Tote Vögel hinterm Haus
Sprachmächtig: Ivy Pochoda beschreibt in »Diese Frauen« Leben und Sterben in einem prekären Milieu und verleiht von Gewalt betroffenen Frauen eine Stimme.
Wie sie schon mit „Visitation Street“bewies, weiß Ivy Pochoda mit intensiven, wortgewaltigen Milieubeschreibungen und eindringlich gezeichneten Charakteren zu überzeugen. Die Frauen, die sie in ihrem neuen Roman porträtiert, indem sie sie teils selbst ihre Geschichten erzählen lässt, stehen alle individuell für sich, aber in ihrer Gesamtheit als vulnerable Gruppe von Menschen, die von Gewalt (vor allem durch Männer) betroffen sind. Es ist nicht nur ihr Frausein, das sie zum Ziel eines Mörders werden lässt, sondern auch das Milieu, in dem sie leben: Nachtleben und Prostitution.
Die Polizei will viel zu lang nicht wahrhaben, dass es sich bei dem Täter, der jüngst drei Frauen umbrachte, um einen Serienmörder handelt. Daher werden die mehr als ein Dutzend Frauenmorde entlang der Western Avenue in Los Angeles über die vergangenen 15 Jahre in den laufenden Ermittlungen vorerst nicht berücksichtigt.
Nur Dorian, die Mutter der damals ermordeten Lecia, die seit jeher darauf pocht, dass ihre Tochter „keine von diesen Frauen“gewesen sei, lässt nicht locker und hält an ihrer Theorie der Serienmorde fest.
Die steigende Zahl der toten Vögel im Garten und hinter ihrer Imbissbude versucht sie in Einklang zu bringen mit der steigenden Zahl der toten Frauen – und langsam glaubt die Polizistin Essie, die auf den aktuellen Fall angesetzt ist, Dorian und geht der Spur nach. Indem Pochoda ein sehr wichtiges Thema aufgreift, gibt sie „diesen Frauen“eine laute Stimme.
Ivy Pochoda: „Diese Frauen“, übersetzt von Sigrun Arenz, Ars Vivendi, 362 Seiten, 23,90 Euro