Kunstmesse Tefaf versucht sich als Onlineformat
Digital. Knapp 300 Händler nützen das Gratisangebot der Kunst- und Antiquitätenmesse und präsentieren ihr Topwerk auf der digitalen Plattform.
Sie wird heuer fehlen. In nur vier Jahren ist die New Yorker Ausgabe der The European Fine Art Fair (Tefaf) zum Fixpunkt von Kunstliebhabern geworden. Denn die Betreiber der führenden Messe für Kunst und Antiquitäten haben im prachtvollen Bau der Armory in der Upper East Side Manhattans eine elitäre Messe hingestellt, die in New York ihresgleichen sucht.
Doch heuer musste auch sie wegen Corona ins Internet ausweichen. Dem verwöhnten Publikum eine hochwertige Onlinemesse zu präsentieren, ist kein leichtes Unterfangen. Elegant soll sie sein, dem Anspruch ausgewählter Topstücke muss sie gerecht werden und auf die strenge Jurierung wollte man auch nicht verzichten.
Ein Highlight pro Händler. Die Messeleitung entschied, pro Aussteller nur ein Objekt zu zeigen. Wobei die Spannbreite von der Antike über Asiatika, Schmuck, Kunsthandwerk, Mobiliar, Design bis zur Kunst quer durch alle Epochen reicht. Die Einzelwerke sollen anteasern, ein Blitzlicht höchster Qualität sein, um damit Neugier zu wecken. Der Weg zum Händler ist nur einen Klick entfernt, der Link steht prominent beim Kunstwerk. So konnte auch gewährleistet werden, dass jedes dieser gezeigten Objekte vorher durch die Jury begutachtet worden ist. Die Zahl der Teilnehmer ist mit rund 300 Ausstellern gewaltig. Die hätten nie in die New Yorker Armory gepasst. Teilnahmeberechtigt waren alle Händler, die auf den letzten drei Tefaf-Messen ausgestellt haben. Vier weitere, die erstmals an der New Yorker Herbstausgabe teilnehmen hätten sollen, wurden ebenfalls akzeptiert. Das Interesse war groß, stellte die Tefaf die Onlinemesse den Händlern doch gratis zur Verfügung. Fürs Erste zumindest. Denn die Onlineversion soll auch nach Corona als Ergänzung zur Präsenzmesse bleiben. „Wir haben für die erste Ausgabe der Tefaf Online beschlossen, dass die Premiere der Onlineversion kostenlos ist. Aber in Zukunft wird es sehr wahrscheinlich Teilnahmegebühren geben. Der Bau einer solchen Plattform kostet so viel wie ein sehr gutes Haus“, sagt Hidde van Seggelen, Chairman der Tefaf, auf Nachfrage der „Presse“. Er ist zuversichtlich, dass die Messe trotz zweiter Coronawelle gut angenommen wird. „Die Coronakrise mit den derzeitigen Lockdowns stimmt zwar traurig, aber es gibt auch etwas mehr freie Zeit. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Kunstinteressierte und Sammler mehrfach die Tefaf Online besuchen. Einige werden auch ihr Lieblingsstück finden. Wir verbringen doch alle mehr Zeit vor dem Computer und haben uns mittlerweile an digitale Kommunikation und Onlineshopping gewöhnt. Ich glaube, dass mit der Pandemie die Lust und Freude, unbekannte, besonders hochwertige Kunstobjekte zu entdecken, nicht verloren gegangen ist.“
Aus Österreich sind zwei Aussteller mit dabei, die Galerie Thaddaeus Ropac und Wienerroither & Kohlbacher (W&K). Ropac hat sich für ein Werk von Donald Judd entschieden, das zu seinen bekanntesten Serien gehört. Stack, auf Deutsch Stapel, kreierte Judd erstmals 1965. Es ist eine Folge flacher Quaderkästen, die jeweils im Abstand der Höhe einer Kastenform übereinander an der Wand befestigt sind. Die Arbeit auf der Tefaf ist in den Farben Rot, Schwarz und Weiß und entstand 1988.
W&K haben als Höhepunkt Egon Schiele gewählt. Die aquarellierte Zeichnung „Liegender männlicher
Akt“ist von 1910 und kostet 2,6 Millionen Dollar netto. Lui Wienerroither gefällt die Idee, dass pro Aussteller nur ein Objekt gezeigt werden kann: „Es sind rund 300 Topkunstwerke, die zu sehen sind. Mehr wäre eine Überforderung. Das ist auch ein Aushängeschild für die Aussteller, bei der Tefaf Online vertreten zu sein. Außerdem macht es Lust, Kunst zu entdecken. Es gibt ja eine Verlinkung zum Aussteller, wer mehr davon möchte“, so der Händler.
Bleibt noch die Frage der Präsentation: Denn, was auf einem Messestand gut funktioniert, muss nicht unbedingt in der digitalen Welt auf einem zweidimensionalen Screen gut aussehen. Klickt man sich durch die Messe, sieht man, dass die meisten Händler die Objekte vor schlichtem Hintergrund wirken lassen. Anders der Antikenhändler Art Ancient, der die hellenistische Herkules-Büste virtuell zum Leben erwecken ließ. Seit August arbeitete er gemeinsam mit einer Designagentur am Virtual-Reality-Erlebnis. Dafür hat er auch eine Menge Geld in die Hand genommen. Ein Video auf der Seite zeigt die Entstehung. Die Büste ist aus allen Perspektiven zu sehen. Für das volle VR-Erlebnis benötigt man allerdings eine VR-Brille. Fragt sich, wer hat die schon. Bei einem siebenstelligen Verkaufspreis könnte sich die Investition allerdings lohnen.
Apropos lohnen: Tefaf-Chef van Seggelen ist auch bezüglich Verkäufe zuversichtlich: „Ich könnte mir vorstellen, dass einige Kunstinteressierte jetzt lieber ein schönes Kunstwerk kaufen, als in eine unsichere Aktie zu investieren.“Tefaf steht für das oberste Segment des internationalen Kunstmarkts, das sich mit musealer Qualität beschäftigt. Und hier gibt es wenig Schwankungen in der finanziellen Bewertung. Die Messe ist noch bis 4. November online.
Rückzug festlegte, konnte jede Kandidatur als Illoyalität und Charakterlosigkeit ausgelegt werden. Das Wahlergebnis der Demokraten sollte 1920 in der Tat dramatisch schlecht werden.
Noch nie hatten die USA einen ExPräsidenten wie Theodore Roosevelt. Andere verschwanden in Vorstandsgremien oder gingen in den Kongress, aber keiner dominierte das Land wie Roosevelt nach dem Ende seiner Amtszeit 1909. Er hie ltVortr äge, schrieb Bücher, erkundete Afrika und den Amazonas und wollte nun den härtesten Trip au f sich n ehmen: die Rückreise ins Weiße Haus. Die Republikaner sahen ihn bereits als ihren nächsten Präsidenten. Doch Roosevelts Zeit für große Abenteuer wurde knapp. Er litt immer noch an den Folgen einer Malaria, die er sich im Amazonasgebiet zugezogen
Ein gewaltiges Lügengebäude verhinderte, dass Wilson für amtsunfähig erklärt wurde.
hatte, und starb überraschend am 6. Jänner 1919. Jemand übergab am Tag danach Woodrow Wilson im italienischen Mode na d as Telegramm von der Todesnachricht. Er entfaltete es, las es, zeigte einen kurzen Moment des Schocks und dann ein „Lächeln des transzendenten Triumphs“, so Augenzeugenberichte.
Wilsons Demokratische Partei geriet aus Enttäuschung über den Ausgang des Weltkriegs in die Krise, das Reformpotenzial der Vorkriegszeit war weitgehend aufgebraucht. Die Gegensätze zwischen dem traditionellen ländlichen Amerika und den expandierenden Ballungszentren wurden deutlich sichtbar. Es kamen die Jahre des republikanischen Übergewichts, Jahre des konservativen Nationalismus bei zunächst blühender Wirtschaft. Der simpel gestrickt e 53-jährige Senator von Ohio, Warren Harding, war nach Roosevelts Tod nun der Favorit unter den Präsidentschaftskandidaten der Republikanischen Partei.
Amerika, das Land der Städte und hellen Lichter, der Autos, Radios und des Jazz, wurde bei seinem politischen Personal rückwärtsgewandt und provinziell. Es sehnte sich, verunsichert durch Moderni sierung und dynamischen Wandel, nach seiner guten alten Zeit zurück und wurde fremdenfeindlich. Die Tage der Giganten im Weißen Haus, die unter Kriegsbedingungen groß geworden waren, schienen vorbei, „Größe auf dem Präsidentenstuhl ist weitgehend eine Illusion des Volkes“, sagte man.
Nun reichte ein Kandidat, der Freundlichkeit und Einfachheit ausstrahlte. Harding sah gut aus, besaß einen patriotischen Kleinstadthorizont und war ein miserabler Redner. Amerik as Hauptbedürfnis sei Normalität, sagte er, nicht Heldentum oder Revolution, sondern Anpassung und Wiederherstellung. Er wurde nach einem großen Wahlerfolg Wilsons Nachfolger.
Was Warren Harding nicht war, war Calvin Coolidge. Der Gouverneur von Massachusetts war in seiner
nüchternen Praxisnähe eine Art Rückfall in die alten Werte Neuenglands, die schon damals seltsam archaisch wirkten. Seiner harten Law-and-Order-Politik gegenüber streikenden Polizisten verdankte er auf dem republikanischen Nationalkonvent die Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidat. Durch den plötzlichen Tod Hardings am 2. August 1923 rückte er in das Amt des Präsidenten auf.
Herbert C. Hoover wurde als Held in einer Ära der Schurken bezeichnet. Der farblose Ingenieur widmete sich humanitären Aufgaben für das zerstörte Europa. Seine nüchterne Effizienz rettete mehr Menschenleben als die Eloquenz und Leidenschaft Tausender Staatsmänner. Die Amerikaner, von patriotischem Eifer beseelt, liebten Hoover, „the great humanitarian“. So wurde er als möglicher republikanischer Präsidentschaftskandidat gehandelt. Hoovers Zeit kam aber erst 1929.
Ein unerschütterliches Selbstvertrauen und Sicherheit im Auftreten war Franklin Delano Roosevelts Erbe aus einer wohlhabenden Familie Neuenglands mit holländischer Herkunft. Sieben Jahre lang füllte er die Position des Staatssekretärs im Marineministerium mit Begeisterung aus, 1920 nominierten ihn die Demokraten zum Vizepräsidentschaftskandidaten. Doch er wusste genauso wie Hoover, dass die Demokratische Partei bei den Wahlen 1920 untergehen würde wie ein Stein. Der, der die Niederlage dann als demokratischer Präsidentschaftskandidat einheimsen sollte, war James Middleton Cox.
Erstmals Frauenwahlrecht. Harding gegen Cox war also das Rennen. Erstmals durften nun auch in allen Staaten der USA Frauen wählen, jahrzehntelang hatten sie um das Recht gekämpft, das sie in den frühen Tagen der Unabhängigkeit bereits in einigen Staaten besessen hatten. Das Thema hatte lang geschlummert, bis aus der Anti-Sklaverei-Bewegung eine Frauenwahlrechtsbewegung hervorging, durchaus vergleichbar mit den kämpferischen Suffragetten in England.
1933, neun Jahre nach Wilsons Tod, knüpfte ein neuer amerikanischer Präsident, Franklin Delano Roosevelt, nach anfänglichem Schwanken an das Erbe des Vorgängers an. Der Gedanke eines international organisierten Friedens erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zuletzt durch die USA eine triumphale Wiedererweckung und fand in der Charta der Vereinten Nationen seinen Ausdruck.
Keine Visionen, keine Ideale, 1920 wollte das amerikanische Volk nüchterne Einfachheit.