Auch der Oktober ist nun öfter »sober«
Alkoholverzicht wird nicht nur mehr im Jänner und zur Fastenzeit praktiziert.
Man kennt es aus der Fastenzeit, die gern genutzt wird, um den Alkoholkonsum zumindest befristet einzustellen. Oder auch zu Jahresbeginn, wenn im Jänner eine Alkoholpause eingelegt wird. Dass genau diese Zeitfenster gewählt werden, hat wohl auch mit der gesellschaftlichen Akzeptanz zu tun. Es macht die Sache einfacher, wenn man auf die Frage, warum man keinen Alkohol trinkt, schlicht mit der Fastenzeit oder den guten Vorsätzen zu Jahresbeginn antworten kann.
In jüngster Zeit ist noch ein drittes Zeitfenster dazugekommen. Der Sober October (also der nüchterne Oktober) stammt ursprünglich aus Australien und war als Kampagne gedacht, um Kinder und Jugendliche vor Alkoholmissbrauch zu schützen.
Seit ein paar Jahren hat sich Sober aber zum Schlagwort für einen ganz generellen Trend in Richtung bewusster und reduzierter Alkoholkonsum etabliert. Keinen Alkohol zu trinken ist mit Sober schick geworden. Was früher mit Schwangerschaft oder Autofahren verbunden wurde, ist mittlerweile Teil eines gesunden und vor allem bewussten Lebensstils. Und der wird auch gern im Oktober – nach dem Dolce Vita im Sommer – gelebt.
Hersteller reagieren. Der Sober-Trend schlägt sich auch auf dem Getränkemarkt nieder. Die Auswahl und auch die Qualität von alkoholfreien Getränken, die Bier, Wein oder Spirituosen ähnlich sind, hat sich in den letzten Jahren erheblich gesteigert. Und das ist angesichts der Tatsache, dass die alkoholische Getränkeproduktion einen teils jahrtausendelangen Vorsprung hat, durchaus beachtlich. Während etwa bei alkoholfreiem Bier früher oft im Nachhinein der Alkohol entzogen wurde, was dem Geschmack nicht unbedingt zugute kommt, gib es heute spezielle Brauverfahren, die während der Herstellung den Alkohol unterbinden. Bei alkoholfreiem Wein und auch bei Schaumwein hat sich einiges getan. Mit dem „Sparkling Tea Bla“aus Dänemark ist etwa ein ganz neuer alkoholfreier Aperitif auf dem Markt.
Und auch bei den alkoholfreien Destillaten sind neue Produkte dazugekommen. Die Auswahl an Gin-Alternativen ist bereits recht groß, der Onlineshop Nüchtern Berlin (von Isabella Steiner und Katja Kauf, siehe oben) führt allein rund zehn verschiedene Produkte. „Wir haben mittlerweile auch den ersten alkoholfreien Wodka und auch einen alkoholfreien Whisky im Sortiment, auch Limoncello und Tequila gibt es alkoholfrei“, sagt Steiner. Und: „Bei alkoholfreiem Rum tut sich viel, da wird es bald mehr geben.“