»Man lernt von allen Menschen«
The Last Duel“von Regisseur Ridley Scott ist ein ungewöhnlicher Film: Zum einen, weil er eine Story aus drei Perspektiven erzählt. Eine Adelige im Frankreich des 14. Jahrhunderts behauptet, der beste Freund ihres Mannes habe sie sexuell missbraucht. Den Hergang schildern erst der betrogene Edelmann, gespielt von Matt Damon, der beschuldigte Hofgünstling – Adam Driver – und zuletzt Margue´rite, das Opfer selbst, gespielt von Jodie Comer. Jeder riskiert sein Leben, um für die Wahrheit einzutreten.
Bemerkenswert ist „The Last Duel“(Start: am 14.10.) aber auch, weil das Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck gemeinsam stammt – 25 Jahre, nachdem die beiden damals Anfang 20-jährigen Neulinge mit ihrem Skript für „Good Will Hunting“auf Anhieb den Oscar für das beste Drehbuch gewonnen haben. Bis heute sind die beiden enge Freunde.
Wie wichtig ist das weibliche Universum für „The Last Duel“?
Matt Damon: Ja, wir alle würden Ben gern über das weibliche Universum reden hören . . .
Ben Affleck: Ich glaube nicht, dass ich etwas besonders Ungewöhnliches oder Radikales dazu zu sagen hätte! Jemand fragte mich: „Bist du Feminist?“Und ich antwortete: „Feminismus bedeutet, dass man an die Gleichberechtigung von Männern und Frauen glaubt“, was meiner Meinung nach ganz offensichtlich ist. Und zwar nicht, weil ich glaube, dass ich besonders geeignet wäre, Menschen darüber zu belehren, was es heißt, eine Frau zu sein – das wäre lächerlich. Aber ich konnte mich auf menschlicher Ebene mit der Protagonistin identifizieren – eine außergewöhnliche Figur!
Was haut Sie an dieser Heldin Margu´erite so richtig um?
Affleck: Sie ist eine Frau, die mit enorm schwierigen Herausforderungen konfrontiert worden ist. Moralisch war sie so integer, dass sie die kulturellen Werte und Normen ihrer Zeit verwarf und stattdessen auf ihre Grundrechte pochte. Sie besteht darauf, nach dem Verbrechen, das sie nicht nachweisen konnte, gerecht behandelt zu werden, selbst wenn es für sie Lebensgefahr bedeutet. Ich fand das bewegend und heldenhaft. Was mich wirklich, wirklich am meisten an dieser Frau bewegte, war ihre außergewöhnliche Geradlinigkeit.
aufgewachsen wir uns lieben und zusammen
„Wir sind Freunde, weil Damon (li.).
Freundschaft mit Matt
Affleck (re. ) über seine
Matt Damon wuchs in Massachusetts (USA) auf. Große Bekanntheit erlangte der 51-jährige Schauspieler und Drehbuchautor mit den Filmen „Good Will Hunting“und „Der Soldat James Ryan“.
Ben Affleck ist zweifacher Oscar-Preisträger: Einerseits für den Film „Argo“, andererseits für das Drehbuch von „Good Will Hunting“, für das der 49-Jährige gemeinsam mit Kollege Matt Damon ausgezeichnet worden ist.
Sie sind Sandkastenfreunde. Was hat Sie über all diese Jahre so eng miteinander verbunden?
Damon: Ich würde lieber über die schlechten Seiten sprechen . . .
Affleck: Wir sind Freunde, weil wir uns lieben und zusammen aufgewachsen sind. Wir schätzen einander. Freunde zu haben ist definitiv eines der wichtigsten Dinge im Leben. Die Freude an diesem Film war die Arbeit mit Matt und anderen, die wir wirklich respektieren und deren Gesellschaft wir genießen. Da hat man wirklich großes Glück.
Hat sich Ihr Schreibprozess seit „Good Will Hunting“zu heute wesentlich verändert? Affleck: Es ist anders gewesen, weil wir anders sind. Wir haben heute viel mehr Erfahrung. Zwischen „Good Will Hunting“und jetzt haben wir zusammen wohl um die hundert Filme gemacht. Matt hat mit den außergewöhnlichsten Regisseuren gearbeitet, ich mit vielen wirklich wunderbaren Filmemachern und Schauspielern. Man profitiert von allen Erfahrungen und lernt von all diesen Menschen.
„Good Will Hunting“war ein zeitgenössisches Thema. Wie viel anders war es, einen historischen Film zu schreiben?
Affleck: Wir wollten, dass der Film authentisch ist. Dafür musste er nicht nur auf Französisch sein, sondern auf Altfranzösisch, das selbst perfekte Französischsprecher kaum erkennen. Also mussten wir einen Kompromiss finden, damit der Film ein modernes Publikum berühren konnte. Das war wirklich schwer. Wir haben enorm von Erics Jagers Buch profitiert, die Rede des Heralds ist etwa wörtlich aus der Quelle übernommen. Es war schwierig, aber auch lustig, aufregend, anders.
Dachten Sie beim Schreiben an den Fall Harvey Weinstein?
Affleck: Wir haben über Margue´rite nachgedacht, darüber, wie wir uns ihr Leben vorstellen und wie wir uns das Leben anderer in dieser wahren Geschichte vorstellen.
Damon: Ja, wir haben uns ein System angesehen. Ein System, das diese Frau – und die meisten anderen Frauen der Zeit – von Geburt an ständig und immer wieder missbrauchte.