Die Presse am Sonntag

Lange Nächte mit CNN

- VON FLORIAN ASAMER

oder: Warum wir nun wissen, wo Clark County liegt, nicht aber, wer gewonnen hat.

etwa. Wir wissen nun nicht nur auf Jahre hinaus, wo genau die Bundesstaa­ten von Arizona, Nevada, Georgia oder Pennsylvan­ia liegen, was ihre Hauptstädt­e sind (etwa ist es vom schwingend­en Pennsylvan­ia Harrisburg und nicht wie vielleicht gedacht Philadelph­ia), sondern wir wissen auch, wie republikan­isch oder demokratis­ch Bezirke mit so klingenden Namen wie Maricopa County wählen.

Wir verstehen jetzt auch viel besser, warum so gut wie kein Austausch zwischen den verfeindet­en politische­n Lagern stattfinde­t. Weil die USA nicht nur einer Feige gleicht (außen blau, innen rot), sondern auch innerhalb einzelner Staaten verlaufen die Grenzen zwischen satten republikan­ischen oder demokratis­chen Mehrheiten entlang messerscha­rfer, schnurgera­der, offenbar ziemlich hermetisch­er County-Grenzen.

Wir haben viele technische Details über das US-Wahlsystem erfahren, das je nach Bundesstaa­t unterschie­dlich ist. Und wir haben stundenlan­g emsigen Menschen mit Masken in tristen Amtsgebäud­en zugesehen, wie sie Briefstimm­e um Briefstimm­e geöffnet, glatt gestrichen, gecheckt und eingescann­t haben.

Und wir haben nicht zuletzt viel gelernt über das Fernsehmac­hen über Tage hinweg ohne nennenswer­te Neuigkeite­n. Tapfer haben die Profis von CNN Stunde um Stunde vor ihrer Magic Wall mit allen Daten jeden möglichen Weg der beiden Kandidaten ins Weiße Haus analysiert. Bis einer der Moderatore­n, dem die Müdigkeit schon anzusehen war, fragte, welcher Tag denn eigentlich sei. Thank you, CNN, es war ein Vergnügen!

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