Das Biden-Team: Jünger, bunter, weiblicher
Unter den Demokraten könnten mehrere Topjobs der Regierung an Frauen gehen.
In Wilmington hat die Übergangsphase bereits begonnen. Joe Biden hat seine engsten Mitarbeiter um sich geschart, um den Machtwechsel in Washington zu planen. Die wichtigste Personalentscheidung hatte er schon im August getroffen, als er Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin nominierte. Eine Frau, und möglichst eine Afroamerikanerin: Das waren die Kriterien bei der Wahl der Senatorin gewesen, die bei der Vorwahl gegen ihn angetreten war und ihn mit einer Attacke in die Bredouille gebracht hatte. Die Kür war symbolträchtig: Jünger, bunter und weiblicher soll das Team des bald 78-Jährigen sein und so einen Kontrapunkt zur Trump-Regierung setzen.
Nun gilt es, die Schlüsselpositionen im Regierungsteam zu besetzen. Das Lobbying hat vor Wochen begonnen. Die diversen Gruppen und Flügel der Partei wollen belohnt werden für ihre Kooperation, ihre Loyalität und ihr Stillschweigen während des Wahlkampfs. Das linksliberale Lager um Bernie Sanders und Elizabeth Warren pocht auf wichtige Funktionen.
Bei zentralen Positionen im Weißen Haus vertraut Biden indessen auf langjährige Vertraute und enge Mitarbeiter. So gilt Ron Klain, sein früherer Stabschef im Büro des Vizepräsidenten, als Favorit auf den Posten des Stabschefs. Im Gespräch für einen der Topjobs ist auch Cedric Richmond, ein afroamerikanischer Abgeordneter, für den sich prominente afroamerikanische Kongressführer stark machen. Eine mögliche Anwärterin als Pressesprecherin ist Symone Sanders, eine schwarze BidenMitarbeiterin. Als Gesundheitsminister steht mit Jake Sullivan, einem Ex-Mitarbeiter Hillary Clintons, ebenfalls ein Biden-Berater am Start.
Widerstand gegen Rice. Für das Außenministerium gehört Susan Rice zum engen Kandidatenkreis. Die Karrierediplomatin war bereits unter Barack Obama gesetzt, doch die republikanische Mehrheit im Senat signalisierte ein Veto bei ihrer Nominierung – was sich nun wiederholen könnte. Obama betraute sie mit dem nicht minder wichtigen Amt der Nationalen Sicherheitsberaterin.
Unter den Topkandidaten für den prestigeträchtigen Job im State Department sind AußenpolitikBerater Antony Blinken, der zugleich als Sicherheitsberater infrage kommt, und Chris Coons, ein Senator aus Delaware und Biden-Freund.
Das Verteidigungsministerium könnte für eine Frau reserviert sein – die erste Frau an der Spitze des Pentagon. Die Karrierebeamtin Miche` le Flournoy wurde schon in der ObamaÄra als Kandidatin gehandelt. Nun könnte ihre Stunde schlagen. Im Pentagon und in Thinktanks erwarb sie sich einen Ruf als Sicherheitsexpertin.
Für das Finanzministerium sind – auch das ein Novum – mehrere Frauen im Gespräch: Notenbankerin Lael Brainard und Gina Raimondo, Gouverneurin von Rhode Island. Der linksliberale Flügel signalisiert indes Widerstand: Er favorisiert Elizabeth Warren, die Senatorin aus Massachusetts, Ex-HarvardProfessorin und Wall-Street-Kritikerin.
Neben mehreren Latinos – Xavier Becerra als Justizminister – hat Überraschungsmann Pete Buttigieg gute Chancen als UN-Botschafter. Randi Weingarten, Chefin der Lehrergewerkschaft und eine weitere Vertreterin der homosexuellen Community, könnte zur Bildungsministerin avancieren. Zudem dürfte Biden einem Republikaner, etwa Ex-Gouverneur John Kasich, einen Ministerposten anvertrauen.