Die Presse am Sonntag

»Ich habe alle Regeln gebrochen«

- RÜDIGER STURM

Von James Bond bis „Dr. Quinn“– Jane Seymour war im Lauf ihrer Karriere in vielen Kultfilmen zu sehen. Wer die 69-Jährige jetzt erleben will, muss sich ans Home-Entertainm­ent halten.

In Ihrer Komödie „Immer Ärger mit Grandpa“duelliert sich Ihre Figur mit Kindern. Wie würden Sie sich real in so einem Wettkampf schlagen?

Jane Seymour: Geistig würde ich siegen – dafür habe ich meine Lebenserfa­hrung. Körperlich zwangsläuf­ig weniger, auch wenn ich mich fit und beweglich halte. Aber in meinem Leben gibt es keinen solchen Konflikt. Meine beiden Enkel, vier und sieben, sind wunderbar. Meine Tochter erzieht sie auch entspreche­nd: Sie dürfen nicht fernsehen, ihre iPads benutzen sie nur für die Schule, Videospiel­e interessie­ren sie nicht. Dafür sind es absolute Leseratten, sie kochen, schreiben Gedichte, springen draußen herum.

Wobei in diesem Film vor allem die sogenannte­n „alten Leute“im Mittelpunk­t stehen. Sie selbst werden im Februar 70. Was bedeutet das für Sie?

Das ist nur eine Zahl. Ich kenne viele, die schon früh im Leben die Mentalität von alten Leuten haben und mit 40 oder 50 das Handtuch werfen. Ich halte mich lieber an meine Mutter, die 92 wurde. Sie war am Ende halb blind und halb taub, aber ist munter herumgelau­fen und hat sich lebhaft an Unterhaltu­ngen beteiligt. Ich unternehme auch lieber etwas mit meinen Kindern oder Freunden, die 20 Jahre jünger sind, als mit Leuten meiner Altersgrup­pe.

Allerdings gibt es mit der Pandemie eine Herausford­erung für Ihre Altersgrup­pe . . . Ich passe so gut auf mich auf, wie ich nur kann. Aber meine Mutter hat den Zweiten Weltkrieg überstande­n, und im Vergleich dazu ist das nichts. Ihr Motto war: „Mach immer weiter“. Danach richte ich mich. Zum Beispiel bin ich gleich nach dem 11. September, als keiner in ein Flugzeug steigen wollte, zu Dreharbeit­en geflogen.

Dass Sie keine Herausford­erungen scheuen, kann man auch daran sehen, dass Sie vor zwei Jahren für den „Playboy“posierten. Ich konnte das Angebot zuerst nicht ernst nehmen. Aber dann dachte ich mir: „Vielleicht hilft das Frauen meines Alters, dass sie sich in ihrer Haut wohlfühlen.“Man muss hinzufügen: Ich war natürlich nicht nackt.

Jane Seymour

Bekannt

Derzeit

ist eine britischam­erikanisch­e Schauspiel­erin, sie wurde 1951 im britischen Middlesex geboren.

wurde sie als Bond-Girl in „Leben und sterben lassen“an der Seite von Roger Moore und als Dr. Quinn in der TVSerie „Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenscha­ft.“

ist sie im Film „Immer Ärger mit Grandpa“(englischer Originalti­tel: „The War with Grandpa“) zu sehen. Wegen der Coronapand­emie ist der Film hierzuland­e über Video-onDemand-Plattforme­n oder DVD/Blu-ray zu sehen.

Sie wurden ja als Bond-Girl in „Leben und sterben lassen“zum Sexsymbol. Was hat Ihnen dieser Auftritt im Rückblick gebracht? Eigentlich war er eher hinderlich. Ich sollte danach einen Film in England drehen, und als der Regisseur erfuhr, dass ich im Bond mitspielte, legte er sein Veto ein. Schließlic­h zog ich nach Amerika um – dort hat das niemanden gestört. Ich wollte mich nie auf einen Rollentyp festlegen lassen. Nach Bond ging ich ans Theater zurück, um Shakespear­e und die Klassiker zu spielen. Ich nehme den Beruf eben ernst. Deshalb habe ich alle Regeln der Branche gebrochen: Ich spielte die Constanze Mozart in der Broadway-Inszenieru­ng von „Amadeus“, obwohl mein Agent dem Stück keinen Erfolg zutraute. Parallel dazu spielte ich in der Romanze „Ein tödlicher Traum“, die angeblich keine Chance hatte und dann zum Kultfilm wurde. Danach bekam ich ein Baby, wovon man mir wegen der Karriere abriet. Ich fürchte mich nicht, Risiken einzugehen, und habe auch keine Scheu davor, alt auszusehen.

Sie hatten auch keine Scheu, sich gegen

Und ich habe mir nie etwas gefallen lassen. Jedem, der etwas von mir wollte, damit er mir eine Rolle gab, habe ich klar gemacht: Da läuft nichts. Natürlich gab es viele, die mich genau aus dem Grund nicht angeheuert haben.

Auch Ihre Erfahrunge­n in der Liebe waren mit vier Scheidunge­n nicht so positiv.

Ich bin jedes Mal, nachdem ich eine Scheidung überstande­n hatte, stärker und klüger geworden. Meinen ersten Mann lernte ich mit 15 kennen, wir heirateten mit 20 – das war lächerlich. Aber damals konntest du nicht einfach so eine sexuelle Beziehung führen oder ohne Trauschein zusammenle­ben.

Jetzt sind Sie in einer Beziehung ohne Trauschein, aber Sie haben sicher viele Fans, die Ihnen Heiratsant­räge machen.

Stimmt. Aber solche Leute leben in einer Fantasiewe­lt, das kann ich nicht ernst nehmen. Immerhin ist es schön, wenn man mich in meinem Alter noch in Betracht zieht.

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Jane Seymour sagt zur „Mach immer weiter“.
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Männer zu wehren. Am Anfang Ihrer Karriere waren Sie mit übergriffi­gen Produzente­n konfrontie­rt . . .
Getty Images könne. Und, sie richte gut auf sich auf, wie sie Pandemie, sie passe so Jane Seymour sagt zur „Mach immer weiter“. nach dem Motto ihrer Mutter: sich in Zeiten wie diesen Männer zu wehren. Am Anfang Ihrer Karriere waren Sie mit übergriffi­gen Produzente­n konfrontie­rt . . .

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