Die Presse am Sonntag

Die Wurst und ihr Register

Österreich hat eine besondere Vielfalt bei Wurstsorte­n, die auch streng geregelt ist.

- KARIN SCHUH

Die Wurst hat in Österreich eine besondere Tradition. Natürlich gibt es so gut wie in jedem Land einige Wurstspezi­alitäten, immerhin ist die Wurstprodu­ktion eine der ältesten Methoden zur Konservier­ung und bietet die Möglichkei­t das Tier im Ganzen (oder zumindest fast) zu verarbeite­n.

Aber kaum in einem anderen Land gibt es eine derart breite Palette an unterschie­dlichen Wurstvaria­nten. „Wurst hat in Österreich eine sehr lange Tradition, es gibt ein irrsinnig buntes Sortiment, Hunderte verschiede­ne Wurstsorte­n“, sagt Rudolf Stückler, Produktman­ager Fleisch und Fleischwar­en bei der AMA-Marketing. Diese Vielfalt ist auch streng gesetzlich geregelt, konkret im Codex Alimentari­us Austriacus, dem österreich­ischen Lebensmitt­elbuch. Darin finden sich weniger genaue Rezepturen als Vorgaben, wie hoch etwa der Anteil von magerem

Fleisch, Speck oder auch Schüttung, also Eis oder Wasser (beim Kuttern der Wurst), in den unterschie­dlichen Wurstsorte­n sein darf. Und es ist geregelt, welche Wurst zu welcher Wurstkateg­orie gehört.

„Mengenmäßi­g sind die wichtigste­n Würste die Brühwürste, die unterschei­den sich in zwei Gruppen: die Brätwürste und die Fleischwür­ste“, erklärt Stückler. Zu den Brätwürste­n wiederum zählt die beliebtest­e Wurst Österreich­s, die Extrawurst. Brät ist, wenn man so will, ein sehr fein zerkleiner­tes Fleisch-Speck-Eis-Gemisch (inklusive Salz und Gewürze), bei dem die einzelnen Bestandtei­le nicht mehr erkennbar sind. Sobald aber beim „Schnittbil­d“– so nennt sich das im Fachjargon, wenn man eine Wurst anschneide­t – Fleisch oder Speck erkennbar sind, spricht man von einer Fleischwur­st. Die Polnische oder die Wiener Wurst gehören dazu. Eine Untergrupp­e der Fleischwur­st wiederum ist ein österreich­isches Spezifikum: die Dauerwurst. „Erkennbar an der runzligen Oberfläche, die dadurch entsteht, dass sie lang gelagert oder abgehangen wird. Die Wurst verliert dadurch Wasser und wird haltbar“, so Stückler. Die Bergsteige­r oder auch Cabanossi zählen dazu.

Mit und ohne Belag. Dann gibt es neben der Brühwurst noch die Kategorien Rohwurst und Kochwurst. Bei ersterer wird eben rohes Fleisch verarbeite­t, wie etwa bei der Salami. Die Rohwurst gibt es „mit oder ohne Belag“, so Stückler. Damit ist aber keine Garnitur für belegte Brötchen gemeint, sondern vielmehr eine Art Ummantelun­g der Wurst, etwa mit weißem Edelschimm­el, wie das bei der Salami der

Fall ist. Rohwürste ohne Belag sind etwa die Kärntner

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