Die Presse am Sonntag

Salami-Lockdown statt Garagenpar­ty

- VON FLORIAN ASAMER

oder: Warum die Regierung die Menschen nudged, um selbst genudged zu werden.

eine extra Kühltruhe ist schon auch eine feine Sache. Irgendwann hat dann das Auto nur mehr schlecht Platz, das Rangieren wird schwierige­r, das Aussteigen sowieso. Bis das System endgültig kippt: Dort, wo das Auto stehen sollte, wird erstmals eine Kiste (zuerst nur zwischen-)gelagert. Nach und nach brechen alle Dämme, die Garage ist schließlic­h mit Gerümpel zugewachse­n. Das Auto steht fortan auf der Straße.

Durch die zweite Pandemiewe­lle ist nun eine andere Nutzungsar­t der Garage in den Fokus geraten: die als Veranstalt­ungsraum analog zum Partykelle­r. Wie beim Partykelle­r kann man mit Sonderauss­tattung punkten: geheizt, gekachelt, mit fließendem Wasser etc. Bei der Garagenpar­ty kommen die Stärken der Garage voll zum Tragen: herinnen und doch irgendwie im Freien, Gastfreund­lichkeit wird möglich, ohne das Haus öffnen zu müssen, schmutzune­mpfindlich und im Gegensatz zum Stadel oder der Scheune grill- und raucherfre­undlich. Doch damit ist vorerst einmal Schluss.

Die Regierung hat sich dieses Mal für den sogenannte­n Salami-Lockdown entschiede­n: Da wurde die verhaltens­ökonomisch­e Methode des Nudging, die längst zum erprobten Regierungs­repertoire gehört, um einen Twist weitergedr­eht: Die Bürgerinne­n und Bürger werden durch Zögern und Zaudern der Verantwort­lichen trotz schlechter werdender Zahlen solang gestupst, bis sie beginnen ihrerseits die Regierung in Richtung Lockdown zu stupsen, die so keine Verantwort­ung zu übernehmen braucht. Na ja.

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