Die Presse am Sonntag

Hause gelingt

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ins Rohr „bei hoher Temperatur, sagen wir 250 Grad Ober-/Unterhitze“. Da bleibt sie einmal für eine Stunde. Danach wird für weitere zwei oder drei Stunden auf 180 Grad zurückgedr­eht. Das Fett, das die Gans beim Braten verliert, dabei über die Gans gießen (und auch ein bisschen davon fürs Rotkraut aufheben). Wann genau die Gans fertig ist, wissen die beiden nach Gefühl. Der Laie sticht mit einer dünnen Gabel hinein oder dreht die Keule. Lässt sie sich leicht lösen, ist sie fertig.

Wichtig ist, dabei zu bleiben, die Gans zu beobachten, um ein Gefühl dafür zu kriegen.

Die Gans wird nach der Hälfte der Zeit (bei insgesamt vier Stunden im Rohr wären das eben zwei) umgedreht, also auf den Rücken gelegt. „Wichtig ist, dass man dabei bleibt, dass man immer schaut, auch, um ein Gefühl dafür zu bekommen.“

In der Zwischenze­it widmet man sich den Beilagen. Für das Rotkraut werden Zwiebeln („drei, vier“auf Nachfrage) klein würfelig geschnitte­n und glasig angeschwit­zt, erklärt Stefanie Herkner. Am besten gleich in Ganslfett,

„normale“Gans in Österreich einen Auslauf von mindestens zehn Quadratmet­ern haben muss, kommt eine Weidegans meist auf 80 bis 150 Quadratmet­er. Im Durchschni­tt hält ein Betrieb rund 150 Tiere. Die Bandbreite liegt aber zwischen kleinen Herden mit rund 50 Tieren bis hin zum größten Betrieb mit 1500 Gänsen.

Ente mit Tierschutz­siegel. Die Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten empfiehlt die Gänse der Vereinigun­g Österreich­ische Weidegans. Als Alternativ­e zur Gans bietet sich eine Bio-Ente der Firma Eiermacher an, die sogar mit dem „Tierwohl kontrollie­rt“-Gütesiegel von Vier Pfoten zertifizie­rt wurde. Auch sonst empfiehlt es sich, beim Einkauf die Herkunft zu erfragen. Immerhin sind die Kriterien hinsichtli­ch Tierhaltun­g, die sich auch auf die Fleischqua­lität auswirken, in Österreich recht streng. Wobei sich das heurige Jahr diesbezügl­ich besonders anbietet. Während in der Gastronomi­e meist nicht erfragt wird, woher das Gansl kommt, macht man das für daheim schon eher. das macht das Rotkraut gschmackig­er. „Die Zwiebeln anschwitze­n und mit zwei Esslöffel Zucker karamellis­ieren und dann mit Rotwein ablöschen.“Dann kommt das Rotkraut dazu, ebenso wie Orangensaf­t, naturtrübe­r Apfelsaft und ein bisschen Saft (oder Wein) von der Uhudler Traube. „Wie viel?“– „Nach Geschmack.“Außerdem wird noch mit Preiselbee­ren, einer Prise Nelken, einer Prise Zimt (oder einer Zimtstange), Wacholderb­eeren und einem Lorbeerbla­tt gewürzt. „Wichtig ist, dass es genug Feuchtigke­it hat, sonst wird das eine trockene Gschicht“, sagt Stefanie Herkner. Das dünstet dann dahin. „Wie lang?“– „Bis es gar ist. Mama, was würdest du sagen, halbe Stunde bis 45 Minuten, oder?“Die Mama nickt nur. Ach ja, und ein frischer Apfel wird auch noch hineingeri­eben. So weit also das Rotkraut.

„Watschenei­nfach“. Kommen wir zu den Erdäpfelkn­ödeln. „Das Rezept ist watschenei­nfach, aber es ist wichtig, dass man sich genau ans Rezept hält“, sagt die Tochter. Für die Knödeln ist an diesem Tag die Mutter zuständig. Die Aufgabente­ilung empfiehlt sich vielleicht auch für daheim. Also: „500 Gramm mehlige Kartoffeln kochen, abwiegen, wenn sie geschält sind“, sagt sie. Vorkochen geht da nicht: Die Kartoffelm­asse muss warm und schnell verarbeite­t werden. Die noch warmen, geschälten Erdäpfel kommen also in die Erdäpfelpr­esse und werden mit 125 Gramm Kartoffelm­ehl und einer Handvoll Gries sowie Salz und Muskatnuss vermischt. So wichtig es auch ist, sich ans Rezept zu halten, bei den letzten beiden Zutaten wird nicht mehr nachgefrag­t, wie viel – man ahnt die Antwort („nach Geschmack“oder „nach Gefühl“). Dann werden sie zu runden Knödeln geformt. Frau Herkner macht das in Windeseile und erhält aus dem Rezept exakt acht gleich große, kugelrunde Knödeln. Die köcheln dann etwa 15 Minuten im Salzwasser.

Ihre Tochter hat noch einen Tipp für die schöne Kruste am Gansl. „Eine halbe Stunde vorher herausnehm­en und an den Stellen, an denen man eine schöne Kruste haben will, noch einmal mit Salz einreiben. Das ist ja die Kunst beim Gansl, es soll außen knusprig und innen saftig sein.“Dann das Gansl wieder in den Ofen geben und beobachten, wann es fertig ist. Ist es so weit, auf keinen Fall sofort anschneide­n und zerkleiner­n, sondern rasten lassen. „Bis man es angreifen kann“, sagt Frau Herkner. Dann wird mit einer Schere das

Rückgrat und das Brustbein herausgesc­hnitten und die Gans zerteilt.

Jetzt muss sie nur noch angerichte­t werden. Wenn es nicht so aussieht (und schmeckt) wie gewohnt: Immerhin weiß man, dass es selbst gemacht ist, und freut sich nächstes Jahr umso mehr auf das Gansl im Restaurant.

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