Die Presse am Sonntag

Walk of Häme

GLAMOUR, GOSSIP, LIPGLOSS. UNDSO...

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Also ehrlicherw­eise haben wir uns diesen Sommer schon anders vorgestell­t. Irgendwie unbeschwer­ter. Natürlich haben wir verstanden, jeder Einzelne ist für seine Unbeschwer­theit selbst verantwort­lich, es handelt sich dabei weniger um eine gesamtgese­llschaftli­che Herausford­erung, sondern eher um ein individuel­les emotionale­s Problem. Aber dennoch hilft es in dieser Phase der Pandemie wieder einmal, wenn man schon etwas älter an Jahren oder zumindest gesetzter im Geist ist statt allzu jung und gar zu wild. So findet, was die Sommerunte­rhaltung angeht, der „Jedermann“etwa wie geplant statt (dort gilt es schon als sauwild, wenn die Buhlschaft die Haarschnei­demaschine auf die kürzeste Stufe einstellt und der Jedermann-Darsteller ein Hipster ist), aber das Frequency-Festival wird abgesagt. Und wenn man noch nicht voll immunisier­t ist, wird es auch mit der Disco schwierig, doch wie soll man voll immunisier­t sein, wenn die Termine es für die Altersgrup­pe U-30 in vielen Fällen noch gar nicht zulassen? Pech gehabt – wieder einmal, mit diesem so individuel­len Problem.

Diese Woche konnte man anhand der parallelen US-Reisen der deutschen Bundeskanz­lerin und ihres österreich­ischen Amtskolleg­en beobachten, wie sich das Besuchspro­gramm mit den handelnden Personen ändert. War Sebastian Kurz unter Donald Trump noch Gast im Weißen Haus, ersparte er sich mangels Einladung diesmal einen Besuch in Washington. Stattdesse­n traf er in New York den ehemaligen Präsidents­chaftskand­idaten Michael Bloomberg, der sich derzeit im Namen der UNO um Klimabelan­ge kümmert.

Derweil nahm Angela Merkel an der JohnHopkin­s-Universitä­t die Ehrendokto­rwürde entgegen und wurde danach von Joe Biden gebührend verabschie­det. In Washington sagte Merkel dann wieder so einen Satz, der alle, die das Ende ihrer Amtszeit herbeisehn­en, darin ebenso bestärken wird wie Merkel-Fans in deren Haltung. Was sie am Tag nach der Amtsüberga­be nach 16 Jahren als Bundeskanz­lerin denn machen werde, wurde die Politikeri­n gefragt: „Und dann werde ich vielleicht versuchen, was zu lesen, und dann werden mir die Augen zufallen, weil ich müde bin, dann werde ich ein bisschen schlafen, und dann schauen wir mal.“

Ob für oder gegen sie, um Merkel muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen.

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