Südamerikas globale Dürre
Teile des Kontinents leiden seit Jahren unter enormer Trockenheit, Flüsse führen wenig Wasser. Die Folgen wirken sich weltweit aus.
Wäre das Problem nicht so immens, dann ließe diese Nachricht vielleicht aufatmen: Vorige Woche fiel etwas Regen im Norden Argentiniens und ließ den Pegel des R´ıo Parana´ leicht steigen. Aber noch immer liegt der Wasserspiegel von Südamerikas zweitlängstem Strom drei Meter unter dem langjährigen Durchschnitt.
In früheren Jahren trieben 17.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde der Mündung am R´ıo de la Plata entgegen. Nun melden die Messstationen 7000 km3 pro Sekunde. Und weil die Meteorologen drei weitere trockene Monate prognostiziert haben, muss befürchtet werden, dass auch der historische Tiefstand von 5800 Kubikmeter pro Sekunde unterschritten werden könnte. Der stammt aus dem Jahr 1944.
Trockenzeiten haben Amerikas Süden ebenso oft heimgesucht wie ausgesprochen feuchte Jahre. Oft folgte auf ein Jahr mit wenig Niederschlag eines mit Unmengen an Wasser. Doch dieses natürliche Wechselspiel hat inzwischen Aussetzer. Und die sind immer häufiger. Und dauern immer länger.
Bereits heute klettern die Thermometer im Gran Chaco auf mehr als 50 Grad.
Seit 2019 fielen am Oberlauf des Parana´ nur 50 bis 70 Prozent der üblichen Regenmenge. Das ist, sagen brasilianische Experten, zu einem Teil eine Konsequenz der globalen Erderwärmung, zum anderen eine Folge der zuletzt verstärkten Abholzung tropischer Wälder, vor allem im Amazonasbecken. Schon 2013 und 2014 blieb in Brasiliens Süden der Regen aus, die Industriemetropole Sa˜o Paulo entging nur haarscharf einer Katastrophe.
Die könnte nun eintreten. Das wurde deutlich in jenen apokalyptischen Videos, die Ende September aus der Stadt Franca in die sozialen Netze gestellt wurden. Sie zeigen, wie sich braune Wolken an einem Sonntagnachmittag formieren, ehe ein Sturm anhebt und Unmengen von Staub über der 350.000-Einwohner-Stadt ablädt. Der helllichte Tag wird zur Nacht – wie im August 2019, als schwarzer Rauch aus dem Amazonasbecken den Bundesstaat Sa˜o Paulo und vor allem dessen Metropole verdunkelte.
Die „fliegenden Flüsse“. Zwischen den beiden Begebenheiten gibt es keinen direkten Zusammenhang. Aber beide sind Teil desselben Teufelskreises. Weil in Südamerika immer öfter der Regen ausbleibt, verdorren Weiden und Wälder. Weil Viehzüchter, Holzhändler und Goldsucher trotz aller Trockenheit nicht auf Brandrodungen verzichten wollen, geraten viele Feuer außer Kontrolle. Und weil über Brandflächen, Viehweiden und Tagebau-Minen wesentlich weniger Wasser verdampft als über dem ursprünglichen Wald, nehmen jene feuchten Luftströme ab, die den Süden Brasiliens zu einem der wichtigsten ober- und unterirdischen Süßwasserspeicher der Welt haben werden lassen. Diese „fliegenden Flüsse“aus dem Amazonasbecken speisen auch Oberlauf und Zuflüsse des R´ıo Parana´. Und sie wässern das Pantanal, das größte Binnenfeuchtgebiet der Welt im Grenzdreieck Brasilien–Bolivien–Paraguay.
Doch nachdem dort seit 2019 kaum noch Regen fiel, brannte dieses