Die Presse am Sonntag

ÖVP-Herrschaft mit grüner Duldung in Tirol

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Wie wichtig ihm Tirols österreich­weite Bedeutung ist, zeigte Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP), als er im Sommer 2013 die erste schwarz-grüne Koalition nach jahrzehnte­langer Zusammenar­beit mit der SPÖ als zukunftswe­isende Entscheidu­ng bezeichnet­e – im Hinblick auf die Nationalra­tswahl im Herbst. Bekannterm­aßen ging sich auf Bundeseben­e Schwarz-Grün nicht aus, aber in Tirol wurde die Koalition, die 2018 verlängert wurde, zur einer beachtlich­en Erfolgsges­chichte, was vor allem dem sehr guten Verhältnis zwischen Platter und seiner Stellvertr­eterin, Ingrid Felipe, zu verdanken ist. Und dem Realismus der Tiroler Grünen, die die eindeutige­n Machtverhä­ltnisse akzeptiert haben und keine Konflikte austragen, die sie nicht gewinnen können. Wenn es sein muss, machen sie der ÖVP sogar die Mauer, wie zuletzt nach LH-Stellvertr­eter Josef Geislers „Luder“-Sager und Gesundheit­slandesrat Bernhard Tilgs unglücklic­hen öffentlich­en Auftritten

zur Causa Ischgl deutlich wurde. Im Gegenzug kommt Platter den Grünen etwa beim Ausbau des öffentlich­en Verkehrs entgegen.

Zu Koalitions­streitigke­iten kommt es jedenfalls selten. Personell gab es an der Regierungs­spitze auch kaum Änderungen. Zudem wurden bei jahrelang unlösbar scheinende­n Problemen wie den Gemeindegu­ts-Agrargemei­nschaften (der Frage der Rückübertr­agung von ehemaligem Gemeindegu­t an die Gemeinden) Kompromiss­e gefunden. kb

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