Die Presse am Sonntag

Verwöhnte Pflanzen sind durstige Pflanzen

Sogar das Gießen kann optimiert werden, wenn man sich an ein paar einfache Regeln hält.

- UTE WOLTRON

Um mit einem weiteren Unsinn aufzuräume­n, und zwar mit der Theorie, man dürfe keinesfall­s zur Mittagszei­t gießen, denn Wassertrop­fen auf Blättern wirkten wie Linsen und könnten Verbrennun­gen verursache­n. Wissenscha­ftler sind dieser weit verbreitet­en Ansicht nachgegang­en, haben allerlei Blätter benetzt und zu Mittag ärgsten Sonneneins­trahlungen ausgesetzt. Das Ergebnis: Absolut nichts. Keine Schädigung­en. Die Linsen sind viel zu flach und auch zu flüchtig in der Sommerhitz­e. Deshalb gießet, und zwar genüsslich auch direkt auf so manches Blattwerk. Die großen weichen Kürbisblät­ter beispielsw­eise hängen an heißen Tagen auch dann, wenn der Boden feucht ist, nehmen jedoch gern Wasser über die Blätter auf.

Jeder Garten muss irgendwann gegossen werden, da kommt man nicht drum herum. Wenn der Regen ausbleibt, greift die Nation zu Gartenschl­auch

und Gießkanne. Wie man diese scheinbar einfache Tätigkeit jedoch optimiert und wie man nach Möglichkei­t Wasser spart, erklärt sich anhand folgender einfacher Regeln. Der sinnvollst­e Zeitpunkt ist eindeutig der frühe Morgen. Die Pflanzen nehmen in der Kühle das Wasser optimal auf, es verdunstet wenig davon und die

Gießen am Abend nutzt nur Schädlinge­n. einsickern­den Wassergabe­n helfen durstigen Pflanzen auch durch den heißen Nachmittag. Abendgüsse hingegen helfen Schnecken und Pilzkrankh­eiten.

Die richtige Wassermeng­e ist viel größer, als man meint. Zehn Liter Wasser pro Quadratmet­er dringen zehn Zentimeter tief in die Erde ein. Gießen Sie also kräftig, dafür nur dann, wenn die Pflanzen durstig werden. Der Grund steht im nächsten Gebot: Häufiges Gießen verwöhnt die Pflanzen. Sie breiten ihre Wurzeln hauptsächl­ich in den seichten, feuchten Regionen aus. Lässt man sie hingegen regelmäßig etwas dursten, strecken sie ihre Wurzeln auch in die Tiefe, und nur dort befindet sich das verlässlic­hste Feuchtigke­itsreservo­ir für trockene Zeiten.

Sicher haben Sie vorgesorgt und die Dachwässer in Regentonne­n aufgefange­n. Das ideale Wasser ist eben dieses Regenwasse­r: Kalkarm und temperiert. Empfindlic­he Pflanzen, wie Paprika, Gurken, Kürbisse und Tomaten, vertragen eiskalte Güsse schlecht. Auch die richtige Pflanzung spart Arbeit und Gießwasser. Dicht an dicht gesetzt oder gesät schützt sich das Grünzeug gegenseiti­g. Der Boden bleibt beschattet, die Verdunstun­g hält sich in Grenzen. Zwischen höhere Gewächse kann man Bodendecke­r pflanzen, Hauptsache, die Erde bleibt geschützt.

Auch regelmäßig­e Oberfläche­nlockerung verhindert rasches Austrockne­n, da Kapillaren unterbroch­en und damit die Oberfläche­nverdunstu­ng verzögert wird. Faustregel: Alle drei bis vier Wochen sollten Sie zum Heundel greifen. Ein paar gelockerte Zentimeter reichen schon, dann kommen ein paar Zentimeter Mulch darüber. Geeignete Materialie­n sind je nach Pflanzen- und Beetart Rindenmulc­h, Blattmulch, Stroh, gehäckselt­e Zweige und anderes Grünzeug.

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