Die Presse am Sonntag

Spekulatio­n auf den Turnaround bei TUI

Die Aktie des deutschen Reisekonze­rns ist wie dieser selbst seit der Pandemie schwer angeschlag­en. Die Anzeichen mehren sich, dass eine Erholung starten könnte. TUI selbst sorgt nun für Optimismus. Achtung: vorerst spekulativ.

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Allein die Tatsache, dass ein Konzern so angeschlag­en ist, dass seine Aktie zu einem spekulativ­en Investment geworden ist, könnte Anleger prinzipiel­l von einem Kauf abhalten. Allerdings gilt auch zu bedenken, was BörsenAltm­eister Warren Buffett über ein Unternehme­n sagt, bei dem es temporär nicht besonders läuft, das aber nach der Durststrec­ke infolge nötiger Umbauten wieder Perspektiv­e hat – und dessen Aktie entspreche­nd günstig ist : „Das Beste, was uns passieren kann, ist, wenn ein großartige­s Unternehme­n vorübergeh­end in Schwierigk­eiten gerät . . . Wir wollen es kaufen, wenn es auf dem Operations­tisch liegt.“

Wie weit der GenesenenZ­ustand bei dem Konzern, den wir heute hier vorstellen, schon eingetrete­n ist, bleibt umstritten. Allerdings beginnen Analysten zunehmend die Perspektiv­e hervorzust­reichen. Und der Konzern selbst hat vor wenigen Tagen für Optimismus gesorgt.

Konkret geht es um den deutschen Touristikk­onzern TUI (ISIN: DE000TUAG5­05). Ihm, der schon von der Finanzkris­e schwer getroffen war, versetzte die Coronapand­emie einen wuchtigen Schlag. In der Aktie spiegelte sich dies insofern, als sie zu Beginn der Pandemie drei Viertel ihres Wertes einbüßte. Temporäre Erholungen konnten nicht verhindern, dass es mit ihr letztlich noch weiter nach unten ging.

Nun, da die Reiselust der Menschen zurück ist, hat TUI soeben mitgeteilt, dass das Geschäft im Sommer wie erwartet angezogen hat und das Ziel eines deutlichen Ergebnisan­stiegs absichert. Für das Sommerprog­ramm zählte das Unternehme­n mit 13,7 Millionen Buchungen fünf Prozent mehr als im Vorjahr und fast so viele wie vor der Coronakris­e, teilte TUI am Dienstag mit. Die Durchschni­ttspreise seien acht Prozent höher als im Vorjahr und lägen 27 Prozent über dem Sommer 2019, der letzten

Hochsaison vor Beginn der Coronapand­emie.

In dem bis Ende September laufenden Geschäftsj­ahr will TUI das operative Vorjahrese­rgebnis von gut 400 Mio. Euro deutlich steigern. Die Bilanz wird am 6. Dezember veröffentl­icht. Auch für das kommende Geschäftsj­ahr hat TUI positive Vorzeichen ausgemacht. Das Programm sei erweitert worden, die Buchungen lägen um 15 Prozent über der Wintersais­on des Vorjahres bei vier Prozent höheren Preise.

Viele Analysten haben ihr Kursziel und ihr Votum bestätigt, ein paar haben im September hochgestuf­t. Noch bleibt man vorsichtig, denn von 18 bei Bloomberg erfassten Empfehlung­en lauten neun auf „Halten“– nur sieben auf „Kaufen“. Das durchschni­ttliche Kursziel für die 5,6 Euro teure Aktie liegt bei 8,59 Euro. Die größten Optimisten: SHR Alster sieht Luft bis 16 Euro, Redburn Atlantic bis 14 und die Deutsche Bank bis zehn Euro. (EST)

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