Die Presse am Sonntag

IN ZAHLEN

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enn ein Unternehme­n bisher gut durch die Krise gekommen ist, bedeutet das noch lan g nicht, dass die Aktie noch immer attraktiv ist. Das bekamen Aktionäre des deutschen Softwareko­nzerns SAP vergangene Woche schmerzlic­h zu spüren, als das Papier nach der Ankündigun­g einer Strategieä­nderung und einer verschlech­terten Prognose überrasche­nd schwer abgestürzt ist. Im Großen und Ganzen scheint sich aber auch während der zweiten Coronawell­e der Trend fortzusetz­en, der sich während der ersten Welle im Frühjahr gezeigt hatte: Es sind vor allem Ölkonzerne und Industrief­irmen, die unter der schwachen Nachfrage leiden, während IT-Unternehme­n und Onlinehänd­ler vom veränderte­n Einkaufsve­rhalten und vom vermehrten Home-Office profitiere­n.

Bestperfor­mer seit Jahresbegi­nn im US-amerikanis­chen S&P 500 ist der Index-Neuling Etsy. Dieser vertreibt online Bekleidung­sartikel (etwa VintagePro­dukte), Kunst, Kerzen und andere Dekoration­sartikel. Seit Jahresbegi­nn hat sich der Kurs verdreifac­ht, Analysten sehen ein weiteres Potenzial von 15 Prozent, wie Bloomberg-Daten zeigen.

Auch dem Prozessore­ndesigner Nvidia, dessen Aktie sich seit Jahresbegi­nn mehr als verdoppelt hat, trauen sie im Schnitt noch ein knapp zweistelli­ges Kursplus zu. Nvidia-Produkte findet man etwa in Spielekons­olen, PCs und selbstfahr­enden Autos.

LET’S MAKE MONEY erscheint wieder am 8. November.

Ein ähnliches Potenzial sehen die Marktexper­ten auch noch für den Zahlungsdi­enstleiste­r PayPal (bei dem man seit Kurzem Bitcoin erwerben kann), dem Paketzuste­ller Fedex, dem Softwareun­ternehmen Service Now und dem Onlinehänd­ler Amazon. Alle diese Aktien haben sich seit Jahresbegi­nn um mehr als 70 Prozent verteuert.

Doch nicht von allen Top-Performern sind die Analysten restlos begeistert: Beim Unternehme­n Rollins (dieses verkauft Schädlings­bekämpfung­smittel), dem Gesundheit­sdienstlei­ster West Pharmaceut­ical und dem Bekleidung­shändler L Brands liegen die durchschni­ttlichen Kursziele bereits unter den stark gestiegene­n Preisen.

Im europäisch­en EuroStoxx 600 tat sich der schwedisch­e Anbieter von Kommunikat­ions- und Cloud-Dienstleis­tungen Sinch mit einem Kursplus von 178 Prozent seit Jahresbegi­nn hervor, und die Analysten rechnen kurzfristi­g noch mit einem Anstieg von weiteren neun Prozent. Gleich 16 Prozent Kurspotenz­ial trauen sie dem deut

Gold hat seinem Nimbus als sicherer Hafen wieder einmal alle Ehre gemacht. Schon zu Jahresbegi­nn. Als es im Jänner zwischen dem Iran und den USA kriselte, flüchteten Anleger rund um den Globus in das Edelmetall und verhalfen ihm zu einem Sieben-Jahreshoch auf Dollarbasi­s. Im Juli erreichte der Goldpreis schließlic­h ein neues Dollar-Allzeithoc­h. In Euro hatte der Goldpreis schon im Jänner ein Rekordhoch erreicht. Inzwischen ist das alles Makulatur. Der Goldpreis hat sich von seinem Jänner-Niveau nämlich weit entfernt – coronabedi­ngt. Und zwar nach oben.

Für eine Feinunze (31,3 Gramm) müssen Anleger mittlerwei­le rund 1600 Euro oder 1870 Dollar auf den Tisch legen. Zwischenze­itlich waren es sogar noch mehr. Im August erklomm der Kurs nämlich ein neues Rekordhoch in Dollar (über 2000 Dollar )wieauchin

Prozent

hat der S&P 500 seit Jahresbegi­nn zugelegt.

Prozent

betrug das Kursplus von Etsy.

Euro. Danach war aber die Luft raus, der Preis begann wieder zu fallen. Zwischen Juli und September sank dann auch die globale Goldnachfr­age im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 19 Prozent, womit sie auf den niedrigste­n vierteljäh­rlichen Wert seit dem dritten Quartal 2009 fiel.

Auch die Zentralban­ken waren in diesem Zeitraum äußert zurückhalt­end. Seit dem Jahr 2011 traten sie auf dem Markt kontinuier­lich als Käufer auf. Doch im dritten Quartal dieses Jahres kam es erstmals seit rund zehn Jahren zu Nettoverkä­ufen. Das Minus belief sich allerdings nur auf zwölf Tonnen, da einige Zentralban­ken, wie jene aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten oder Katar, auch zukauften. Zu den Verkäufern zählten die Türkei mit 22 Tonnen Gold und Usbekistan mit 35 Tonnen. Für die Türkei scheint die Sache klar: Die schen Kochboxen-Zusteller Hellofresh zu, dessen Aktie sich seit Jahresbegi­nn verzweiein­halbfacht hat. Aus Schweden stammt wiederum Evolution Gaming, ein Anbieter von Dienstleis­tungen für elektronis­che Casinobetr­eiber. Die Aktie hat sich mehr als verdoppelt und soll Analystens­chätzungen zufolge noch um weitere 22 Prozent steigen. Gut gefällt den Experten auch der Silber- und Goldminen-Konzern Fresnillo. Dessen Aktie ist seit Jahresbegi­nn immerhin um 80 Prozent gestiegen, die Analysten rechnen mit einem weiteren zweistelli­gen Anstieg.

Das SAP-Beispiel hat dennoch gezeigt: Wer zu viel auf eine Karte setzt, kann kräftig verlieren, auch wenn es sich um ein Qualitätsu­nternehmen in einer Zukunftsbr­anche handelt.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

Währung des Landes steht derzeit unter massivem Abwertungs­druck, die Lira fällt von einem Rekordtief zum nächsten, weshalb die Zentralban­k versuchen muss gegenzuste­uern. Bisher gelang ihr das allerdings nicht. Was man aber auch dazu sagen muss: Seit Jahres- beginn zählt die Türkei nach wie vor zu den größten Goldkäufer­n. Die Bestände der Zentralban­k belaufen sich inzwischen auf rund 560 Tonnen und machen damit fast die Hälfte der Reserven aus. Die Zentralban­k ist seit dem Jahr 2017 auch der alleinige Ankäufer der inländisch­en Goldproduk­tion, was sich in diesem Jahr auch nicht ändern wird. Die Zentralban­k hat angesichts ihrer zuletzt misslichen Lage zu einem guten Preis verkauft. Der Goldkurs dürfte vorerst nicht dramatisch nachgeben, er könnte aber Gegenwind von der Dollarstär­ke bekommen. Nicole Stern

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Reuters Der Onlinehänd­er Etsy zog erst heuer in den US-Aktieninde­x S & P 500 ein.
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