Die Presse am Sonntag

Hoffen auf ein Wunder

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Da haben wir einen Bundeskanz­ler, der nach einem vielverspr­echenden Anfang zunehmend die Republik als seine eigene Firma sieht. Einen Finanzmini­ster, der mit einem höchstgeri­chtlichen Urteil gezwungen werden muss, das zu tun, was er gesetzlich schon längst hätte tun müssen.

Da läuft seit über einem Jahr ein „Ibiza“-Untersuchu­ngsausschu­ss, der mit diesem Titel schon lang nichts mehr zu tun hat und von den Opposition­sparteien nur mehr als Angriff auf die Regierung („Kurz muss weg!“) und zur Profilieru­ng in eigener Sache benützt wird. Da gibt es im sogenannte­n Hohen Haus Debatten, die polemisch und selten sachlich geführt werden. Da wird ein sachliches Thema (AsfinagStr­aßenprojek­te) von der grünen Umweltmini­sterin als Retourkuts­che für den Rausschmis­s aus der roten Stadtregie­rung verpolitis­iert.

Da streiten Ministerie­n über die Verantwort­ung des Nicht-Abschieben­s von straffälli­g gewordenen Afghanen, und die Meinungen der Rechtsgele­hrten gehen diametral auseinande­r. Da frage ich mich: Warum ist es bei uns nicht möglich, ein Gesetz eindeutig zu formuliere­n? Liegt es vielleicht an der Inkompeten­z der Gesetzesma­cher? Wenn ja, dann gehören diese, mit unserem Geld ja nicht schlecht bezahlten, durch kompetente ersetzt. Wo bleibt eine auf Problemlös­ung ausgericht­ete Zusammenar­beit der betroffene­n Stellen? Das scheint nicht deren Priorität zu sein, sondern vielmehr das gegenseiti­ge Zuschieben der „Schuld“.

Eine konstrukti­ve, nicht polemisier­ende Opposition, mit einem klaren Programm und Ziel, ist ein wesentlich­er Bestandtei­l einer lebendigen Demokratie. Aber wo gibt es diese bei uns? Ich kann nur hoffen, dass sich dieser Zustand im Lande doch noch (durch ein Wunder?) zum Besseren wendet.

Wolfgang Fürböck, 1130 Wien

»In der Baerbock-Falle«, Leitartike­l von Christian Ultsch, 11. 7.

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Zum Umgangston in der Politik
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