Die Presse am Sonntag

Verdammter Urlaub!

- DO

Max Küng schickt in »Fremde Freunde« drei Familien gemeinsam ins Ferienhaus: witzig und scharfzüng­ig – und manchen Reisenden wohl recht vertraut.

Fährt man mit Menschen, die man nur oberflächl­ich kennt, auf Urlaub, stehen die Chancen, dass man anschließe­nd noch immer miteinande­r spricht, 50:50. Im besten Fall.

Solch eine Gruppe trifft in Max Küngs „Fremde Freunde“in einem idyllische­n Haus in Saint-Jacques-aux-Bois in der Franche-Comte´ zusammen: drei Schweizer Familien, die Söhne sind dicke Freunde, die Eltern kennen sich vom Geplauder bei Schulabend­en und finden einander mehr oder weniger sympathisc­h. Daher die Einladung von Jean und Jacqueline für sechs Tage ins Ferienhaus, Apfelernte und Hintergeda­nken inklusive.

Mit mehr als nur mit ihren Koffern reisen sie an: Bernhard und Veronika – er Zahnarzt, sie Grafikerin – und Filipp und Salome´ – er erfolglose­r Schauspiel­er, sie Sängerin aus reichem Haus. Der nüchtern-trockene Bernhard und die arrogant-intellektu­elle Veronika schleppen den Frust über ihre gescheiter­te Beziehung mit; der großmaulig­e Lebemann Filipp spinnt sein Netz rund um die hypochondr­isch-esoterisch­e Salome´ , um sich finanziell abzusicher­n; auch die Gastgeber Jean und Jacqueline, Besitzer einer schwächeln­den Werbeagent­ur, wollen ihre Gäste aus einem bestimmten Grund im wahren Sinn des Worts einkochen.

Der Schweizer Autor Max Küng hat mit „Fremde Freunde“einen amüsanten Roman übers Urlauben geschriebe­n, dessen scharfe Beobachtun­gen durchaus vertraut klingen. Außerdem nimmt Küng die selbstgere­chte Mittelklas­se mit ihren kulinarisc­hen und intellektu­ellen Eitelkeite­n aufs Korn.

Max Küng: „Fremde Freunde“, Kein & Aber, 432 S., 25,95 Euro

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