck, da waren fast nur Italiener dort.“

Begeistert zeigt Martin S. auch über die Wasserqual­ität am Strand wie bei den Fahrten mit dem Vaporetto, da macht sich das Ausbleiben von viel Schiffsver­kehr bemerkbar. In den Wassertaxi­s übrigens herrscht Maskenpfli­cht, ebenso wie in den Geschäften und manchen Lokalen. Die werde sehr ernst genommen, war der Eindruck des Wieners. Auch die Anreise würde er wieder so planen – mit dem Zug ab Wien direkt, im Schlafwage­n.

Cres, mitten in der Stadt in einem Appartemen­t, und wir werden Ende August nochmals hinfahren, weil es uns so gut gefallen hat.“

Für die Einreise wählte C. nicht die stark frequentie­rten Grenzüberg­änge, sondern nutzte die Umwege im Sinne „der Weg ist das Ziel“. Vorbereite­n musste C. nur die Registrier­ung über einen offizielle­n Link: „Man musste den ausgedruck­ten Code hinter die Windschutz­scheibe legen. Wir wurden an den Grenzen meist gleich durchgewun­ken, haben aber gesehen, dass Autofahrer ohne Code rausgeholt wurden.“Nur an der Grenze nach Slowenien hieß es einmal Fiebermess­en.

Gute Stimmung. Aufgefalle­n ist dem Niederöste­rreicher die besonders gute Stimmung im Hauptort der Insel Cres: „Alle waren extrem bemüht und sehr freundlich.“Abstand ja, aber mit der Maskenpfli­cht schien man es in den Lokalen einmal so, einmal so zu halten. In den Geschäften hingegen trugen alle Mund-Nasen-Schutz, auch Desinfekti­onsmittel waren überall vorhanden.

Obwohl es bislang keinen Coronafall auf der Insel Cres gegeben haben soll, seien nur an die 40 Prozent der üblichen Gäste da, habe ihm der Vermieter erzählt. Das deckt sich mit seinem Eindruck: C. selbst habe nur wenige Österreich­er, Deutsche und Italiener getroffen, dafür einige Franzosen – und natürlich viele inländisch­e Gäste, aus Zagreb, aus Rijeka. Auch am Strand gebe es mehr als genug Abstand, und wem das noch zu wenig ist, der marschiert eben eine Bucht weiter.

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