Versuchskaninchen der Industrie:
Ob Rallye, Formel E oder DTM, immer mehr Rennserien erkennen, dass an neuen Technologien wie Hybrid oder Elektrik kein Weg vorbeiführt. Ob es Benzin-Romantikern passt oder nicht.
und Innovation dienen dem Absatzmarkt, nur jedes verkaufte Auto rechtfertigt letzten Endes weitere Investitionen.
Also reagiert der Sport: Die Formel E rückt der Formel 1, die zwar auch teilweise auf Hybrid und Energie-Wiedergewinnungssysteme setzt, näher. In der Rallye-WM hält 2022 der Hybrid-Antrieb Einzug, RallyeCross schwört auf Elektroantrieb, womöglich springen auch Zweiradserien schneller auf diesen Zug auf denn gedacht. Selbst das deutsche Motorsport-Heiligtum DTM hat eingesehen, dass Veränderung nicht automatisch etwas Schlechtes sein muss. Zwar klingt Gerhard Bergers Satz „Formel E ist für mich kein Motorsport“weiterhin in den Ohren, doch der ehemalige F1-Star und Chef der DTM hat nach Ausstiegen von Audi, BMW und Mercedes die Situation innovativ betrachtet. Und er ist ein Geschäftsmann. Die DTM muss sich breiter aufstellen. Will man bestehen, müssen neue, umweltschonendere Technologien her – weil sie die Industrie braucht. Also fahren ab 2023 neben klassischen Verbrennern auch vollelektrische Boliden – und: Es wird eine Esports-Serie geben. Damit wäre die digitale Brücke zu denjenigen aufgebaut, die weder reisen wollen noch sich Tickets leisten können. Gleichzeitig wäre damit auch ein (bislang brach liegendes) Werbefeld zu bestellen.
Weil der Automobilweltverband FIA unter der Leitung von Jean Todt – auf Nachdruck der Hersteller – tunlichst darum bemüht ist, so schnell wie möglich neue Antriebsideen zu institutionalisieren, gedeiht eine Vision am Horizont: Der Tag kommt, an dem es nur noch elektrischen Rennsport und Straßenverkehr geben wird.
Für Generationen, die mit breiten Reifen, monströsen Spoilern und unheimlich lauten, Benzin fressenden Motoren neben der Rennstrecke oder vor dem Fernseher groß geworden sind, mag das in der Vorstellung furchtbar mager bis ernüchternd klingen. Für diejenigen, die damit aufwachsen, wird es der geliebte Alltag sein. Ob auch dann unentwegt fehlende Überholmanöver beklagt werden, bleibt vorerst abzuwarten.