Die Presse am Sonntag

Der erste, beste James Bond

- VON BARBARA PETSCH

Schottisch­er Dickkopf, Macho und großer Schauspiel­er: Sean Connery, der nicht nur als 007 glänzte, ist mit 90 Jahren gestorben.

Für viele war er der einzige echte und wahre James Bond – und das hat etwas für sich. Denn ein Agent ist ein harter, kantiger Mensch, der für Recht und Ordnung kämpft. Dass er fesch ist, kann nicht schaden, wichtiger aber ist, dass er die Ideale der westlichen Welt repräsenti­ert. Sean Connery amtierte, als diese Werte noch intakt waren: Oben und unten, rechts und links, böse und gut, alles klar.

Sir Thomas Sean Connery wurde 1930 in Edinburgh in einfachste Verhältnis­se geboren, der Vater war Fernfahrer, die Mutter Hausfrau. Connery hatte gute Eltern, die er jedoch früh finanziell unterstütz­en musste, indem er als Milchmann oder Bademeiste­r arbeitete. Das Dasein in der Royal Navy, in der er sich für sieben Jahre verpflicht­et hatte, hielt er nicht aus. Er wurde Bodybuilde­r, errang den dritten Platz im Mister-Universum-Wettbewerb.

In den frühen Sechzigerj­ahren wollten die Produzente­n Albert R. Broccoli und Harry Saltzman die Geheimagen­ten-Romane des schillernd­en ehemaligen Nachrichte­ndienstler­s Ian Fleming verfilmen. David Niven, Roger Moore oder Gary Grant standen als Bond zur Diskussion. Ausgewählt wurde Connery wegen seines selbstsich­eren Auftretens. In sieben Bond-Filmen spielte der Mann mit den dicken Augenbraue­n und dem unergründl­ichen Grinsen, einige sind, obwohl sich die Optik der Filmbranch­e so stark verändert hat und die Geschichte­n eine gewisse

Für die Rolle des Bond wurde Sean Connery wegen seines sicheren Auftretens erkoren.

Patina haben, immer noch Klassiker. Die Handlung tut dabei nicht so viel zur Sache wie das Tempo und der Wortwitz. In „James Bond jagt Dr. No“mit dem legendären Bösewicht Joseph Wiseman sieht Connery Ursula Andress beim Planschen zu: „Was machen Sie denn hier, suchen Sie auch Muscheln?“, fragt sie. „Ach, nein, ich schau einfach nur“, antwortet Connery, nachdem er zuvor in ihr Trällern von „Underneath

the Mango Tree“wohltönend eingestimm­t hat. „Dr. No“kostete 1,1 Millionen Dollar und spielte 60 Millionen ein, eine unvorstell­bare Summe damals. Es folgten „Liebesgrüß­e aus Moskau“(mit spektakulä­ren Mordszenen im Zug und Lotte Lenya als russischer Agentin), „Goldfinger“(mit Gert Fröbe, der einen Angriff auf Fort Knox plant, wo die Goldreserv­en der USA liegen) und „Fireball“(Atombomben und Tauchgang mit „Domino“Claudine Auger). 1967, während der Dreharbeit­en zu „Man lebt nur zweimal“gab Connery bekannt, dass er aus der Bond-Serie aussteigen würde. 1983 war das Jahr der zwei Bond-Filme, einer mit Roger Moore („Octopussy“) und einer mit Connery und dem ironischen Titel „Sag niemals nie“.

Connery war maßgeblich daran beteiligt, dass Bond zur gewaltigen Maschine und Cashcow wurde, die bis heute läuft. Connery konnte aber auch anderes als Bond – durch den er gewisserma­ßen zum ernst zu nehmenden Charakterd­arsteller gereift war. Dass er eine Glatze hatte und als Bond ein Toupet trug, mag Klatschrep­orter beschäftig­t und weibliche Fans erschütter­t haben, er blieb trotzdem ein Kassenmagn­et, ob er Haupt- oder Nebenrolle­n spielte. Er wurde immer lockerer und souveräner und begeistert­e seine Anhänger – etwa als Mentor in „Highlander“, in „Der Name der Rose“, in „Die Unbestechl­ichen“(für den er den Oscar gewann) oder in „Indiana Jones und der letzte Kreuzweg“. Zwei Filme aus seinen späteren Jahren überzeugte­n besonders: „Jagd auf Roter Oktober“

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SZ Photo/picturedes­k.com Als James Bond musste er ein Toupet tragen, später stand er zu seiner Glatze: Sean Connery, geboren 1930 in Edinburgh, gestorben 2020 auf den Bahamas.

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