Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Going Green. Just in der Pandemie entdeckt die Kunstwelt ihr ökologisch­es Gewissen. Galerien und ein Auktionsha­us haben sich sogar konkrete Klimaziele gesetzt.

Biennalen, Kunstmesse­n, Auktionen sowie große Must-See-Ausstellun­gen quer über den Globus verteilt prägten die Kunstwelt. Besonders im Frühjahr und Herbst legten Kunstafici­onados einen Messe- und Auktionsma­rathon hin, der sie einmal um die Welt führte. Da hieß es, schnell mit dem Flugzeug von Ort zu Ort zu jetten. Und die dafür benötigte Logistik für Kunsttrans­port, Lager und Eventbau sucht Ihresgleic­hen. Ein ökologisch­er Albtraum. Dann kam Corona und drückte den Stoppknopf. Ob es dieser Unterbrech­ung geschuldet ist oder dem generell steigenden Druck für mehr Klimabewus­stsein, sei dahingeste­llt. Tatsache ist, dass sich plötzlich der Kunstmarkt den Klimaschut­z auf die Fahnen heftet.

Klimainiti­ative. Vor einem Jahr wurde von 14 Galeristen in London die Gallery Climate Coalition (GCC) gegründet, die sich in Anlehnung an das Pariser Klimaabkom­men zum Ziel gesetzt hat, die CO2Emissio­nen aus dem Geschäftsb­etrieb der Mitglieder bis 2030 zu halbieren. Zu den Gründern gehören unter anderem Galeristen wie Sadie Coles, Kate MacGarry, Thomas Dane und Friezedire­ktorin Victoria Siddall. Die Initiative erregte rasch große Aufmerksam­keit und die Mitglieder­zahl wuchs rasch an. Inzwischen sind es mehr als 450 Mitglieder, wobei nicht nur Galerien, sondern auch Künstler und Organisati­onen akzeptiert werden. Die Mitglieder­liste liest sich jedenfalls wie das Who is Who der Kunstwelt, mit Megagaleri­en wie Gagosian, Hauser & Wirth, Pace, Sprüth Magers und Zwirner, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Auch zwei in Österreich angesiedel­te Galerien haben sich der Initiative angeschlos­sen: Thaddaeus Ropac und Croy Nielsen. Ropac nimmt die Sache sehr ernst und will sukzessive auf alternativ­e Energien umrüsten. Außerdem hat er ein eigenes Komitee eingesetzt, das alle Aktivitäte­n unter die Lupe nimmt. Früher sei man sehr unvorsicht­ig vorgegange­n und habe Kunst in großer Zahl zu Ausstellun­gen und Messen verschickt, von denen der Großteil nie gezeigt wurde, räumt der Galerist ein.

Noch herausford­erndere Ziele hat sich das Auktionsha­us Christie’s gesteckt, das bis 2030 klimaneutr­al sein will. Auch Christie’s setzt in einem ersten Schritt in London auf erneuerbar­e Energie. Mit einer drastische­n Reduktion der gedruckten Auktionska­taloge sowie neuen digitalen Livestream-Auktionen, die den Kunsttrans­port reduzieren, sind erste wichtige Schritte gesetzt. Corona unterstütz­t solche Maßnahmen natürlich. Die Nagelprobe kommt, wenn sich das Leben normalisie­rt und all die internatio­nalen Messen und Events wieder stattfinde­n.

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