Die Oberstufe lernt wieder zu Hause
Das Distance Learning ist zurück. Die Pflichtschulen bleiben offen. Aber nur vorerst.
Es kam dann doch überraschend. Wochenlang zog Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) mit Aussagen durch das Land wie „Die Schule ist ein vergleichsweise sicherer Ort“, „Wir müssen uns von der Illusion befreien, dass wir die Schulen schließen und 14 Tage später alles besser ist“und „Es gibt keinerlei Absichten, nach den Herbstferien zu einem schulischen Schließen zu kommen“. Das hat sich offenbar geändert. Denn wenn am kommenden Dienstag die Schule wieder beginnt, dann werden die Oberstufenschüler nur noch ihre Unterlagen und Bücher abholen. Danach werden sie wieder zu Hause lernen.
Die Oberstufen werden neuerlich ins Distance Learning geschickt. Die Universitäten auch. Unter den älteren Schülern und Studenten würde sich das Virus am ehesten verbreiten, so die Argumentation der Regierung, außerdem müssen sie zu Hause nicht beaufsichtigt werden. Ein positiver Nebeneffekt.
Derzeit sind noch viele Details offen. An der Verordnung wird gearbeitet. Der Unterricht wird in einer anderen Form stattfinden. Die Mehrheit der Jugendlichen wird dann wohl auf Distanz per Computer unterrichtet. Es dürfen aber Kleingruppen in die Schule geholt werden. Das könnte etwa auf OberstufenAnfangsund Abschlussklassen zutreffen. Eventuell könnte es auch eine Neuauflage des Schichtbetriebs geben. Dabei würden sich Schülergruppen von Tag zu Tag in den Klassen abwechseln. Wie lang die Oberstufenschüler zu Hause bleiben müssen, ist ebenso unklar wie, was mit Schularbeiten, Tests und Leistungsbeurteilungen passiert.
Kurz gegen Minister und Länder. Die Volksschulen, Mittelschulen, AHS-Unterstufen, Polytechnischen Schulen und Sonderschulen bleiben weiterhin offen. Gleiches soll auch für Kindergärten gelten. Tut es aber nicht immer. Der Bund kann hier nur Empfehlungen abgeben. Die Länder dürften das teilweise anders handhaben.
Die Schließung dürfte aber vor allem Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ein Anliegen gewesen sein. Er hat sich gegen den Bildungsminister und gegen die Länder durchgesetzt. Es habe, wie der Kanzler sagte, „den massiven Wunsch“nach einer Offenhaltung der Schulen, insbesondere der Pflichtschulen, gegeben. Man werde „versuchen, sie offen zu halten“. Nachsatz: „Vorerst.“Man müsse das Infektionsgeschehen analysieren. Das klingt nicht nach einer langfristigen Lösung.
Mit teilweisen Schulschließungen wird die Schulampel, die bisher das Infektionsgeschehen abbilden sollte, de facto ignoriert. Sie leuchtet seit Freitag in fast allen Bundesländern (mit Ausnahme von Tirol) gelb auf. Es herrscht nur mittleres Risiko. Die Länder haben sich deshalb trotz roter Bezirke am Freitag für gelbe Schulen entschieden – und damit für offene Oberstufen.