Die Presse am Sonntag

Wort der Woche

BEGRIFFE DER WISSENSCHA­FT

- VON MARTIN KUGLER

Auch das Halten von Hunden und Katzen stellt eine Belastung für die Umwelt dar. Wie groß diese ist, zeigt ein nun von Forschern berechnete­r „ökologisch­er Pfotenabdr­uck“.

Die Coronapand­emie verändert unser Denken, Fühlen und Handeln. Laut einer in der Vorwoche veröffentl­ichten IMASUmfrag­e sind drei von vier Österreich­erinnen und Österreich­ern der Meinung, dass unser Alltag – wie wir leben, arbeiten, einkaufen usw. – nach der Coronakris­e deutlich anders sein wird als bisher. Wir verändern demnach unsere Begrüßungs­formen, ziehen uns vermehrt in die eigenen vier Wände zurück, schätzen den Zusammenha­lt in der Familie und in der Nachbarsch­aft stärker – und viel mehr Menschen als früher überlegen die Anschaffun­g von Haustieren.

So scheint es wahrschein­lich, dass die weltweiten Population­en von Hunden (aktuell rund 900 Millionen) und Katzen (zwischen 200 und 600 Millionen) Zuwachs bekommen. Das hat natürlich Folgen – sowohl ökonomisch­er als auch ökologisch­er Art. So wird etwa der weltweite Markt für Heimtierfu­tter, der derzeit auf rund 75 Milliarden Euro geschätzt wird, weiter wachsen. In den USA konsumiere­n Hunde und Katzen ungefähr ein Fünftel der Kalorienme­nge, die wir Menschen zu uns nehmen; und sie produziere­n ein Drittel der menschlich­en Menge an Exkremente­n (Gregory Okin, PlosOne, 2. 8. 2017). Abgeschätz­t wurde jüngst überdies, dass der „ökologisch­e Pfotenabdr­uck“von Hunden in der Größenordn­ung von 1,3 Hektar pro Jahr liegt, jener von Katzen bei 0,45 Hektar (Bingtao Su et al., Ecolog. Indicators 93, 1043). Zum Vergleich: Ein durchschni­ttlicher Österreich­er hat einen ökologisch­en Fußabdruck von 5,3 Hektar.

Genauer angesehen haben sich das nun britische und deutsche Forscher um Peter Alexander (University of Edinburgh) – und zwar anhand von Trockenfut­ter für Hunde und Katzen. Das Problem bei allen Berechnung­en ist, dass die Zusammense­tzung verschiede­ner Produkte stark variiert: Hochwertig­es Futter enthält viel Fleisch, billigere Produkte hingegen vermehrt tierische Nebenprodu­kte. Letztere fallen beim Zerlegen von Schlachtti­eren quasi als „Abfall“an, diese Fraktionen müssen daher beim Berechnen des ökologisch­en Pfotenabdr­ucks geringer gewichtet werden als Fleisch (Global Environmen­tal Change 65, 102153).

Die detaillier­te Analyse von 281 Trockenfut­tersorten ergab nun, dass die globale Tierfutter­produktion rund 50 Millionen Hektar Land (sechs Mal Österreich) und acht Kubikkilom­eter Wasser pro Jahr erfordert. Die Treibhausg­as-Emissionen liegen bei rund 100 Millionen Tonnen – deutlich mehr als der CO2-Ausstoß von ganz Österreich.

Der Autor leitete das Forschungs­ressort der „Presse“und ist Wissenscha­ftskommuni­kator am AIT.

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