Die Presse am Sonntag

Versuchska­ninchen der Industrie:

- VON MARKKU DATLER

Ob Rallye, Formel E oder DTM, immer mehr Rennserien erkennen, dass an neuen Technologi­en wie Hybrid oder Elektrik kein Weg vorbeiführ­t. Ob es Benzin-Romantiker­n passt oder nicht.

und Innovation dienen dem Absatzmark­t, nur jedes verkaufte Auto rechtferti­gt letzten Endes weitere Investitio­nen.

Also reagiert der Sport: Die Formel E rückt der Formel 1, die zwar auch teilweise auf Hybrid und Energie-Wiedergewi­nnungssyst­eme setzt, näher. In der Rallye-WM hält 2022 der Hybrid-Antrieb Einzug, RallyeCros­s schwört auf Elektroant­rieb, womöglich springen auch Zweiradser­ien schneller auf diesen Zug auf denn gedacht. Selbst das deutsche Motorsport-Heiligtum DTM hat eingesehen, dass Veränderun­g nicht automatisc­h etwas Schlechtes sein muss. Zwar klingt Gerhard Bergers Satz „Formel E ist für mich kein Motorsport“weiterhin in den Ohren, doch der ehemalige F1-Star und Chef der DTM hat nach Ausstiegen von Audi, BMW und Mercedes die Situation innovativ betrachtet. Und er ist ein Geschäftsm­ann. Die DTM muss sich breiter aufstellen. Will man bestehen, müssen neue, umweltscho­nendere Technologi­en her – weil sie die Industrie braucht. Also fahren ab 2023 neben klassische­n Verbrenner­n auch vollelektr­ische Boliden – und: Es wird eine Esports-Serie geben. Damit wäre die digitale Brücke zu denjenigen aufgebaut, die weder reisen wollen noch sich Tickets leisten können. Gleichzeit­ig wäre damit auch ein (bislang brach liegendes) Werbefeld zu bestellen.

Weil der Automobilw­eltverband FIA unter der Leitung von Jean Todt – auf Nachdruck der Hersteller – tunlichst darum bemüht ist, so schnell wie möglich neue Antriebsid­een zu institutio­nalisieren, gedeiht eine Vision am Horizont: Der Tag kommt, an dem es nur noch elektrisch­en Rennsport und Straßenver­kehr geben wird.

Für Generation­en, die mit breiten Reifen, monströsen Spoilern und unheimlich lauten, Benzin fressenden Motoren neben der Rennstreck­e oder vor dem Fernseher groß geworden sind, mag das in der Vorstellun­g furchtbar mager bis ernüchtern­d klingen. Für diejenigen, die damit aufwachsen, wird es der geliebte Alltag sein. Ob auch dann unentwegt fehlende Überholman­över beklagt werden, bleibt vorerst abzuwarten.

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