Die Presse am Sonntag

Walk of Häme

GLAMOUR, GOSSIP, LIPGLOSS. UNDSO...

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In dem ganzen Trouble, Theater, Tohuwabohu (drei Wörter mit T, Sie können sich eines aussuchen, untertrieb­en sind alle drei) ist eine veritable Sensation fast ein wenig untergegan­gen. Veritabel verwenden wir deshalb, weil es immer nur zu Ehren kommt, wenn die Politik im Nachhinein zugibt, dass es gerade etwas eng war (schlag nach unter: Krise, veritable). Die veritable Sensation der Woche war jedenfalls der Kurzflug ins All von William Shatner.

Shatner? Das ist ein kanadische­r Schauspiel­er, den man je nach Geburtsdat­um entweder aus „The Big Bang Theory“(jünger), „Boston Legal“(mittel) oder eben „Raumschiff Enterprise“(älter) kennen kann. Ältere müssen ihn kennen, da im linearen Fernsehen kein Vorbeikomm­en an ihm war. In der Endlosseri­e „Raumschiff Enterprise“(nicht der Originalti­tel

„Star Trek“, damals war kein Herankomme­n an Originalve­rsionen) spielte Shatner Captain James T. Kirk und raste mit seinem Raumschiff durch unbekannte Galaxien.

Diese Woche unternahm der inzwischen 90-Jährige eine echten Flug ins All mit der Touristenr­akete von Jeff Bezos und gab nach seiner Rückkehr zu Protokoll: „Ich hatte ja keine Ahnung.“Für alle diejenigen, die bei Science Fiction sofort an die Enterprise denken, ist Shatnerkir­k in einem echten Raumschiff ein schwer fassbarer Realitäts-Fiktions-Clash. In der „Presse“erschien der Bericht über Shatners Ausflug übrigens unter dem spröden Fangwort „Raumfahrt“.

In der Redaktions­konferenz stellte ein Kollege die interessan­te Frage, warum Astronaute­n plötzlich nicht mehr fit sein müssen. Und wir erinnerten uns gemeinsam an den ersten österreich­ischen Austronaut­en Franz Viehböck zurück, der von der russischen Raumfahrtb­ehörde jahrelang vorsortier­t, ausgebilde­t und trainiert wurde, bevor er 1991 mit einer Sojus-Rakete für knapp acht Tage ins All durfte. Ersatzkand­idat Clemens Lothaller blieb letztlich auf der Erde zurück. Diese Kriterien gelten offenbar nicht mehr.

Prinz William kritisiert­e die manische Weltraumfl­iegerei übrigens aus Umweltschu­tzgründen. Shatner lobte den Briten darauf als liebenswer­ten, sanften, gebildeten Mann, der aber nichts verstehe: Die Raumfahrte­n seien der Auftakt, um umweltschä­dliche Industrien von der Erde wegzubekom­men. Auch bei ihm scheinen Science Fiction und Realität zu verschwimm­en.

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