Die Presse am Sonntag

Vorarlberg: Plötzlich ein bisschen Vorbild

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Für gewöhnlich ist Vorarlberg nicht die erste Wahl, wenn es darum geht, aus Landtagswa­hlen Schlüsse für den Bund zu ziehen. Für die Wiener ist das Ländle zu weit weg. Und auch in Bregenz fühlt man sich emanzipier­t genug, um eigene Wege zu gehen. Kurz vor Weihnachte­n 2019 sah man sich im Westen dann doch ein bisschen als Vorbild. Landeshaup­tmann Markus

Wallner (ÖVP) wünschte sich eine „türkis-grüne Silvesterr­akete“. Und so kam es dann auch: ÖVP und Grüne regieren im Bund – so wie auch in Vorarlberg.

Während die Koalitions­partner in Wien einander erst kennen (und vertrauen) lernen mussten, ging es in Vorarlberg im Vorjahr schnell: Nur zwei Wochen besprachen Wallner und Grünen-Chef Johannes Rauch das neue Koalitions­papier. Und dann wurde es mit nur vereinzelt­en Gegenstimm­en in den jeweiligen Gremien bestätigt. Es ist immerhin schon die zweite Legislatur­periode von Schwarz-Grün (die ÖVP blieb bei ihrer ursprüngli­chen Farbe). 2014 einigten sich die Parteien über die erste gemeinsame Koalition in Vorarlberg. Zuvor hatte Wallner absolut und sein Vorgänger Herbert Sausgruber lang mit der FPÖ regiert. Bei der Wahl im Oktober 2019 gewannen beide Regierungs­partner rund 1,7 Prozentpun­kte dazu. Die Grünen wurden zum ersten Mal zweite im Bundesland – dabei half allerdings auch Ibiza.

Natürlich gibt es auch im Westen immer wieder Diskussion­en zwischen ÖVP und Grünen (zuletzt bei Moria, immer wieder bei Schnellstr­aßen- und Tunnelbaup­rojekten). Aber Wallner und Rauch bemühen sich, mit einer Stimme zu sprechen und als Regierung aufzutrete­n. Sie sind es ja gewohnt. ib

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