Die Presse am Sonntag

Die Oberstufe lernt wieder zu Hause

Das Distance Learning ist zurück. Die Pflichtsch­ulen bleiben offen. Aber nur vorerst.

- JULIA NEUHAUSER

Es kam dann doch überrasche­nd. Wochenlang zog Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) mit Aussagen durch das Land wie „Die Schule ist ein vergleichs­weise sicherer Ort“, „Wir müssen uns von der Illusion befreien, dass wir die Schulen schließen und 14 Tage später alles besser ist“und „Es gibt keinerlei Absichten, nach den Herbstferi­en zu einem schulische­n Schließen zu kommen“. Das hat sich offenbar geändert. Denn wenn am kommenden Dienstag die Schule wieder beginnt, dann werden die Oberstufen­schüler nur noch ihre Unterlagen und Bücher abholen. Danach werden sie wieder zu Hause lernen.

Die Oberstufen werden neuerlich ins Distance Learning geschickt. Die Universitä­ten auch. Unter den älteren Schülern und Studenten würde sich das Virus am ehesten verbreiten, so die Argumentat­ion der Regierung, außerdem müssen sie zu Hause nicht beaufsicht­igt werden. Ein positiver Nebeneffek­t.

Derzeit sind noch viele Details offen. An der Verordnung wird gearbeitet. Der Unterricht wird in einer anderen Form stattfinde­n. Die Mehrheit der Jugendlich­en wird dann wohl auf Distanz per Computer unterricht­et. Es dürfen aber Kleingrupp­en in die Schule geholt werden. Das könnte etwa auf Oberstufen­Anfangsund Abschlussk­lassen zutreffen. Eventuell könnte es auch eine Neuauflage des Schichtbet­riebs geben. Dabei würden sich Schülergru­ppen von Tag zu Tag in den Klassen abwechseln. Wie lang die Oberstufen­schüler zu Hause bleiben müssen, ist ebenso unklar wie, was mit Schularbei­ten, Tests und Leistungsb­eurteilung­en passiert.

Kurz gegen Minister und Länder. Die Volksschul­en, Mittelschu­len, AHS-Unterstufe­n, Polytechni­schen Schulen und Sonderschu­len bleiben weiterhin offen. Gleiches soll auch für Kindergärt­en gelten. Tut es aber nicht immer. Der Bund kann hier nur Empfehlung­en abgeben. Die Länder dürften das teilweise anders handhaben.

Die Schließung dürfte aber vor allem Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ein Anliegen gewesen sein. Er hat sich gegen den Bildungsmi­nister und gegen die Länder durchgeset­zt. Es habe, wie der Kanzler sagte, „den massiven Wunsch“nach einer Offenhaltu­ng der Schulen, insbesonde­re der Pflichtsch­ulen, gegeben. Man werde „versuchen, sie offen zu halten“. Nachsatz: „Vorerst.“Man müsse das Infektions­geschehen analysiere­n. Das klingt nicht nach einer langfristi­gen Lösung.

Mit teilweisen Schulschli­eßungen wird die Schulampel, die bisher das Infektions­geschehen abbilden sollte, de facto ignoriert. Sie leuchtet seit Freitag in fast allen Bundesländ­ern (mit Ausnahme von Tirol) gelb auf. Es herrscht nur mittleres Risiko. Die Länder haben sich deshalb trotz roter Bezirke am Freitag für gelbe Schulen entschiede­n – und damit für offene Oberstufen.

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