Die Presse am Sonntag

»Ein bisschen heile Welt« in Salzburg

- VON EVA KOMAREK

Salzburg trotzt Covid-19. Die Salzburger Festspiele feiern unter vielen Auflagen und Vorsichtsm­aßnahmen ihr 100-JahrJubilä­um, und nach der Siaf hat gestern mit der Art & Antique eine zweite Kunstmesse geöffnet (bis 16. August). „Wir wollen ein klares Zeichen setzen, dass es weitergeht“, sagt die Messeveran­stalterin Alexandra Graski-Hoffmann. Sie hat wieder das weiße Zelt im Innenhof der Residenz aufgeschla­gen, in dem zehn Händler Platz finden. Sie musste auch keinen der Aussteller überreden, im Gegenteil, es gab mehr Anfragen als Platz.

Klein und fein. Die Sommermess­e von Graski-Hoffmann war immer schon klein und fein, was ihr heuer besonders entgegenko­mmt. „Wir haben natürlich extra Maßnahmen ergriffen und auch ein Covid-19-Prävention­skonzept erarbeitet und abgegeben, obwohl wir das bei der Größe gar nicht bräuchten.“Es gab auch eine Eröffnung. Dazu wurde der Zeitrahmen ausgeweite­t, damit sich die Leute aufteilen, und das Catering wurde ins Freie unter die Arkaden verlegt. „Die Stimmung in Salzburg ist gut und die Stadt gut besucht. Hier ist ein bisschen heile Welt“, sagt GraskiHoff­mann, deren Motto lautet: „Es gibt keine Alternativ­e zum Optimismus.“Das sieht wohl auch der Handel so, der mit vielen Messeabsag­en konfrontie­rt ist. Messen sind für den Umsatz enorm wichtig, und nach den erzwungene­n Schließung­en durch den Lockdown ist es besonders bitter, dass so viele Veranstalt­ungen abgesagt wurden.

Das ist auch der Grund, warum das Kunsthaus Wiesinger heuer auf beiden Messen ausstellt. Petra Popp-Wiesinger hat auf der Art & Antique beispielsw­eise einen Siebdruck des Pop-ArtKünstle­rs

Roy Lichtenste­in mit, den sie für 49.000 Euro anbietet. Ebenso findet man von Lyonel Feininger ein „Schiff mit schwedisch­er Flagge II“von 1935 um 69.500 Euro sowie einen „Garten“in Aquarell von Oskar Kokoschka für 45.200 Euro bei ihr. Ergänzt wird das Angebot mit Skulpturen von Robert Metzkes.

Mit einem stets feinen Angebot antiker Kunst wartet Christoph Bacher Archäologi­e Ancient Art auf. Heuer hat er einen Mantelpavi­an aus Kalkstein aus dem Ägypten des Neuen Reiches mitgebrach­t, 18. oder 19. Dynastie, 1540 bis 1186 v. Chr. Der Pavian gilt als eine der Gestalten des Mondgottes Thot, der auch als Gott des Wissens und des Schreibens gilt. Die Provenienz kann sich sehen lassen und reicht von einer Pariser Privatsamm­lung über eine Auktion bei Sotheby’s, dem etablierte­n Londoner Antikehänd­ler Rupert

Wace bis zur italienisc­hen Sammlerin Claudia Kruber in Florenz samt italienisc­hem Antikenpas­s. Der Angebotspr­eis liegt bei 68.000 Euro.

Geradezu spektakulä­r liest sich die Provenienz des lebensgroß­en zypriotisc­hen Kalksteink­opfs einer Göttin aus dem 1. Jahrhunder­t v. Chr., bei der es sich vermutlich um Aphrodite handelt. Er findet sich ebenfalls auf dem Stand von Christoph Bacher. Der Kopf stammt aus der Familiensa­mmlung von General Vicomte Louis le Hardy de Beaulieu. Der belgische Militär diente zunächst Napoleon, ehe er nach dessen Abdankung im niederländ­ischen Heer Dienst versah und bei Waterloo gegen Napoleon im Feld stand. Dieser Kopf soll der Familienge­schichte zufolge von Napoleon höchstpers­önlich an Louis le Hardy de Beaulieu überreicht worden sein. Der Preis ist mit 28.000 Euro angeschrie­ben.

Ins 15. Jahrhunder­t, genauer gesagt 1480, datiert eine Predella, die die „Vierzehn Nothelfer“in Gold gefasst ziert. Sie sollen bei allerlei Beschwerde­n helfen und vor so manchem Unglück schützen. Ihnen zur Seite stellte Runge Kunsthande­l einen Wassermann aus Sandsteing­uss aus Böhmen aus dem 19. Jahrhunder­t. Dazu gibt es eine „Ansicht von Gmunden“von 1836 von Josef Eberl, der in dem Aquarell stimmungsv­oll den Traunsee einfängt.

Ein Dauerbrenn­er auf österreich­ischen Messen ist Ferdinand Georg Waldmüller. Auf der Art & Antique ist er bei Lilly’s Art mit „Sonntagsru­he“, einer Szene mit Mutter und Kind, vertreten. Neben Gemälden ist Lieselotte Setzer auf alte Uhren spezialisi­ert. In Salzburg hat sie eine Biedermeie­r-Laterndluh­r von „F. Schönberg in Wien“mit, die sie um 52.000 Euro anbietet. Die Händlerin ergänzt das Angebot mit einer zeitgenöss­ischen Skulptur von Oskar Höfinger. „Der Sieger“aus Bronze mit einer Auflage von drei Stück kostet 70.000 Euro.

Ländliche Motive ziehen gerade in Salzburg gut. So darf auch heuer Alfons Walde nicht fehlen. Kunsthande­l Freller bietet zur Jahreszeit passend vom Tiroler Maler einen „Bergsommer“an.

Antique. »Es gibt keine Alternativ­e zum Optimismus«, sagt Messemache­rin Graski-Hoffmann. Sie hat auch heuer im Hof der Residenz ihr Zelt aufgestell­t.

Poliakoff, Hundertwas­ser. Sommerstim­mung vermittelt auch ein Seerosente­ich mit Enten von Alexander Koester bei Kolhammer & Mahringer Fine Arts. Das Ölbild kostet 38.000 Euro. Sie haben aber mit einer Arbeit von Serge Poliakoff auch einen der ganz Großen der Moderne auf ihrem Stand. Seine „Kompositio­n in Rot, Blau, Grau und Schwarz“von 1960 ist eine Farblithog­rafie, signiert und mit 14.800 Euro angeschrie­ben.

„Le tir a` l’arc“von Georges Braque findet man bei der Münchner Galerie Franc¸aise. Das Werk kostet 138.000 Euro. Daneben reitet ein in nur wenigen Strichen in Tempera auf Papier gebrachtes „Cavallo“vom italienisc­hen Kollegen Marino Marini aus dem Jahr 1960. Kostenpunk­t: 145.000 Euro.

Bei Schütz Fine Art gibt es schließlic­h ein Frühwerk von Friedensre­ich Hundertwas­ser: „Krankes Fenster – Survivant de Laszlo XV“. Auf dem Stand gibt es auch Kunst der jungen Chinesin Li Hua. Sie ließ sich für ihr Gemälde von Ludwig van Beethovens einzigem Violinkonz­ert inspiriere­n.

 ?? Galerie Fran¸caise G´erard Schneider / Bildrecht Wien, 2020 ?? Die Münchner Galerie Fran¸caise bietet von Georges Braque „Le tir `a l’arc“, eine Gouache von 1958, um 138.000 Euro an.
Galerie Fran¸caise G´erard Schneider / Bildrecht Wien, 2020 Die Münchner Galerie Fran¸caise bietet von Georges Braque „Le tir `a l’arc“, eine Gouache von 1958, um 138.000 Euro an.

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